Gisela Golda Landau
*23.9.1921 in Landshut, Lancut; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit staatenlos
Religion jüdisch
Vater Hersch Meilech Landau *9.11.1886 in Markowa, Przeworsk; ✡25.9.1929 in Sachsenhausen
Mutter Lea Fellner *28.6.1890 in Lancut; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Großeltern Akiwa und Etka Landau
Großeltern Jehuda Fellner und Zipora Faust (*1852 in Lancut)
Geschwister
Sala Sima Landau *1919 in Berlin
Karl Akiva Landau *26.3.1920 in Berlin; ✡26.9.1975 in Tel Aviv
Manfred Moses Landau *22.3.1923 in Berlin; ✡19.7.2015 in London
Benno Landau *26.1.1925 in Berlin; ✡28.12.2016 in London; oo Feldman
Siegbert Shaul Landau *15.4.1927 in Berlin; ✡März 1999 in St.Martin, London
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Berlin, Prenzlauer Straße 56; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1.4.1928 Einschulung in die private Volksschule der jüdischen Gemeinde
17.5.1939 mit den Eltern und den Brüdern Siegbert und Benno in Berlin Mitte bei Minderheiten-Volkszählung
1. und 2. Polenaktion
28.10.1938 1. Polenaktion, Abschiebung der Juden mit polnischem Pass nach Zbaszyn
28.10.1938 Vier Chaluzim mit polnischem Pass verhaftet in Steckelsdorf, ausgewiesen in der ersten Polenaktion und nach Zbaszyn deportiert
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
Anfang September 1939 Inhaftierung aller polnischstämmigen jüdischen Männer und polnischer Verbandsfunktionäre als feindliche Ausländer in die örtlichen Polizeigefängnisse
Mitte September 1939 Verlegung der Verhafteten in die KL Buchenwald, Sachsenhausen und Dachau
13.9.1939 Vater Hersch in das KL Sachsenhausen
25.9.1939 Tod des Vaters im KL Sachsenhausen
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
1939 Gisela Landau zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
11.7.1942 Gisela und ihre Mutter Landau deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Gisela und Lea Landau in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Gedenken
28.1.1957 Pages of Testimony für Lea, Hersch, Sala Sima Landau von Onkel Abraham Fellner
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1098039
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1097953
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1097887
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450689
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020