Zatzkis Lilli

Lilli Zatzkis

*5.6.1921 in Mannheim; ✡ unbekannt

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Isidor Jolander Jehuda Zatzkis *5.6.1886 in Malenke, Ukraine; Auschwitz

Mutter Rosa Nissenbaum *11.1.1890 in Theofipol, Ukraine; Auschwitz

Geschwister

Beruf landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberporgrom

11.11.1938 Vater in „Schutzhaft“ im KL Dachau

17.5.1939 mit beiden Eltern in Mannheim bei Minderheiten-Volkszählung

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

4.9.1940 Lilli Zatzkis zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

 Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen bei, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nungen in „Jü­di­sches Arbeitseinsatzlager“ oder „Forst-und Ernte­ein­satz­lager“; der Einsatz erfolgte auf Weisung lokaler Behörden/Arbeitsämter.

Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager  z.B von Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Landwerk Neuendorf und Steckelsdorf oder in Westfalen die Arbeitseinsatzlager Paderborn und Bielefeld.

Die Auflösung des Gehringshofs erfolgte im Verlauf des Sommers 1941 auf Druck der Behörden. Die letzten Chaluzim zumeist Madrichim wurden am 5. Oktober 1941 abgemeldet

Deportation nach Riga

Es bleiben aber 10 Chaluzim auf dem Hof zurück

Gehringshof Lohnbuch Oktober 1941

Oktober 1941 werden noch 10 Chawerim im Lohnbuch des Jüdischen Lehrguts  geführt (Alfred Fuchs, Gustav Gelles, Max Goldschmidt, Otto Hahn, Hans Jacobs, Horst Jüngster, Berta Sipper, Siegfried Strauss, Erich Wassermann, Lilli Zaskis); ebenfalls noch auf dem Hof: Fritz Nussbaum

27.11.1942 Ankündigung der Gestapo für den Regierungsbezirk Kassel über den anstehenden Transport in den Osten von 1035 Juden, „der für die Evakuierung in Frage kommende Personenkreis“

Ende November 1941 Verbringung der 6 noch auf dem Gehringshof verbliebenen Juden nach Fulda, Hans Jacobs war von der Transportliste gestrichen. Es erfolgte keine offizielle Abmeldung mehr

8.12.1942 Verbringung der Juden aus den örtlichen Sammellagern in Personenzügen nach Kassel in das Sammellager Turnhalle an der Wörthschule.

9.12.1941 nachmittags mit 1024 Menschen aus dem Regierungsbezirk Kassel nach Riga

12.12.1941 Ankunft in Riga Skirotawa; Fußmarsch ins Ghetto

23.12.1941 Lilli Zatzkis in das 1907 von Bertha Pappenheim gegründete Heim des jüdischen Frauenbundes, in Neu-Isenburg, Taunusstraße 9, das gefährdete Mädchen, Schwangere und ledige Mütter mit Kinder aufnahm. Vorstellbar wäre eine Schwangerschaft, die Entbindungen erfolgten üblicherweise in Frankfurt.

Die Schließung des Frauenheims erfolgte am 31.3.1942(!)

28.3.1942 abgemeldet aus Neu-Isenburg nach Frankfurt; als Anlaufstelle der Neu-Isenburger Kinder und Jugendlichen nach der Schließung wird häufig genannt: Kinderhaus der weiblichen Fürsorge in Frankfurt, Hans-Thoma-Straße 24

Von diesem Zeitpunkt an gibt es keine bekannten Daten mehr.

Wagner-Bürckel-Aktion

22.10.1940 Beide Eltern mit 116 Juden aus Mannheim, insgesamt 5600 Juden aus Baden, sowie 900 Juden aus der Pfalz und dem Saarland nach Gurs deportiert

6.8.1942 Deportation der Eltern ins Sammellager Drancy

12.8.1942 Deportation der Eltern von Drancy nach Auschwitz

15.8.1942 Tod der Eltern in Auschwitz

Gedenken

12.12.1956 Pages of Testimony für Lilli und ihre Eltern von Berta Kwasniewski, einer Verwandten

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de996775

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de996772

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de996777

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70385348

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70461962

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Joseph Walk, Kurzbiografien zur Geschichte der Juden, Leo Baeck Institute

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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