Jacobs Hans

Hans Jacobs

*25.2.1923 in Berlin ;

✡ verm. 25.4.1945 in Aholfing auf dem Todesmarsch oder in Tröglitz bei Bombenangriff

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater unbekannt

Mutter Rosa Jakobs *8.10.1898 in Sögel; ✡7.7.1944 in Auschwitz

1935 heiratet Rosa in Emden Daniel de Beer

Halbgeschwister

Fritz de Beer *27.7.1936 in Emden; ✡7.7.1944 in Auschwitz

Erika de Beer *20.10.1937 in Emden; ✡7.7.1944 in Auschwitz

Großvater Jakob Jacobs *9.7.1864 in Börger; ✡10.5.1939 in Sögel

Großmutter Berta Reingenheim *15.4.1864 in Hopsten; ✡10.3.1943 in Theresienstadt

Onkel David Jacobs *5.2.1897 in Sögel; ✡1942 in Salaspils

Geschwister

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Berlin; Sögel, Nordstraße 49; Hattenhof

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

10.5.1939 Tod des Großvaters Jakob Jacobs

17.5.1939 mit der Großmutter und den drei Onkeln David, Jordan und Philipp Jacobs mit Ehefrau Flory geb. Goldwein in Sögel bei Minderheiten-Volkszählung

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

1939/1940 Hans Jacobs zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

 Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen bei, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nungen in „Jü­di­sches Arbeitseinsatzlager“ oder „Forst-und Ernte­ein­satz­lager“; der Einsatz erfolgte auf Weisung lokaler Behörden/Arbeitsämter.

Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager  z.B von Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Landwerk Neuendorf und Steckelsdorf oder in Westfalen die Arbeitseinsatzlager Paderborn und Bielefeld.

Die Auflösung des Gehringshofs erfolgte im Verlauf des Sommers 1941 auf Druck der Behörden. Die letzten Chaluzim zumeist Madrichim wurden am 5. Oktober 1941 abgemeldet

Deportation nach Riga

Es bleiben aber 10 Chaluzim auf dem Hof zurück.

Gehringshof Lohnbuch Oktober 1941

Oktober 1941 werden noch 10 Chawerim im Lohnbuch des Jüdischen Lehrguts  geführt: Alfred Fuchs, Gustav Gelles, Max Goldschmidt, Otto Hahn, Hans Jacobs, Horst Jüngster, Berta Sipper, Siegfried Strauss, Erich Wassermann, Lilli Zaskis; ebenfalls noch auf dem Hof: Fritz Nussbaum

27.11.1942 Ankündigung der Gestapo für den Regierungsbezirk Kassel über den anstehenden Transport in den Osten von 1035 Juden, „der für die Evakuierung in Frage kommende Personenkreis“

Hans Jakob steht auch auf der Ankündigungsliste. Er ist offenbar nach Sögel zu seiner Familie gefahren.

Im Dezember wird Hans Jakobs von der Fulda-Transportliste gestrichen.

Ende November 1941 Verbringung der 6 noch auf dem Gehringshof verbliebenen Juden nach Fulda, Hans Jakob war von der Transportliste gestrichen. Es erfolgte keine offizielle Abmeldung mehr

8.12.1942 Verbringung der Juden aus den örtlichen Sammellagern in Personenzügen nach Kassel in das Sammellager Turnhalle an der Wörthschule.

9.12.1941 nachmittags mit 1024 Menschen aus dem Regierungsbezirk Kassel nach Riga

12.12.1941 Ankunft der Gehringshofgruppe  in Riga Skirotawa; Fußmarsch ins Ghetto

Die Ermordung des Stiefvaters Daniel de Beer in Emden

1935 die Mutter Rosa heiratet in Emden Daniel de Beer (*28.6.1899 ✡23.11.1938 in Emden)

Aus dieser Ehe stammen zwei Halbgeschwister Fritz *27.7.1936 und Erika *20.10.1937

9./10. November 1938 Daniel de Beer in der Pogromnacht in Emden von SA-Männern verhaftet und  zur Polizeiwache am Delft gebracht. Ein SA-„Obertruppführer“ Böhmer zerrte ihn kurze Zeit später aus dem Wachlokal. Es fiel ein Schuss und de Beer blieb blutend neben den Kanonen vor der Polizeiwache liegen.

23.11.38 Daniel de Beer stirbt an den Folgen des Lungendurchschusses in Emden

Flucht der Mutter in die Niederlande

26.1.1939 Rosa de Beer flieht mit den beiden Kleinkindern nach Holland.

6.3.1940 Rosa geht mit den Kindern in das von der ndl. Regierung errichtete Vluchtelingenkamp Westerbork, noch vor dem Überfall der Wehrmacht auf die Niederlande am 10.5.1940; sie gehört somit zu den „Oude kampbewoners“, was in den ersten Jahren einen gewisssen Schutz vor Deportationen bedeutete; sie leben in Baracke 12

18.1.1944 Rosa de Beer mit den beiden Kindern auf Transport XXIV/2 von Westerbork nach Theresienstadt gestellt

16.5.1944 Mutter auf Transport Ea von Theresienstadt nach Auschwitz

7.7.1944 Tod der Mutter Rosa de Beer mit den Halbgeschwistern in Auschwitz

Hans Jacobs mit seinen Onkeln auf dem Transport Münster-Osnabrück-Bielefeld Riga

Ende November flüchtet Hans aus dem Gehringshof wegen der anstehenden Deportation von Kassel nach Riga zu seiner Großmutter und den Onkeln nach Sögel. Die Großeltern hatten die elterliche Fürsorge für Hans; er gibt sie auch noch 1944 in Buchenwald als seine Eltern aus.

November 1941 Ankündigung der Gestapo Osnabrück zur „Umsiedlung in den Osten“

Hans Jakobs geht mit den beiden Onkeln David und Jordan auf den TransportMünster-Osnabrück-Bielefeld Riga

11.12.1941 frühmorgens noch in der Dunkelheit werden 38 Juden auf dem Marktplatz in Sögel auf Lastwagen verfrachtet und nach Osnabrück zu den Viehhallen verbracht

Zwei Nächte im Sammellager, mit Stroh ausgelegte Turnhalle nahe des Bahnhofs

11.12.-13.12.1941 Münster Osnabrück Bielefeld nach Riga

15.12.1941 23 Uhr Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa

16.12.1941 Fußmarsch ins Ghetto Riga

22.12.1942 500 junge Männer aus den ersten Transporten Köln, Kassel, Düsseldorf, Bielefeld, Hannover vom Ghetto zum Aufbau nach Salaspils

15.3.1942 2. Dünamünde-Aktion im Ghetto Riga;

Onkel David stirbt in den ersten Monaten des Jahres 1942 im Außenlager Salaspils

Onkel Jordan stirbt ebenfalls 1942 in Riga

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

6. November 1943 Aufnahme KL Kaiserwald, Riga, Kasernierung im Außenlager

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga und seiner Außenlager

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6. – 8.8.1944 1. Großer Transport mit 6382 Juden auf der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

9.8.1944 Ankunft in Stutthof

13.8.1944 Deportation mit dem Zug aus Stutthof nach Buchenwald

16.8.1944 Ankunft mit 1350 Männern aus Stutthof in Buchenwald

4 Wochen im Quarantänelager im KL Buchenwald, Häftlingsnummer 82455

Unterbringung in Baracken/Wehrmachtspferdeställen und Zelten im „Kleinen Lager“, Code „Z“;

9.9.1944 Verlegung einer großen Gruppe von Riga-Häftlingen ins Arbeitskommando „Wille“, Hydrierwerke in Tröglitz, Braunkohleverflüssigung der BRABAG

Die Räumung des Buchenwald -Außenlagers Wille

6.2.1945 Verlegt 7.4.1945 Befehl der SS, das Lager Tröglitz zu räumen; 3000 Häftlinge deportiert in offenen Güterwaggons mit dem Ziel KZ Theresienstadt

15.4.1945 Der Transportzug erreichte den Erzgebirgskamm. Auf dem Bahnhof Marienberg-Gelobtland zwingen amerikanische Jagdbomber den Zug zum Halten, was einige Häftlinge nutzen, um zu fliehen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 146 Häftlinge gestorben, die in einem Massengrab bestattet wurden. Während der Fahrt gelingt es einigen Häftlingen abzuspringen, und in die nahen Wälder zu fliehen.

17.4.1945 Vor dem Bahnhof Reitzenhain zerstören amerikanische Jagdbomber die Lokomotive. Viele Gefangene versuchen zu fliehen. Unter dem Kommando von Transportleiter SS-Oberscharführer Schmidt beteiligen sich Einwohner an der Jagd auf die Geflohenen. Dabei kommen weitere 388 Häftlinge ums Leben.

verm. Tod 25.4.1945 bei der Evakuierung von Tröglitz nach Theresienstadt

1950 Bei Umbettung im Kreis Aholfing erkannte Häftlingsnummer 82455

Mögliches Todesdatum 25.4.1945 in Aholfing/Straubing auf dem Todesmarsch

Gedenken

6.12.1970 Pages of Testimony für die Mutter Rosa, den Stiefvater und die Halbgeschwister von Arthur de Beer

Stolpersteine für seine Mutter Rosa, den Stiefvater und die Halbgeschwister in Emden

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de887391

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de851233

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de851229

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de851228

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1568040

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_411213-o9.html

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Joseph Walk, Kurzbiografien zur Geschichte der Juden, Leo Baeck Institute

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70443202

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5016120

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130256362

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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