David Ceder
*16.4.1925 in Danzig; ✡ 30.8.1994 in Haifa
Staatsangehörigkeit polnisch
Religion jüdisch
Vater Abush, Abraham Avishai Ceder *1887 in Radom; ✡1941 an Typhus
Mutter Miriam Ester Kirschenzweig/Magnushevski *1893 in Radom; ✡1942 in Treblinka
Großeltern Natan und Ietel Ceder
Großeltern Baruch und Frommet
Geschwister
Jacob Ceder *1911 in Radom; ✡1942; oo Rifka Ausländer
Henia Hinda Ceder *3.11.1912 in Radom; ✡1971 in Haifa; oo Hugo Schwartz
Chava Ceder*24.12.1914 in Tomaszow; 17.11.2005 in Israel; oo Jakob Loew

Sally Shmuel Ceder *16.7.1916 in Radom; ✡11.1.1978 in Israel; oo Anni Teitelbaum
Roza Ceder *? in Radom; ✡?
Rivka Regina Ceder *1923 in Radom; ✡1942;
Beruf –
Adressen
Heirat Rachel Habermann *19.1.1927; ✡30.6.1990
Kinder fünf
Weiterer Lebensweg
21.6.1936 Einreise Bruder Shmuel mit Ehefrau Chaja Kulik in Haifa mit polnischem Pass aus Danzig und Arbeiterzertifikat C/LS
1939 David Zeder im Ghetto Warschau, Mitglied einer zionistischen Organisation
Aus dem Ghetto Warschau geflohen, fünf Jahre Ghetto und verschiedene Lager
Herbst 1944 deportiert in das KL Auschwitz; in der Selektion wird er als Zwangsarbeiter in das Buna-Werk in Monowitz zugewiesen.
Dort befreundet er sich mit Alfred Ohni Ohnhaus, dieser berichtet:
„Er war aus dem Ghetto geflohen und an allen möglichen Orten gelandet, und am Ende ist er zu uns gekommen. Einmal hörte Arthur (Posnanski) ihn auf dem Abort – und vielleicht auch auf der Toilette – Deutsch sprechen (er hatte Deutsch gelernt, als er in Danzig in der Schule war) und fragte ihn, woher er komme. Er antwortete: Autorisiert? Arthur sagte: „Warte eine Minute.“ Nach einem Moment brachte Arthur ihm eine Scheibe Brot aus den Krankenzimmern. Dann brach er in Tränen aus: Dies war das erste Mal, dass er etwas ohne Gegenleistung erhielt!“
David Ceder schreibt dazu:
„Als ich auf der Toilette versuchte, wichtige Informationen aufzuschnappen, kam einer der Lagerinsassen, der vertrauenserweckend wirkte, auf mich zu und begann ein Gespräch mit mir, bei dem er sich nach Details aus meiner Vergangenheit erkundigte. Danach verschwand er, um mit einem halen Brotlaib zurückzukehren, und als er mir diesen Schatz übergab, lud er mich flüsternd ein, abnds in den Block Nr. 7 zu kommen; das war Arthur Posnanski.“
18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge; aus dem KL Monowitz ca. 10000 Häftlinge auf dem Todesmarsch über 42 km von Monowitz nach Nikolai
Isidor Philipp berichtet:
„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“
Der Todesmarsch nach Geppersdorf
21.1.1945 Weitertransport ab Bahnhof Gleiwitz in offenen Güterwaggons
Ein Überlebender berichtet:
„Am 21. Januar mussten wir mit dem Zug weiterfahren. 4500 Gefangene wurden in offene Waggons verladen, in die jeweils 100 bis 130 Menschen gepresst wurden. 30 Stunden mussten wir auf die Abfahrt warten, bei Temperaturen von 15 bis 20 Grad unter Null. Dann, nach nur 15 Kilometern, stoppte der Zug. Den Häftlingen wurde befohlen, die Waggons sofort zu verlassen. Wem von der Kälte die Glieder steif geworden waren, so dass er den Wagen nicht schnell genug verlassen konnte, der wurde erschossen.“
Sein Freund Alfred Ohni Ohnhaus berichtet:
„Am nächsten Morgen führten sie uns – etwa dreitausend Menschen – zum Bahnhof, setzten uns in offene Güterwaggons, und wir fuhren los. Ungefähr zwei Tage waren wir unterwegs. Wir hatten nichts zu essen, aber wir tranken Schnee. Die Hälfte der Passagiere erstarrte unterwegs – alle, die sich im äußeren Kreis des Wagens befanden; Alle, die drinnen standen, lebten. Irgendwann hielt der Zug an. Sie befahlen uns, herunterzukommen. Es war das erste Mal, dass ich Tote in eine Grube gestapelt hatte: zwei längs, zwei seitlich darüber.“
Sein Freund Alfred Ohni Ohnhaus berichtet:
„Dort mussten wir jeden Morgen ein Grab schaufeln für diejenigen, die tagsüber sterben würden, weil es sich nicht lohnte, die Toten auf den Heuboden zu tragen. Und es gab einen Juden, der mit mir arbeitete. Ich arbeitete dort regelmäßig mit meinem Freund David Ceder, aber an diesem Tag arbeitete ich mit Heiman.“
Der Fußmarsch führt über Ratibor, Lipschitz (Lisiecice), Neustadt (Prudnik), Neisse, Frankenstein, Glatz (Klodzko), Langenbielau (Bielau), Reichenbach (Dzierżoniów), Waldenburg (Walbrzych), Weissenstein am 20.2.1945 nach Landeshut
David Ceder schreibt:
„Ich wurde etwa einen Monat vor der Befreiung vom Rest der Gruppe getrennt, und so brach die Verbindung auf europäischem Boden ab.“
Die Katastrophe von Landeshut
Tod von Günter Bähr in der Nacht vom 20.-21.2.1945 in der Nähe von Landeshut, Außenlager des KL Groß Rosen; das SS-Unternehmen Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DEST) in Landeshut nutze ein unterirdisches Stollensystem. In den letzten Kriegsjahren hatten einige auf Rüstungsproduktion umgestellte Betriebe ihre Produktion hierher verlagert.
Alfred Ohni Ohnhaus berichtet
„Eines Tages kamen wir in Landeshut an. Wir waren etwa siebenhundert Personen. Dort steckten sie uns über Nacht in einen Tunnel einer Mine. … Sie schlossen die Tür hinter uns. Dann öffneten sie es und brachten uns Essen. Es war eine Suppe, die wir mit den Bewohnern organisierten. Und wieder schlossen sie die Tür und gingen. Wir blieben im Tunnel und plötzlich fühlten wir uns erstickt. Nein, sie hatten nicht die Absicht, uns zu töten, aber die Anlage, die normalerweise Luft in den Tunnel pressen würde, wenn sie dort arbeiteten, funktionierte nicht für uns. Wir rannten vorwärts, bis zum Ende des Tunnels. Da waren Benjamin Feingersch, Günter Bähr, Bernd Oppenheimer, David Ceder, Hersch (Erich) Auerbach und Ephraim (Horst Goldschmidt), sie standen an der Tür. Und wir gingen zurück, vielleicht gab es dort mehr Luft, vielleicht gab es dort einen Ausgang. Aber dem war nicht so. Der erste ging nach vorne, David Sader, und kehrte nicht zurück, er fiel in Ohnmacht. Ich ging ihm nach, wandte mein Gesicht der Wand zu und atmete die Nässe des Steins ein, aber auch ich fiel in Ohnmacht.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und fühlte Leichen auf mir liegen. Einige starben an Erstickung, andere starben, weil sie von ihren Freunden überfahren wurden, die raus wollten. Etwa dreihundert Menschen starben in diesem Tunnel, darunter zwei aus unserer Gruppe: Günter Bähr und Bernd Oppenheimer.“
Befreiung in Geppersdorf Groß-Rosen-Außenlager
März 1945 Ankunft Zwangsarbeiterlager Geppersdorf-Dörnhau bei Oppeln, Dienststelle Schmelt
11.4.1945 die Paderborner Chawerim Abraham Matuschak (Nr. 77016) und Hans Nebel (Nr. 77019) und Alfred Stillmann (Nr.77028) auf der Liste der Juden, die aus dem Groß-Rosen-Außenlager Geppersdorf in das Außenlager Brünnlitz, in Schindlers Rüstungsfabrik in Mähren verlegt werden.

Benjamin Feingersch überlebt (auf Schindlers Liste!)
22. 4.1945 Verlegung von Ohnhaus, Goldschmidt und Auerbach in die 1944 eingerichtete zentrale Krankenstation des Lagerkomplexes Riese in Dörnhau
9.5.1945 Ohnhaus, Goldschmidt und Auerbach auf einer Belegungsliste der Krankenstation
Tod von Hersch (Erich) Auerbach in Dörnhau durch völlige Auszehrung
David Ceder schreibt:
„Ich wurde etwa einen Monat vor der Befreiung vom Rest der Gruppe getrennt, und so brach die Verbindung auf europäischem Boden ab.“
5.5.1945 Befreiung durch die Rote Armee

Nach der Befreiung in Geppersdorf vermutlich von der jüdischen Brigade aus Bergen-Belsen nach Antwerpen geschleust.
Ende August 1945 aus Belgien mit einer Gruppe Emigranten nach Palästina

August 1945 auf der RMS MATAROA mit 1204 Einwanderern von Marseille nach Haifa, an Bord waren 127 von der OSE in Frankreich gerettete jüdische Kinder und Buchenwald-Überlebende mit Verwandten in Palästina
Gedenken
11.5.1956 Pages of Testimony für die Eltern, seine Geschwister und Schwägerin von David Ceder
1994 Beisetzung auf dem Haifa Mahane David – Sde Yehoshua Cemetery
Quellen
Aharon Alfred Ohnhaus, autobiografischer Bericht in Zeugnisse aus des Tal des Todes
David Zeder, In Dankbarkeit; in: Wiehn Erhard (Hrsg), Wer hätte das geglaubt?, 2010, Hartung Gorre Verlag
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998
www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/