Hahn Otto

Otto Siegfried Hahn

*21.9.1923 in Prichsenstadt; ✡ 21.1.1999 in Flushing, Queens, New York

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Moritz Hahn *23.4.1884 in Prichsenstadt; ✡31.3.1939 in Würzburg

Mutter Babette Gottlieb *6.11.1891 in Fürth; ✡16.4.1938 in Würzburg

Großvater Abraham Hahn *20. 10. 1858 in Kirchschönbach; 5.3.1935 in Prichsenstadt (Mehl- und Getreidehändler)

Großmutter Jette Sondhelm *19.6.1858 Kleinlangheim; ✡11.5.1885 Prichsenstadt

2. Frau des Großvaters Ernestine Hahn *29.1.1861 in Kirchschönbach; ✡20.1.1941 in Würzburg

Geschwister

Ilse Hahn *28.1.1922 in Prichsenstadt; ✡Izbica, Lublin vor 1945

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Prichsenstadt; Gerolzhofen, Mainfranken; Hattenhof

Heirat 16.1. 1948 in New York mit Marga Loewi *18.7.1927 in Erlangen; Riga-Überlebende

Kinder

Judith Hahn *5. 4. 1950 in New York

Jeffrey Hahn *31. 12. 1953 in New York

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 Otto Hahn auch in Nürnberg erfasst bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 mit Schwester Ilse und Ernestine Hahn in Prichsenstadt bei Minderheiten-Volkszählung

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

Otto Hahn zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

 Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen bei, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nungen in „Jü­di­sches Arbeitseinsatzlager“ oder „Forst-und Ernte­ein­satz­lager“; der Einsatz erfolgte auf Weisung lokaler Behörden/Arbeitsämter.

Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager  z.B von Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Landwerk Neuendorf und Steckelsdorf oder in Westfalen die Arbeitseinsatzlager Paderborn und Bielefeld.

Die Auflösung des Gehringshofs erfolgte im Verlauf des Sommers 1941 auf Druck der Behörden. Die letzten Chaluzim zumeist Madrichim wurden am 5. Oktober 1941 abgemeldet

Deportation nach Riga

Es bleiben aber 10 Chaluzim auf dem Hof zurück.

Gehringshof Lohnbuch Oktober 1941

Oktober 1941 werden noch 10 Chawerim im Lohnbuch des Jüdischen Lehrguts  geführt: Alfred Fuchs, Gustav Gelles, Max Goldschmidt, Otto Hahn, Hans Jacobs, Horst Jüngster, Berta Sipper, Siegfried Strauss, Erich Wassermann, Lilli Zaskis; ebenfalls noch auf dem Hof: Fritz Nussbaum

27.11.1942 Ankündigung der Gestapo für den Regierungsbezirk Kassel über den anstehenden Transport in den Osten von 1035 Juden, „der für die Evakuierung in Frage kommende Personenkreis“

Ende November 1941 Verbringung der 7 bzw. 6 noch auf dem Gehringshof verbliebenen Juden nach Fulda, Hans Jacobs war von der Transportliste gestrichen. Es erfolgte keine offizielle Abmeldung mehr

8.12.1942 Verbringung der Juden aus den örtlichen Sammellagern in Personenzügen nach Kassel in das Sammellager Turnhalle an der Wörthschule.

9.12.1941 nachmittags mit 1024 Menschen aus dem Regierungsbezirk Kassel nach Riga

12.12.1941 Ankunft in Riga Skirotawa; Fußmarsch ins Ghetto

12.10.1943 Aufnahme in das Ghetto Kaiserwald

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga und seiner Außenlager

6. November 1943 Aufnahme KL Kaiserwald, Riga, Kasernierung im Außenlager

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6. – 8.8.1944 1. Großer Transport mit 6382 Juden auf der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

9.8.1944 Ankunft in Stutthof

13.8.1944 Deportation mit dem Zug aus Stutthof nach Buchenwald

16.8.1944 Ankunft mit 1350 Männern aus Stutthof in Buchenwald

4 Wochen im Quarantänelager im KL Buchenwald, Unterbringung in Wehrmachtspferdeställen und Zelten im „Kleinen Lager“, Code „Z“; Buchenwald-Häftlingsnummer 82063

8.9.1944 Verlegung einer großen Gruppe von Riga-Häftlingen ins Arbeitskommando „Wille“, Hydrierwerke in Tröglitz, Braunkohleverflüssigung der BRABAG zusammen mit Hans Jacobs

Die Räumung des Buchenwald -Außenlagers Wille

7.4.1945 Befehl der SS, das Lager Tröglitz zu räumen; 3000 Häftlinge deportiert in offenen Güterwaggons mit dem Ziel KZ Theresienstadt

15.4.1945 Der Transportzug erreicht den Erzgebirgskamm. Auf dem Bahnhof Marienberg-Gelobtland zwingen amerikanische Jagdbomber den Zug zum Halten, was einige Häftlinge nutzen, um zu fliehen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 146 Häftlinge gestorben, die in einem Massengrab bestattet wurden. Während der Fahrt gelingt es einigen Häftlingen abzuspringen, und in die nahen Wälder zu fliehen.

17.4.1945 Vor dem Bahnhof Reitzenhain zerstören amerikanische Jagdbomber die Lokomotive. Viele Gefangene versuchen zu fliehen. Unter dem Kommando von Transportleiter SS-Oberscharführer Schmidt beteiligen sich Einwohner an der Jagd auf die Geflohenen. Dabei kommen weitere 388 Häftlinge ums Leben.

18.4.1945  Schmidt befiehlt den Fußmarsch Richtung Theresienstadt. Auf diesem Todesmarsch sterben weitere 354. Erst am 7. Mai wird der Rest bei Kaplitze von tschechischen Partisanen befreit. Nur 2100 Häftlinge erreichen Theresienstadt lebend

8.5.1945 Ankunft der Roten Armee, Befreiung in Theresienstadt

Nach der Befreiung

18.-27.7.1946 Marga Loewy mit ihrer Mutter Rosa auf der USS MARINE PERCH von Bremen nach New York

22.-31.8.1946 Otto Hahn auf der USS MARINE PERCH von Bremen nach New York

2024 Marga Hahn lebt noch in New York, ihr Sohn Jeffrey ebenfalls und ihre Tochter in Florida

Gedenken

11.4.1974 Pages of Testimony für seine Schwester Ilse von Otto Hahn

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Persönliche Mitteilung von Wolf-Dieter Gutsch, 2024

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Joseph Walk, Kurzbiografien zur Geschichte der Juden, Leo Baeck Institute

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7147); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7167); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

list of jewish population from Hattenhof HO SARA CAMP from 1936 till 1941

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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