
Irma Susanne Philipsthal

*8.3.1922 in Stolp; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Benno Philipsthal *18.3.1884 in Stolp; ✡Okt 1973 in Haifa
Mutter Eva Chava Gottschalk *25.1.1900 in Stolp;
Geschwister –
Ellen Philipsthal *4.7.1923 in Stolp; ✡ 27.10.1993 in Haifa; oo Hans Tänzer
Vera Aviva Philipsthal *7.10.1924 in Stolp; ✡ ? ; oo Kahn
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Stolp; Berlin Grunewald; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 Eltern und Schwester Vera in Stolp bei Minderheiten-Volkszählung
1939 Irma zunächst auf der jüdischen Haushaltsschule Berlin Grunewald
Schwester Ellen im Landwerk Ahrensdorf
17.5.1939 Schwester Ellenin Jüterbog-Luckenwalde, Ahrensdorf bei Minderheiten-Volkszählung
Chaluza Eva Mittler erinnert sich an die Gestapo-Kontrollen:
„Und dann war da die Ellen Fillippsthal. Die haben sie genommen: „Du bist doch die Ellen Fillippsthal. Gestern haben wir deine Eltern ermordet.“ So, einfach so. Sachen, die man – die ein Mensch! – nicht verstehen kann.“
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
Irma Philipsthal zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow

11.7.1942 Irma Philipsthal deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Irma Philipsthal in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Keine weiteren Daten bekannt
Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport
16.8.1940 Die Eltern Benno und Eva sowie Schwester Vera auf Alija Beth von Berlin über Wien mit der SS PACIFIC auf der Schwarzmeerroute nach Haifa
1.11.1940 die Eltern und Schwester Vera geben im Camp Atlith als Referenz an: „Ellen Phillipsthal im Kibbuz Massada bei Kinnereth“
Gedenken
23.5.1955 und 8.2.2000 Pages of Testimony für Irma von Schwester Aviva Khan
Erinnerungsgrabmal für Irma auf dem Ahuzat Barak Common Cemetery, Dovrat
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450689
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020