Theo Kurzweil
*12.5.1926 in Fürth; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Moses Kurzweil *19.4.1875 in Pressburg/Bratislava; ✡11.10.1943 Theresienstadt
Mutter Lea Lina Finke *22.6.1884 in Theilheim; ✡10.9.1943 Theresienstadt
Onkel Michael Kurzweil *2.12.1876 in Pressburg/Bratislava; ✡12.5.1942 in Auschwitz
Tante Amalie Kunstadt *2.7.1880 in Pressburg/Bratislava; ✡? in Auschwitz
Cousin Julius Kurzweil *6.6.1916 in Frankfurt; 6.8.2007
Geschwister

Walter Kurzweil *30.1.1915 in Mönchsroth; oo Regina Heisler

Isi Isidor Jitzchak Kurzweil *2.1.1918 in Würzburg
Adolf Amram Kurzweil *30.8.1920; 2.1.2002
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Fürth; Treuchtlingen, Uhlengasse 5; Frankfurt, Fichtestraße 5/II; Berlin; Wittlich; Steckelsdorf
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1923-1938 Vater Moses war Kantor und Schächter in Treuchtlingen,
Mutter Lina war ausgebildete Krankenschwester
Frühe Flucht der Brüder Walter und Isi in die Tschechslowakei
November 1938 Umzug nach Frankfurt
17.5.1939 die Eltern Moses und Lina, Onkel Michael und Frau Amalie sowie Cousin Julius in Frankfurt bei Minderheiten-Volkszählung
Die Brüder Walter, Isidor und Adolf sowie Cousin Julius emigrieren nach Palästina
15.4.1937 Ankunft von Bruder Isi in Haifa mit Arbeiterzertifikat Kategorie C/LS
13.9.1937 Ankunft von Bruder Walter in Haifa mit Arbeiterzertifikat Kat. C/LS

17.5.1939 Alija beth von Bruder Adolf; Einschiffung im rumänischen Donauhafen Tulcea mit 906 Maccabi-Revisionisten auf den griechischen Dampfer SS LIESEL
2.6.1939 die SS LIESEL von Schiffen der Royal Navy vor Haifa aufgebracht
4.6.1939 Entlassung von Bruder Adolf mit allen Passagieren
22.10.1939 Ankunft von Cousin Julius auf der SS GALILEA in Haifa
Exkurs Zwangsarbeiterlager Reichsautobahn (RAB) in Wittlich
Theo Kurzweil zur Zwangsarbeit in das RAB-Lager Wittlich
Ab Ende 1939 entstanden 18 Reichsautobahn (RAB)-Lager für den Bau der Eifel-RAB
Oktober 1940 etwa 5000 Zwangsarbeiter, davon 2000 französische Kriegsgefangene
Frühjahr 1941 Abzug der RAB- Zwangsarbeiter überwiegend in die Rüstungsindustrie durch den „Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen“ und Rüstungsminister Fritz Todt,
Auf Drängen von Gauleiter Gustav Simon reduzierter Straßenbau mit Zwangsarbeitern aus Luxemburg, 54 Juden kamen ins RAB-Lager in Greimerath bei Wittlich. Das von SS bewachte RAB-Lager Greimerath bestand aus zwei Baracken für 200 Zwangsarbeiter.
Oktober 1941 wurde das Lager aufgelöst
17.10.1941 Deportation der Luxemburger Juden ins Ghetto Lodz
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Theo Kurzweil zunächst aus Frankfurt abgemeldet nach Neuendorf; dann zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow

11.7.1942 Theo Kurzweil deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Theo Kurzweil in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Tod der Eltern in Theresienstadt

16.9.1942 Eltern auf Transport XII/3 von Frankfurt nach Theresienstadt
10.9.1943 Tod der Mutter in Theresienstadt

11.10.1943 Tod des Vaters in Theresienstadt
Gedenken
Pages of Testimony für Theo und die Eltern von Bruder Jitzchak Kurzweil
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1097057
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450688
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/XII3-29.jpg
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020