Steinkritzer Horst

Horst Steinkritzer                           

*22.6.1925 in Hammelburg; Tod vor 1945 in Auschwitz

Religion jüdisch

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Kurt Steinkritzer *22.12.1894 in Parchim ; ✡ Überlebender von Auschwitz

Mutter Ella Straus *16.2.1897 in Hammelburg; ✡ ?

Großeltern Moses Straus und Karoline Hamburger

Geschwister

Margot Steinkritzer *11.7.1926 in Hammelburg; ✡? vor 1945 in Piaski

Klaus Steinkritzer *16.7.1929 in Hammelburg; ✡? Vor 1944 in Warschau

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Hammelburg, Am Markt 4; Esslingen Panoramastraße 65; Groß Breesen;

Heirat ledig 

Kinder

Weiterer Lebensweg

1926 Tod des Großvaters Moses Straus in Hammelburg

Dezember 1928 Ella Steinkritzer verkauft Haus und Geschäft am Marktplatz 4

1929 Trennung der Eltern; Umzug in die Dalbergstraße 55 (Judengasse) in das Gemeinde- und Schulhaus der jüdischen Gemeinde Hammelburg

1937 Horst mit Bruder Klaus in das jüdische Waisenhaus in Esslingen, Panoramastraße 65

10.11.1938 Verwüstung der Wohnung der Mutter in Esslingen; die Mutter daraufhin mit Schwester Margot nach Würzburg; Margot dann auch ins Waisenheim

17.5.1939 Horst Steinkritzer mit den Geschwistern Margot und Klaus in Esslingen bei Minderheitenzählung

17.5.1939 Mutter Ella bei Minderheitenzählung in Würzburg, Israelitisches Kranken- und Pfründnerhaus

Sommer 1939 Horst Steinkritzer zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

1939 Bruder Klaus nach Fürth; Schwester Margot nach Würzburg

2.9.1940 Schwester Margot als Hausmädchen im IKG Kinderheim in München, Antonienstraße

1941-April 1942 Schwester Margot ins Zwangsarbeitslager Flachsröste Lohhof, Unterschleißheim

1941 Umzug der Mutter Ella nach Rosbach in Hessen

Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager

Die Schließung des Arbeitslagers Groß Breesen

6.10.1942 Das Schloss (Hauptgebäude) in Groß Breesen muss von den Juden für „arische“ Arbeitskräfte freigeräumt werden, Unterbringung im „Schafferhaus“;

Die Grüssau Gruppe

21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner

30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen

Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:

„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“

31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau

25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.

15.11.1942 Belegung des Schafferhauses in Groß Breesen; Horst Steinkritzer in Zimmer Nr. 3; Zeichnung Günter Marcuse

Fabrikaktion im Arbeitslager Groß Breesen

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

26.2.1943 Das Tagebuch von Günther Marcuse endet mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3.1943 mit einer Gestapoentscheidung zum Abtransport der „Volljuden“ zu rechnen ist, während die „Halbjuden“ in Groß Breesen verbleiben sollten.

1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen

Deportation von Horst Steinkritzer in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer)

5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.

6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 21 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen. Horst Steinkritzer bekommt die Nummer 107107 in den linken Unterarm tätowiert

Tod in Auschwitz

Deportation von Mutter und Geschwistern

18.10.1937 Horst mit Bruder Klaus nach Esslingen

1939 Bruder Klaus nach Fürth;

Schwester Margot nach Würzburg

2.9.1940 Schwester Margot als Hausmädchen im IKG Kinderheim in  München, Antonienstraße

1941-April 1942 Schwester Margot ins Zwangsarbeitslager Flachsröste Lohhof, Unterschleißheim

1941 Umzug der Mutter Ella nach Rosbach

Umzug nach Warburg in die Unterstraße 98

31.3.1942 Mutter Ella und Bruder Klaus aus Warburg mit dem Transport Gelsenkirchen-Münster-Hannover ins Ghetto Warschau

3.4.1942 Schwester Margot aus München ins Ghetto Piaski

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.mappingthelives.org

http://www.victims-of-holocaust-hammelburg.de/familie-steinkritzer.html

http://hammelburger-album.de/index.php/component/content/article?id=91

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de975118

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de975115

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de975116

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de975117

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html

Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984

Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert