Sommerfeld Gert

*15.11.1920 in Bromberg; ✡ in Israel

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Moses Sommerfeld *20.7.1887 in Krajenka; ✡29.10.1942 in Riga

Mutter Frieda Horowitz *16.4.1896 in Zempelburg ; ✡ 29.10.1942 in Riga

Großeltern Adolf Sommerfeld und Johanna Gotthilf

Großeltern Isidor und Regina Horowitz

Onkel Georg Sommerfeld *23.5.1891 in Krajenka; ✡ 31.5.1934 in Berlin

Cousin Heinz Sommerfeld *30.10.1920 in Berlin; ✡ in Israel

Geschwister

Ursula Sommerfeld *27.3.1925 in Berlin; ✡ 29.10.1942 in Riga

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Bromberg; Berlin, Barnimstraße 20; Havelberg

Vera Eichinger als Private der Palestinian Company Auxiliary Transportation Service ATS

Heirat Vera Eidinger *11.1.1921 in Leipzig

Kinder ein Sohn, eine Tochter

Weiterer Lebensweg

1927-1935 Einschulung Jüdische Schule Große Hamburger Straße

30.8.1937 Einreise von Vera Eidinger in Haifa mit Studentenzertifikat Kategorie B (III)

10.11.1938 Vater Hugo verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen

Dezember 1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen

17.5.1939 in Havelberg bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Eltern und Schwester Ursula in Berlin, Prenzlauer Berg bei Minderheiten-Volkszählung

Sylvester 1939 zu Fuß von Neuendorf verlegt nach Schönfelde; Unterbringung im Saal einer Gaststätte; Arbeit im „Jüdischen Forsteinsatzlager Schönfelde“ zu diesem Zeitpunkt noch Hachscharalager, ab 1941 Zwangsarbeiterlager

Gert Sommerfeld in einem Brief 2007 über Neuendorf und die Alija beth

„Neuendorf war einer dieser Orte, die die letzte Station in der ursprünglichen Heimat bedeutete. Man wollte breit für eine neue Heimat in Palästina vorbereitet werden, falls es jemand gelinge dieses Land zu erreichen. Mein Weg dorthin dauerte fast ein Jahr und als ich endlich ankam, fand ich, dass ich dort noch unerwünschter bin. Mein Schiff wurde einfach mit allen Menschen an Bord versenkt. Einige von Ihnen überlebten Neuendorf und starben im Hafen von Haifa. Das geschah am 25. November 1940 um 9:15.“

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

Sein Cousin Heinz Sommerfeld ist auch in diesem Zug aus Berlin dabei.

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Gideon Sommerfeld Hafenarbeiter in Haifa

Der 22. Osttransport „Personaltransport“

Massenerschießung der Eltern und Schwester Ursel in Biekernieki

26.-29.10.1942 Eltern und Schwester Ursel auf dem 22. Osttransport von Berlin nach Riga

Auf der Webseite Statistik des Holocaust wird berichtet:

Der 22. Osttransport, RV-intern auch als „Personal Transport“ bezeichnet, stand im Zeichen der am 20.10.42 durchgeführten „Gemeindeaktion“, mit der die Gestapo die Zahl der Mitarbeiter der Jüdischen Gemeinde Berlins, die zu diesem Zeitpunkt in ihren 26 Abteilungen neben den beiden Vorstandsmitgliedern Moritz Henschel und Philipp Kozower 1580 Angestellte beschäftigte, schlagartig um ein Drittel dezimieren wollte. In einem Bericht des Vorstands vom 22.10. heißt es, dass „im Zusammenhang mit dem Kontrollbesuch bei der Jüdischen Kultusvereinigung zu Berlin e.V. am 20.Oktober 1942 … 533 Mitarbeiter mit 328 bisher erfassten Angehörigen zum Abbau bezw. zur Abwanderung gelangen, demnach insgesamt 861 Personen“ [Bundesarchiv, R 8150/50]. Am 28.10. berichtete der Vorstand, dass mit dem 22. Osttransport insgesamt 801 Personen „abgewandert“ sind, davon 345 Mitarbeiter der JKV zusammen mit 164 Angehörigen. In einer Notiz wird weiter aufgeschlüsselt, dass von den 533 zur Entlassung bestimmten Mitarbeitern neben den 345 nach Osten Deportierten weitere 111 „für die Abwanderung nach Theresienstadt vorgesehen“ sind, 14 zurückgestellt wurden, 18 verstorben sind, 7 sich im Krankenhaus befinden (davon 3 nach Selbstmordversuch), 15 nicht zur Sammelunterkunft Levetzowstr. gekommen sind, aber der Aufenthalt bekannt ist, und 3 keine Transportnummer erhalten haben. Weitere 20 blieben „nach den angestellten Ermittlungen nicht auffindbar“ [Bundesarchiv, R 8150/50].

Zur Auffindung der 20 Mitarbeiter der JKV, die am 24.10., dem Tag der Verbringung in die Sammelunterkunft Levetzowstraße, durch die abholenden Gestapobeamten nicht angetroffen wurden, stellte die JKV umfangreiche Ermittlungen an, da die Gestapo mit der Erschießung von Geiseln drohte. Mit dem Stand vom 2.11. konnte erst eine Person, die Küchenhilfe Chana Steinberg, ermittelt und in die Sammelunterkunft eingewiesen werden. Am 10.11. verhaftete die Gestapo daraufhin mehrere, zum größten Teil leitende Angestellte der Berliner Gemeinde und der Reichsvereinigung, von denen nach den Erinnerungen von Zeitzeugen der JKV und Reichsvereinigung (Hans-Erich Fabian, Martha Mosse, Hildegard Henschel) 8 kurz darauf im Konzentrationslager Sachsenhausen erschossen wurden, darunter die 4 Mitarbeiter der JKV Julius Blumenthal, Leiter der Rechtsabteilung, Siegbert Goldstein, Leiter der Schlichtungs- und Beratungsstelle, Fritz Lamm, Referent der Abteilung Fürsorge, und Bruno Mendelsohn, Leiter der Hauptverwaltung, sowie die 4 Mitarbeiter der Reichsvereinigung Alfred Selbiger, Leiter der Personalverwaltung, Arnold Looser, Sachbearbeiter der Steuern- und Abwicklungsstelle, Alfred(?) Joseph und Fritz(?) Wolff.

Weitere 11 Verhaftete, unter ihnen die Mitarbeiter der JKV Bernhard Adler, Hauptrevisor der Revisionsabteilung, Marta Henschke, Referentin für Alters- und Sonderheime, und Bruno Mannheim, Vorsteher der Katasterverwaltung, sowie die Abteilungsleiterin Fürsorge der RV Johanna Karminski und die leitenden Sachbearbeiter der RV Robert Bielschowsky, Buchhaltung und Kasse, Kurt Rosenberg, Liquides Vermögen und Abrechnungen, und Walter Sprinz, Zweig- und Bezirksstellen, wurden zusammen mit den Angehörigen aller Verhafteten im 24. Osttransport am 9.12.42 nach Auschwitz deportiert.

Der gesamte Transport wird nach Ankunft in den Hochwald von Bikernieki geführt und bei einer Massenerschießung ermordet

19.6.1983 Pages of Testimony für die Eltern und Schwester Ursel von Gert Gideon Sommerfeld

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1163576

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1163882

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1163706

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9969303

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127207447

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11259078

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot22.html

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

BILDER & DOKUMENTE

https://yvng.yadvashem.org/ad

Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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