Shoshana Jansje Litten geb. Serlui
*20.5.1911 in Amsterdam; ✡24.5.1945 in Tschechien
Staatsangehörigkeit niederländisch, deutsch
Religion jüdisch
Vater Samuel Serlui *23.9.1870 in Amsterdam; ✡?
Heirat der Eltern 22.4.1903 in Amsterdam
Mutter Marianne Stockvis *10.2.1870 in Amsterdam; ✡ 1942 in Sobibor Majdanek
Geschwister
Rebecca Serlui *9.6.1904 in Amsterdam; ✡ 29.10.1942 in Auschwitz; oo 1926 Lion Gobits (1903-1943)
Esther Serlui *19.11.1908 in Amsterdam
Beruf Kinderpflegerin
Adressen Amsterdam, Rapenburger Straat 81; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow; Gouda, Ridder v. Catsweg 61
Heirat Manfred Rolf Litten *20.1.1909 in Posen; ✡ 28.2.1945 in Auschwitz (?)
Kinder
Gideon Leo Litten/ Lotan *7.8.1936 in Danzig; oo Dvora Rozen
Weiterer Lebensweg
Jansje Serlui mit Schwester Esther als Kinderpflegerin im Mädchenwaisenhaus in Amsterdam, Rapenburgerstraat 171
Abgemeldet 24.11.1933
Anstellung als Kinderschwester in einem Kinderheim in Berlin; hier lernt sie Manfred Litten kennen
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Ca 1935 Manfred und Shoshana Litten als Leiter in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
Lagerleiter/Madrichim waren Sigmar Bromberger, Manfred und Schoschana Litten, Dr. Benjamin Abrahamson, Herbert Schönewald, Werner Hoffbauer, Friedrich Löwenthal, ab 1941 Kurt Silberpfennig
Ausscheiden von Manfred und Shoshana Litten als Betriebsleiter von Steckelsdorf
Umzug nach Danzig; Manfred Litten Lehrer an einer Jeshiva in Danzig
7.8.1936 Geburt von Sohn Gideon in Danzig
Januar 1939 bis zur Auflösung am 23.4.1943 Leitung der 1937 eingerichteten Jugendfarm „Catarinahoeve“ in Gouda, Ridder v. Catsweg 61 zusammen mit Ehemann Manfred
Manfred Litten gab Unterricht und veranstaltete Gottesdienste für die Chaluzim.
Shoshana schloss sich dem Widerstand um Joop Westerweel an, sie stand in Kontakt mit Joachim „Shushu“ Simon, Madrich in Loosdrecht. Sie beschaffen den Chaluzim von „Catarinahoeve“ falsche Papiere, um das Untertauchen zu ermöglichen.
Drei Familienmitglieder des Ehepaar Litten tauchen auch unter, jeder an einer anderen Adresse. Ihre Mutter Marianne Serlui wird im Versteck ertappt und abgeschoben, Shoshana als Widerstandskämpferin 1944 bei einer Kontrolle am Bahnhof in Utrecht.
Sohn Gideon überlebt im Versteck bei einer niederländischen Familie in Amersfort
3.5.1943 Ehemann Manfred in das Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork
Unterbringung in Baracke 82
Jaap Polak berichtet über Westerbork, dass Manfred Litten in einer Baracke eine Ansprache hielt anlässlich Tu Bishvat, Neujahrsfest der Bäume, auch Chag Ha’illanot
9.6.1944 Nach Verhaftung in Utrecht Internierung in der Strafbaracke Nr. 67 in Westerbork; die dort Inhaftierten wurden gewöhnlich sofort am folgenden Dienstagstransport aus Westerbork deportiert
4.9.1944 Transport von Shoshana Litten mit Ehemann über Bergen-Belsen nach Theresienstadt
1.10.1944 Manfred Litten mit Ehefrau deportiert auf Transport Em von Theresienstadt nach Auschwitz
5.3.1945 Ankunft von Shoshan Litten aus Auschwitz in einem der Flossenbürg-Außenlager in Tschechien
24.5.1945 Tod in Tschechien
Gedenken
1947 Errichtung des Westerweel Denkmals durch überlebende Chaluzim am Berg Efraïm in Galiläa Hier findet sich auch der Name von Sjosjana Litten.
2.5.1955 Pages of Testimony für Manfred und Gideon von Steckelsdorf Madrich Ezriel. Sigmar Bromberger
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de2033616
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1109623
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
F. van der Straaten, Om nooit te vergeten. Herinneringen en belevenissen aan/van Palestina-Pioniers gedurende de oorlogsjaren 1939-1945 (Mijnsheerenland s.a.) 149, 152, 154, 158, 167, 214
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020
Jaap Polak en Ina Soep, Tussen de barakken…: liefdesbrieven in Westerbork en Bergen-Belsen (Laren, 2006) 105.