Emilie Edith Noemi Nami Nanny Fanny Katz
*5.1.1923 in Guxhagen; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Emil Katz *23.2.1888 in Guxhagen; ✡16.5.1922 in Guxhagen
Mutter Bertha geb. Katz *19.11.1885 in Guxhagen; ✡ nach 1941 im Ghetto Riga
Geschwister
Else Katz *17.1.1908 in Guxhagen; ✡?; oo Karl Erdmann
Lothar Katz *26.4.1920 in Guxhagen; ✡nach 1941 im Ghetto Riga
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Guxhagen; Würzburg, Haugerring 19; Steckelsdorf
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 Nanny Katz in Würzburg, Haugerring 19 bei Minderheiten-Volkszählung
1939 Bruder Lothar zur Hachschara ins Lehrgut Schocken – Gut Winkel in Spreenhagen
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
8.11.1939 Nanni Katz zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
11.7.1942 Nanni Katz deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Nanni Katz in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Keine weiteren Daten bekannt
Deportation nach Riga
8.12.1941 Verhaftung von Mutter Bertha und Bruder Lothar mit 34 Guxhagener Juden und Verbringung nach Kassel Turnhalle Wörthschule Schützenstraße
9.12.1941 Mutter Bertha und Bruder Lothar auf Transport Kassel nach Riga
Fahrtroute über Berlin, Breslau, Posen, Königsberg, Riga-Skirotawa
12.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga bei 40 Grad minus
Tod von Mutter Bertha und Bruder Lothar in Riga
Gedenken
14.7.2005 Page of Testimony für Bruder Lothar von Gut-Winkel Chawerah Gertrud Weinflasz
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450688
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11194863
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-8.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-9.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de11764866
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de894647
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de894641
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020