Erwin Heinemann
*30.9.1921 in Hamburg; ✡ 14.5.1943 in Sobibor
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Gustav Heinemann *19.3.1942 in Hamburg; 18.11.1941 nach Minsk
Mutter Bertha Wittmund *19.3.1892 in Hamburg; 18.11.1941 nach Minsk
Geschwister –
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Hamburg, Isestraße 90; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat 1.10.1942 in Hummelo Rebecca Henriette Jacobs *5.10.1920 in Emmen; Überlebende
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Der Vater war Kaufmann, Mitglied in der Chewra Kadisha
Besuch der Oberrealschule
1936 Umzug der Familie in die Isestraße 90
17.5.1939 Erwin Heinemann in Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Erwin Heinemann vor Mai 1939 zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158
Der Kibbuz Laag Keppel bei Hummelo
29.8.1939 Flucht in die Niederlande
Zunächst gesperrt wegen seiner Funktion als Vorabeiter in der Fachschule der jüd. Gemeinde; Joodse Centrale voor Beroepsopleiding J.C.B. – vakopleiding
1941 Erwin Heinemann und Ernst Hartmann nach Hummelo in den Kibbuz Laag Keppel; der Kibbuz bestand von 1941 bis zur Räumung im März 1943
8.4.1941 Edith Bravmann (1939-1940 in Steckelsdorf) kommt in den Kibbuz Laag-Keppel
1.5.1941 Edith arbeitet als Küchenhilfe im Kibbuz
Dez. 1941 Karola Frohmann als Hauswirtschaftsleiterin (mit Tochter Eva) tätig; sie war bis Juni 1939 Hauswirtschafterin in Steckelsdorf
1942 die Chaluzim des Kibbuz Beverwijk kommen hinzu
29.3.1943 Ankündigung der „Evakuierung“
10.4.1943 Festnahme aller Kibbuzbewohner, Verbringung nach Vught
Erwin Heinemann wird festgenommen und ins Gefängnis in Zwolle gebracht
21./22.4.1943 auf Veranlassung der SiPo Arnheim verlegt von Zwolle in das Judendurchgangslager Westerbork zunächst Strafbaracke 66
4.5.1943 Verlegung in die Baracke 64
Abschiebung auf den nächsten, jeweils dienstags abgehenden Wochentransport am 11.5.1943; dies lässt vermuten, dass er versucht hatte zu fliehen, aber gefasst wurde.
14.5.1943 Tod in Sobibor
Ehefrau Rebecca Jacobs wird über Frankreich nach Spanien geschleust und emigriert 1945/46 nach Palästina
Gedenken
14.4.1970 Page of Testimony für Erwin H. von Tante Matha Wrich-Wittmund
Stolpersteine für Erwin, Bertha und Gustav Heinemann in Hamburg, Isestraße 90
Quellen
https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=3991
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/219876/erwin-heinemann
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de856176
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020