Chaim Heinrich Gross/Grosz
*24.9.1912 in Joha, Ungarn; ✡ vor 1945
Staatsangehörigkeit Ungarn
Religion jüdisch
Vater unbekannt
Mutter unbekannt
Schwiegereltern in Mannheim Fischel Felix Flattau und Jenny Nathan (*12.10.1888 aus Lohra)
Geschwister unbekannt
Namensvetter in Steckelsdorf (nicht verwandt)
Herbert Gross *20.5.1923 in Pisz, Polen
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Joha; Mannheim, Clignetstraße 12, Schimperstraße 6, Otto-Beck-Straße 6; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat 1936 in Mannheim Martha Mina Flattau*13.8.1914 in Mannheim
Kinder Felix Gross *14.5.1937 in Mannheim; nach Schweden
Weiterer Lebensweg
11.10.1934 Tod des Schwiegervaters Felix Flattau.
Chaim Groß arbeitet im Unternehmen der Schwiegereltern; Schwiegermutter Jenny Flattau im Verfahren zur „Wiedergutmachung“ im Jahr 1955: „Wir hatten eine Konzession der Milchzentrale Mannheim zur Belieferung von Warenhäusern, Konditoreien und sonstigen Großabnehmern für Molkereiprodukte, sowie umfangreichen Detailverkauf mit viel fester Beamtenkundschaft. Das Geschäft war hauptsächlich ein Familienunternehmen und wurde betrieben von mir, meinem Mann, unseren beiden Töchtern und einem Schwiegersohn, sowie Angestellten.“
März 1939 nach Zwangsverkauf des Unternehmens Emigration der Schwiegermutter nach Palästina

29.3.1939 Ankunft der Schwägerin Edith Flattau mit Studentenzertifikat der Kategorie B(III) in Haifa
Umzug der Fam. Chaim Grosz in die Schimperstraße 6,
Februar 1939 erneuter Umzug in Mannhein in die Otto-Beck-Straße 6.
17.5.1939 Chaim Grosz in Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Chaim Grosz auch in Mannheim erfasst mit Ehefrau Martha und Sohn Felix bei Minderheiten-Volkszählung
Dezember 1939 Kindertransport des 2-jährige Sohnes Felix nach Schweden in eine Pflegefamilie in Stockholm; Felix Grosz blieb Zeit auch nach dem Krieg in Schweden
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Mai 1939 Chaim Gross zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
Madrichim 1940 Chaim Grosz und Richard Heymann
Vermutlich ist Ehefrau ab 1940 auch nach Steckelsdorf gekommen. Sie sind auch nach der Umwandlung von Steckelsdorf in ein jüdisches Arbeitslager noch dort
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
26. 2.1943 endgültige Schließung des Landwerks; Verbringung der letzten sieben jüdischen Bewohner in ein Sammellager in Magdeburg: Ehepaar Leo und Toni Kutzwor, Ehepaar Adolf und Hanne Seligmann, Lotte Stern, Käthe Grünebaum und Max Hammelburger
26.2.1943 Betriebsleiter Leo Kutzwor mit Ehefrau mit 67 Juden aus Magdeburg kurz vor der Berliner Fabrikaktion auf dem 30. Osttransport von Berlin nach Auschwitz

Chaim und Ehefrau Martha in Berlin in der Auswandererzentrale als auswanderungswillig gelistet; offensichtlich am 1.3.1943 ausgelistet

Flucht von Chaim und Martha Grosz vermutlich erst im Februar 1942 nach Ungarn

15.4.1943 Emigration aus Berlin nach Ungarn
„Unternehmen Margarete“ Einmarsch der Wehrmacht in Ungarn
19.3.1944 Besetzung von Ungarn durch die deutsche Wehrmacht „Unternehmen Margarete“
Otto Winkelmann, General der Waffen-SS und SS-Obergruppenführer, wird Höherer SS-und Polizeiführer für Ungarn.
Aufstellung des Sondereinsatzkommandos unter Leitung von Adolf Eichmann für die geplanten Juden-Deportationen
27.4. bis 11.7.1944 Deportation 437.000 ungarischen Juden zumeist nach Auschwitz
Verhaftung und Deportation nach Auschwitz
Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht 1944 in Ungarn wird auch das Ehepaar Grosz verhaftet und vermutlich nach Auschwitz deportiert
Tod von Chaim und Martha Grosz vermutlich in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Gedenken
11.10.1922 Stolpersteine für Chaim und Martha Grosz in Mannheim, Clignetstraße 12
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12656077
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12656116
https://www.marchivum.de/de/stolperstein/heinrich-chaim-grosz
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020