Ernst Willi Hartmann
*16.3.1922 in Waldenburg; ✡ 9.7.1943 in Sobibor
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Benno Hartmann *12.10.1891 in Kobylagora; ✡1942/43 in Auschwitz
Mutter Else Marcus *8.1.1894 in Waldenburg; ✡1942/43 in Auschwitz
Tante Bianca Hartmann *16.4.1887 in Kobylagora; ✡29.11.1941 im Fort IX in Kauen
Geschwister
Gerda Rose Hartmann *29.9.1926 in Waldenburg; ✡in Israel; oo Neustädl
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Waldenburg; Breslau; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow; Hummelo; Keppel, Gelderland
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Besuch des Gymnasiums in Breslau
17.5.1939 Ernst Willi Hartmann in Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Eltern, Schwester Gerda und Tante Bianca Hartmann in Breslau bei Minderheiten-Volkszählung
5.12.1939 Ankunft von Schwester Gerda Hartmann in Haifa mit Studentenzertifikat B(III)
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Ernst Willi Hartmann vor Mai 1939 zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
1.9.1939 Emigration von Ernst Willi Hartmann in die Niederlande, nach Velsen Kibbuz Beverwijk
21.11.1940 Jeugdherberg De Kleine Haar, Dortherweg 34, Kring van Dort (Gorssel)
Besuch der Fachschule der jüd. Gemeinde; Joodse Centrale voor Beroepsopleiding J.C.B. – vakopleiding
Der Kibbuz Laag Keppel bei Hummelo
8.4.1941 Ernst Willi Hartmann nach Hummelo in den Kibbuz Laag Keppel; der Kibbuz bestand von 1941 bis zur Räumung im März 1943
8.4.1941 Edith Bravmann ( 1939-1940 in Steckelsdorf) kommt in den Kibbuz Laag-Keppel
1.5.1941 Edith arbeitet als Küchenhilfe im Kibbuz
Dez. 1941 Karola Frohmann als Hauswirtschaftsleiterin (mit Tochter Eva) tätig; sie war bis Juni 1939 Hauswirtschafterin in Steckelsdorf
1942 die Chaluzim des Kibbuz Beverwijk kommen hinzu
29.3.1943 Ankündigung der „Evakuierung“
10.4.1943 Festnahme aller Kibbuzbewohner, Verbringung nach Vught
Verlegung von Ernst Hartmann nach Moerdijk, ein Außenlager des KL Vught beim Hafen von Rotterdam in alten Lagerhallen; es bestand vom 27.3.1943-Ende Februar 1944;
29.5.1943 Ernst Willi Hartmann mit der Nr. 916 /Baracke 8 auf der Belegungsliste von Moerdijk
2.7.1943 Verlegung der Kibbuz-Gruppe von Moerdijk in das Judendurchgangslager Westerbork
3.7.1943 Verlegung von Moerdijk nach Westerbork zusammen mit Manfred Rosendorff (*20.10.24 in Berlin)
3.7.1943 Aufnahme von Ernst Willi Hartmann direkt in die Strafbaracke 67 in Westerbork und Abschiebung auf den nächsten, jeweils dienstags abgehenden Wochentransport am 6.7.1943; dies lässt vermuten, dass er versucht hatte zu fliehen, aber gefasst wurde.
9.7.1943 Tod von Ernst Willi Hartmann in Sobibor
Gedenken
24.10.1955 Pages of Testimony für Tante Bianca Hartmann von ihrer Schwester Julie Rosenberg
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de833534
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/226595/ernst-willi-hartmann
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130302823
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020