Alfred „Fredi“ Fuchs
*6.2.1923 in Kitzingen ; ✡ in Riga
Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos
Vater Abraham Fuchs *15.12.1885 in Kikol, Lipno, Polen; nach März 1942 Bezirk Lublin
Mutter Mathilde Adler *23.6.1886 in Heubach; nach März 1942 Bezirk Lublin
Geschwister
Elly Fuchs *15.6.1920 in Kitzingen
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Kitzingen, Schrannenstraße 57
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
12.1.1918 Zuzug des Vaters aus Köigstein/Taunus nach Kitzingen
1919 Heirat der Eltern in Kitzingen
Vater Abraham war Schochet und Synagogendiener der SG Kitzingen; das Haus in der Schrannenstraße stand unmittelbar neben der Synagoge
10.11.1938 in den Morgenstunden wird die Synagoge verwüstet; der Versuch, neben der brennenden Synagoge auch das Haus der Familie Fuchs in Brand zu setzen, wird vereitelt. Vater Abraham wird vom SA-Mob niedergeschlagen
17.5.1939 Alfred Fuchs in Hattenhof bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Eltern und Schwester Elli in Kitzingen bei Minderheiten-Volkszählung
4.6.1939 Schwester Elly nach England verm. mit „domestic permit“
6.6.1939 Einzug der Reisepässe für Alfred und seine Eltern in Kitzingen
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
14.3.1939 Alfred Fuchs zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash
Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen bei, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennungen in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“ oder „Forst-und Ernteeinsatzlager“; der Einsatz erfolgte auf Weisung lokaler Behörden/Arbeitsämter.
Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager z.B von Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Landwerk Neuendorf und Steckelsdorf oder in Westfalen die Arbeitseinsatzlager Paderborn und Bielefeld.
Die Auflösung des Gehringshofs erfolgte im Verlauf des Sommers 1941 auf Druck der Behörden. Die letzten Chaluzim zumeist Madrichim wurden am 5. Oktober 1941 abgemeldet
Deportation nach Riga
Es bleiben aber 10 Chaluzim auf dem Hof zurück.
Oktober 1941 werden noch 10 Chawerim im Lohnbuch des Jüdischen Lehrguts geführt: Alfred Fuchs, Gustav Gelles, Max Goldschmidt, Otto Hahn, Hans Jacobs, Horst Jüngster, Berta Sipper, Siegfried Strauss, Erich Wassermann, Lilli Zaskis; ebenfalls noch auf dem Hof: Fritz Nussbaum
27.11.1942 Ankündigung der Gestapo für den Regierungsbezirk Kassel über den anstehenden Transport in den Osten von 1035 Juden, „der für die Evakuierung in Frage kommende Personenkreis“
Ende November 1941 Verbringung der 7 bzw. 6 noch auf dem Gehringshof verbliebenen Juden nach Fulda, Hans Jakob war von der Transportliste gestrichen. 8.12.1941 Alfred Fuchs abgemeldet aus dem Gehringshof.
8.12.1942 Verbringung der Juden aus den örtlichen Sammellagern in Personenzügen nach Kassel in das Sammellager Turnhalle an der Wörthschule.
9.12.1941 nachmittags mit 1024 Menschen aus dem Regierungsbezirk Kassel nach Riga
12.12.1941 Ankunft in Riga Skirotawa; Fußmarsch ins Ghetto
Deportation der Eltern nach Izbica
24.3.1942 Beide Eltern mit 72 Juden aus Kitzingen auf Transport ab Nürnberg ins Ghetto Izbica bei Lublin
Gedenken
Stolpersteine für Alfred und seine Eltern in Kitzingen, Schrannenstraße 57
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11196711
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420324-Wuerzburg1.jpg
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de871695
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de871834
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Joseph Walk, Kurzbiografien zur Geschichte der Juden, Leo Baeck Institute
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf