Markus Wahlfisch *26.7.1925 in Berlin; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Israel Wahlfisch *20.3.1895 in Kiwnica; ✡ vor 1945 in Polen
Mutter Szeidla Ryfka Spatz *11.4.1899 in Przemysl; ✡22.10.1942 in Riga
Geschwister
Sara Wahlfisch *8.6.1923 in Berlin; ✡24.7.1941
Harry Wahlfisch *1.9.1927 in Berlin; ✡22.10.1942 in Riga
Siegmund Wahlfisch *18.10.1929 in Berlin; ✡22.10.1942 in Riga
Lilly Wahlfisch *25.6.1936 in Berlin; ✡22.10.1942 in Riga
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Berlin, Kleine Alexanderstraße 27 a; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
7.4.1932 Einschulung in der jüdischen Volksschule
28.10.1938 Vater Israel vermutlich abgeschoben nach Zbaszyn in der Polenaktion
17.5.1939 mit der Mutter Szeindla und den Geschwistern bei Minderheiten-Volkszählung
29.3.1940 Schulentlassung nach 8 Jahren Volksschule
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
1940 Markus Wahlfisch zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
11.7.1942 Markus Wahlfisch deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Markus Wahlfisch in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
24.7.1941 Tod der Schwester Sara in Berlin
Massenerschießung in Riga
19.10.1942 Mutter Szeindla mit den Geschwistern Harry, Sigmund und Lilly auf dem 21. Osttransport nach Riga
22.10.1942 Ankunft des Transportes in Riga-Skirotawa
22.10.1942 Massenerschießung des Berliner Transportes bis auf 81 zur Zwangsarbeit abgeführte Männer im Hochwald von Bikernieki
Keine weiteren Daten bekannt
Gedenken
Pages of Testimony für die Mutter Szeindla und Geschwister von Abraham Wahlfisch
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1175502
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1174996
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1175006
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1175540
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1174862
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1175104
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450689
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot21.html
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020