Berta Hess geb.Stern
*28.7.1887 in Nordeck, Marburg; ✡ 1943
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Meyer Stern *16.2.1852 in Flieden, Fulda; ✡ ?
Heirat der Eltern 7.10.1877 in Nordeck
Mutter Julie Lion(*19.3.1854 in Nordeck✡28.6.1941 in Berlin)
Geschwister
Heinemann Stern * 21.12.1878 in Nordeck, Marburg; ✡ 22.12.1957 in Brasilien; ooJohanna Stern geb. Schäffer *21.11.1886 in Rybnik; ✡ in Brasilien
Neffe Ludwig Lutz Stern *11.7.1912 in Kattowitz ✡16.4.1959
Louis Stern *11.8.1883 in Nordeck; oo Hulda Friedmann (1888-1996); Tochter Chana Stern/Makkabi
Friedrich Salli Stern *1888/89 in Nordeck; ✡18.4.1889 in Nordeck mit drei Monaten
Leo Stern *12.11.1892 in Nordeck; Riga Jungfernhof; oo Erna Strauss (*1893); Tod in Riga
Geschwister
Beruf Putzmacherin, Geschäftsinhaberin
Adressen Nordeck, Hausnummer 57; Langendreer, Kaiserstraße, ab 1929 zu Bochum; Berlin, Halensee, Westfälische Straße 80, Moltkestraße, Varzinerstraße 22, Wilhelmsaue 136
Heirat Julius Hess *28.2.1894 in Dortmund, Jazz-Musiker; ✡ 1948 USA
Kinder
Hannelore Hess *29.6.1926 in Langendreer; ✡5.3.1943 in Sobibor
Zwillingsschwester Rosemie Hess *29.6.1926 in Langendreer; ✡5.3.1943 in Sobibor
Weiterer Lebensweg
Nach 1918 Berta Stern eröffnet in Langendreer ein „Putzwarengeschäft“
Heirat vor 1924 mit Julius Hess als „Reisender“ (Vertreter)
1924 Julius Hess im Adressbuch Langendreer eingetragen als „Inhaber der Firma Berta Stern“
1925 Julius Hess eingetragenes Mitglied der Synagogengemeinde (Langendreer/Witten)
29.6.1926 Geburt der Zwillingsschwestern Hannelore und Rosemie in Langendreer
Im Adressbuch 1930 erscheint im alphabetischen Teil als Firmeneintrag „Stern, Berta, Putzgeschäft, (Inh. Ehefrau Jul. Heß)“, im Straßenteil „Hess, Julius Ehefrau, Inhaberin der Firma Berta Stern“
Umzug mit den Zwillingen nach Berlin
1933 Trennung von Julius Hess, Geschäftsaufgabe in Langendreer; die Scheidung dürfte erst später erfolgt sein; 1934 gibt Berta Hess ihren Familienstand mit geschieden an
1934 Berta mit den Kindern nach Berlin, dort wohnt auch ihr Bruder Dr. phil. Heinemann Stern und dessen Frau Johanna geb. Schäffer; Bruder Heinemann Lehramtsstudium in Hannover, 1932 Promotion Uni Hamburg; 1931-1939 Schuldirektor der Jüdischen Mittelschule in Berlin, Große Hamburger Straße
Ex-Ehemann Julius Hess geht nach Dortmund
1934 Nichte Gretel „Miriam“ Stern auf Alija nach Palästina
8.8.1934 die Zwillinge wechseln die Volksschule in Berlin, da sie ins Auerbachsche Waisenhaus kommen
25.6.1935 Umzug von Berta Hess von Berlin Halensee Westfälische Straße zur Moltkestraße bei Suba
1.3.1937 Neffe Lutz Stern (*11.7.1912 in Kattowitz ✡1959) flüchtet nach Rio de Janeiro
Ostern 1937 Wechsel der Töchter auf die Mittelschule der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße in Berlin; Direktor Bruder Heinemann Stern
10.11.1938 Novemberpogrom
5.12.1938 Umzug von Bertha zum Bruder nach Berlin Friedenau Varzinerstraße 22
12.1.1939 die Zwillinge auf Kindertransport von Berlin nach Amsterdam, dort werden die Kinder auf verschiedenen Heime aufgeteilt, die Zwillinge kommen ins Emmahuis in Beverwijk
17.5.1939 Berta bei Bruder Heinemann und Schwägerin Johanna Stern
17.5.1939 Mutter Julie Stern in Berlin, Hospital II, Auguststraße 14/15 im Alten- und Siechenheim der jüdischen Gemeinde
4.8.1939 Bruder Heinemann und Frau lassen sich Berlin einen Reisepass ausstellen
4.2.1940 Ausstellung des Visums für Bruder Heinemann und Frau in der brasil. Botschaft in Berlin
29.4.1940 Emigration 1940 von Bruder Heinemann und Frau nach Brasilien
1940 Berta Hess Untermieterin in der Wilhelmsaue 136 bei Jettka Rosner, zuvor Lehrerin an der Jüdischen Mittelschule; sie wohnte zusammen mit der Lehrerkollegin Alice Pasch und deren Schwester Elsbeth Pasch.
Jettka Rosner wird am 27.11.1941 nach Riga deportiert (Rigaer Blutsonntag),
die Schwestern Pasch am 28.6.1943 mit dem 39. Osttransport nach Auschwitz.
Inge Deutschkron schreibt zu dem Untertauchen von Alice Pasch in Berlin:
„Auch Frl. Pasch versuchte dieses Leben, ist aber leider von der Gestapo erwischt worden.“
28.6.1941 Tod der Großmutter Julie Stern im Alten- und Siechenheim Auguststraße 14/15, der Tod wird von ihrer Tochter Berta angezeigt
Laut Bundesarchiv soll Bertha Hess 1941 deportiert worden sein;
da es keine weiteren Hinweise gibt, wurde auch angenommen, dass sie illegal in Berlin lebte oder Suizid begangen habe.
24.2.1943 Sterbeurkunde von Bertha Hess geb. Stern im Staatsarchiv Opole
31.3.1943 Berta Hess geb. Stern im Reichsanzeiger angezeigt „Verwertung inländ. und hinterlassenen Vermögens“ bei Verlust der Staatsbürgerschaft
Emigration des Ex-Ehemanns Julius Hess nach Shanghai
1939 stellt Julius Hess gemeinsam mit den jüdischen Mitgliedern seiner Dortmunder Jazzband Ismar Windmann und Drummer Walter Andress einen Antrag auf Unterstützung zur Einreise nach Shanghai im Büro der THE FAR EASTERN JEWISH CENTRAL INFORMATION BUREAU (DALJEWCIB), HARBIN-SHANGHAI
In einem zweiten Antrag bezeichnet Julius Hess sich als Buchhalter, Korrespondent, Kaufmann der Korn- und Getreidebranche
1939 Vater Julius nach Shanghai;
Julius Hess, Musiker im Jüdischen Adressbuch von Shanghai von 1939
5.-19.3.1947 Julius Hess mit der zweiten Frau Erna auf der USS GENENERAL W H GORDON von Shanghai nach San Francisco
Kindertransport nach Amsterdam
10.11.1938 Novemberpogrom
5.12.1938 Umzug von Berta zum Bruder Heinemann Stern nach Berlin Friedenau Varzinerstraße 22
12.1.1939 die Zwillinge auf Kindertransport von Berlin in die Niederlande, in Amsterdam werden die Kinder auf verschiedene Einrichtungen verteilt; die Zwillinge kommen nach Beverwijk
12.1.1939 Emmahuis, Relweg 59, Wijk aan Zee (Beverwijk) das Haus wurde bereits Ende März 1939 wieder geschlossen, die Kinder werden nach Amsterdam verlegt
27.3.1939 Burgerweeshuis, St. Luciensteeg/Kalverstraat 92, Amsterdam
Unterbringung der Zwillinge in verschiedenen Pflegefamilien
3.6.1940 Hannelore ins Jüdisches Waisenhaus, Pletterijstraat 66, Den Haag
12.6.1940 Schwester Rosemie kommt auch in die Pletterijstraat 66
20.6.1940 beide Schwester schreiben jeweils einen Brief an ihren Onkel Heinemann in Rio de Janeiro, in denen sie ihre Zweifel an G’tt und am jüdischen Glauben äußern.
16.10.1941 Central Israelitisch Weeshuis „Miflat Yatom“, Nieuwegracht 92, Utrecht
Dezember 1941 lebten hier 28 Flüchtlingskinder und 20 niederländische Kinder
10.2.1942 21 der Flüchtlingskinder wurden nach Westerbork verbracht.
22.10.1942 die Hess-Zwillinge wechseln mit den verbliebenen Kinder in das Central Israelietisch Weeshuis Amsterdam, Houtmarkt 10
Von Amsterdam eingewiesen in das Judendurchgangslager Westerbork
11.2.1943 -2.3.1943 im Judendurchgangslager Westerbork, Unterbringung im „weeshuis“, Baracke 35
2.3.1943 Deportation der Waisenkinder aus Utrecht nach Sobibor
5.3.1943 Tod der Zwillingsschwestern in Sobibor
Gedenken
1941 Beisetzung der Mutter Julie Stern auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee, Berlin
30.9.1956 Page of Testimony für Bertha und die Zwillinge von Schwägerin Hilda Stern
1959 Beisetzung von Neffe Lutz Stern auf dem Cemiterio Da Comunidade Evangelica Lutherana, Nova Friburgo, Brazil
24.1.2000 Page of Testimony für Bertha und die Zwillinge von Nichtee Chana Makkabi/Stern
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12658091
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12658104
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130306097
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11211191
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11269236
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11254367
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1071920
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1071861
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1071782
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinemann_Stern
Heinemann Stern, Jüdische Jugend im Umbruch; Hrsg. Aubrey Pomerance / Eva Rohland / Joachim Schlör, 2019; S. 221-222
Clemens Kreuzer, Davidstern in Langendreer – Aufstieg und Untergang; Gimmerthal Verlag Bochum, 2011
https://dokin.nl/deceased-children/Rosemarie-Hess-born-29-Jun-1926
https://dokin.nl/deceased-children/Hannelore-Hess-born-29-Jun-1926
https://www.stolpersteine-berlin.de/de/wilhelmsaue/136/berta-hess
https://genealogyindexer.org/view/1939Shanghai/64
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/26176/rosemie-hess
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/222783/hannelore-hess
Passenger Lists of Vessels Arriving at San Francisco, CA, 1893-1953 (National Archives Microfilm Publication M1410, roll 388, line number 25, record id 004894241_00253_24); Digital Folder Number 004894241, Image Number 00253.
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Hess%201926%22%7D
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010
Hubert Schneider, Leben nach dem Überleben; LIT-Verlag 2014
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller/Gisela Wilbertz (Hg.), Spuren im Stein. Ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, Essen 1997
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947