Sally Sol Lemberger
*29.11.1923 in Rexingen, Horb; ✡ 9.10.2009 in Baltimore
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Isidor Lemberger *23.10.1892 in Rexingen; ✡ 1943 in Riga/Auschwitz
Mutter Rosa Gideon *6.3.1900 in Rexingen; ✡ 1942 in Riga
Geschwister
Sigwart Lemberger *10.3.1927 in Rexingen; ✡1943 in Riga
Lothar Lemberger *16.4.1933 in Rexingen; ✡ 1943 in Riga
Erich Lemberger *4.9.1935 in Rexingen; ✡ 1943 in Riga
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant; Metzger
Adressen Rexingen, Freudenstädter Str. 11; Hattenhof;
Heirat 1947 Ruth Lang *27.7.1925 in Süßen; ✡11.12.1999 in Baltimore
Kinder
Irving Lemberger *23.6.1950
Larry Lemberger *1.7.1953
Weiterer Lebensweg
Besuch der jüdischen Volksschule in Rexingen
Seine Lehrer sind der Zionist Wolf Seev Berlinger und Helmut Kahn
17.5.1939 mit den Eltern und Brüdern in Rexingen bei Minderheiten-Volkszählung
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
1940 Besuch einer Vorbereitungsschule für Einwanderer nach Palästina im Jahre
30.7.1940 Sally Lemberger zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash
Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.
11.5.1941 Sally Lemberger abgemeldet aus dem Gehringshof, Hattenhof
Deportation der Familie Lemberger nach Riga Jungfernhof
19.11.1941 Postzustellung des Evakuierungsbefehls der Gestapo
26.11.1941 Beginn der Internierung in den Ausstellungshallen auf dem Killesberg Stuttgart; Familie Lemberger aus Rexingen verbracht nach Stuttgart
1.12.1941 Transport mit der Familie vom Inneren Nordbahnhof Stuttgart nach Riga
4.12.1941 Ankunft von 1013 Juden, Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Lager Jungfernhof
13.12.1941 200 (-500) junge Männer aus dem Jungfernhof zum Aufbau nach Salaspils
Sally Lemberger bekommt eine Arbeit in der Lagerküche
26.3.1942 „Dünamünde-Aktion“ im Jungfernhof; 1800 Juden im Wald von Bikernieki erschossen, dazu gehören die Brüder Lothar und Erich;
Sol Lemberger in einer eidesstattlichen Zeugenaussage im Jahre 1967 über die Dünamünde -Aktion:
„Die Aktion nahm einen guten Teil des Tages in Anspruch. Mein Bruder Siegwart, der damals 16 Jahre alt war und später umgekommen ist, war gezwungen beim Verladen zu helfen. Wie er mir nach der Aktion erzählte, hatte er sich an Maiwald gewandt und ihn gebeten, meine anderen beiden jüngeren Brüder nicht wegzusenden, aber ohne Erfolg.“
Bruder Sigwart musste beim Aufladen der Kinder helfen. Er kommt erst später um
Ende März bleiben nur 260 (450?) kräftige Arbeiter im Jungfernhof zurück, dazu gehört auch Salli Lemberger; die übrigen werden ins Ghetto Riga eingewiesen. Sally Lemberger verbleibt bis 1944 im Jungfernhof.
Sommer 1942 die Mutter Rosa stirbt im Ghetto an Flecktyphus
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
Frühjahr 1944 KL Pikko-Kalm bei Oger (36 km südöstlich von Riga ) in Lettland
Juli 1944 Aufnahme KL Kaiserwald, Riga,
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga und seiner Außenlager
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6. – 8.8.1944 1. Großer Transport mit 6382 Juden auf der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig
9.8.1944 Ankunft in Stutthof
13.8.1944 Deportation mit dem Zug aus Stutthof nach Buchenwald
16.8.1944 Ankunft von Sally Lemberger mit 1350 Männern aus Stutthof in Buchenwald
4 Wochen im Quarantänelager im KL Buchenwald, Unterbringung in Wehrmachtspferdeställen und Zelten im „Kleinen Lager“, Code „Z“; Buchenwald-Häftlingsnummer 82036
8.9.1944 Verlegung einer großen Gruppe Riga-Häftlinge ins Arbeitskommando „Wille“, Hydrierwerke in Tröglitz, Braunkohleverflüssigung der BRABAG
Die Räumung des Buchenwald -Außenlagers Wille
7.4.1945 Befehl der SS, das Lager Tröglitz zu räumen; 3000 Häftlinge deportiert in offenen Güterwaggons mit dem Ziel KZ Theresienstadt
15.4.1945 Der Transportzug erreicht den Erzgebirgskamm. Auf dem Bahnhof Marienberg-Gelobtland zwingen amerikanische Jagdbomber den Zug zum Halten, was einige Häftlinge nutzen, um zu fliehen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 146 Häftlinge gestorben, die in einem Massengrab bestattet wurden. Während der Fahrt gelingt es einigen Häftlingen abzuspringen, und in die nahen Wälder zu fliehen.
17.4.1945 Vor dem Bahnhof Reitzenhain zerstören amerikanische Jagdbomber die Lokomotive. Viele Gefangene versuchen zu fliehen. Unter dem Kommando von Transportleiter SS-Oberscharführer Schmidt beteiligen sich Einwohner an der Jagd auf die Geflohenen. Dabei kommen weitere 388 Häftlinge ums Leben.
18.4.1945 Schmidt befiehlt den Fußmarsch Richtung Theresienstadt. Auf diesem Todesmarsch sterben weitere 354. Erst am 7. Mai wird der Rest bei Kaplitze von tschechischen Partisanen befreit.
Nur 2100 Häftlinge erreichen Theresienstadt lebend; dazu zählen auch Viktor Kahn und Otto Hahn
8.5.1945 Ankunft der Roten Armee, Befreiung in Theresienstadt
1.1.1946 Sally Lemberger im DP-Lager Stuttgart-Degerloch
1946 Auswanderung in die USA
1947 Heirat in New York mit Ruth Lang aus Süßen; Überlebende von Riga-Jungfernhof
Gedenken
26.10.1991 Pages of Testimony für seine Eltern und Brüder von Sol Lemberger
Quellen
https://www.gedenkstaettenverbund-gna.org/online-ausstellung/sally-lemberger
https://www.gedenkstaettenverbund-gna.org/images/downloads/gedenkstaettenrundschau/GR_7_201111.pdf
Sol Lemberger, Eidesstattliche Zeugenaussage 23.6.1967
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de910543
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de910556
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de910562
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de910552
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de910535
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf