Ida Rita Wassermann geb. Koniecpolska
*15.12.1918 in Ksiaz Wielki, zwischen Krakau und Kielce; ✡ September 1992 in Netzer Sereni
(wechselnde Altersangaben *1918/1920/1921/1923)
Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Izak Koniecpolski; ✡ 1921 in Bedzin
Mutter Luba Wajntraub; ✡ 1920 in Ksiaz Wielki
Großeltern Alexander-Joseph Wajntraub und Hinda-Leah
Geschwister keine
Beruf Lehrerin; Arbeiterin; landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Ksiaz Wielki; Krakau, Dietlowska 27; Hattenhof Nr. 36;
Heirat Oskar Wasserman *20.7.1913 in Lemberg; ✡ ?
Kinder
Ahuva Wasserman *1949 in Netzer Sereni
Tochter Benit Wasserman
Yoram Wassermann ; ✡Okt. 1973 gefallen im Jom-Kippur-Krieg am Berg Hermon
Weiterer Lebensweg
Rita wuchs im Haus ihrer Großeltern Wajntraub auf.
1928 Umzug aus Ksiaz Wielki nach Krakau zu Isaac Wajntraub und seiner kinderlosen Ehefrau
1936-1939 Lehrerseminar „Beit Yaakov“ in Krakau
Das Ghetto Krakau
1.9.1940 Überfall der Wehrmacht auf Polen
6.9.1939 Besetzung von Krakau
15.11.1940 Ausstellung einer Kennkarte für Ida Koniecpolska im Ghetto Krakau
Anfang 1941 Umzug in ihren Geburtsort Ksiaz Wielki
Zwangsarbeit in einem Arbeitslager auf einem landwirtschaftlichen Bauernhof in der Nähe des Flughafens in Krakau
3.3.1941 Befehl zur Errichtung des Ghetto Krakau; Foto VVN-BdA Augsburg
3.3. 1941 Ausstellung einer deutschen Kennkarte; sie wohnt bei einem Verwandten Markus Lipskov
28.5.-8.6.1942 „Räumungsaktion“ 6000 Juden aus Krakau ins KL Belzec
Ida Koniecpolski zurück in das Arbeitslager am Flughafen
27./28.10.1942 Massendeportation von 7000 Juden nach Belzec und Auschwitz
Teilung des Ghetto Krakau A für die Arbeitenden, Ghetto B für Alte und Kinder
Winter 1942 zunächst im jüdischen Zwangsarbeitslager JULAG I bei Plaszow; danach im Frauenlager JULAG III in Prokocim Biezanow bei Krakau; im Männerlager JULAG II waren die Brüdern Abraham und Chaim Gottlieb
13.3.1943 endgültige Liquidierung des Ghetto Krakau, zuvor wurde ein Attentat auf das in der Stadt nur Deutschen vorbehaltene Café Cyganeria verübt.
13.3.1943 Große Selektion im Ghetto Krakau; Arbeitsfähige in das Judenlager I Plaszow verlegt; sie besucht Lola Sultanik im Krankenrevier des Lagers
14.3.1943 Deportation von 2300 Alten und Kindern ins KL Auschwitz
Zwangsarbeit bei der HASAG in Scarzysco-Kamienna
Deportation ins das Zwangsarbeitslager HASAG Werk C in Skarzysko-Kamienna, Munitionsfabrik; bereits 1939 hatte der Leipziger Rüstungskonzern HASAG (Hugo Schneider AG) drei polnische Rüstungswerke übernommen: Skarżysko-Kamienna, Kielce und Tschenstochau.
Lola Ahuvia (Sultanik) berichtet von der Kontaktaufnahme mit den Brüdern Gottlieb:
„Dann kam jemand, ein jüdischer Polizist, und suchte mich: Lola Sultanik, gibt es eine Lola Sultanik auf diesem Transport? Ich sagte: „Das bin ich.“ Ich hörte kaum, was er mit mir sprach: Es gibt zwei Brüder, die dich suchen und nur nach dir suchen. Und er flüstert mir zu, dass einer der Brüder gesagt hat, dass ich sein bin, dass ich seine Frau bin; Und der andere sagte das über Rita, über meine Freundin. Ich wusste nicht, dass sie am Leben waren, das waren Typen, die in unserem Haus lebten, ich meine, nachdem sie von irgendwoher kamen, ich glaube, sie kamen aus Deutschland, flohen sie. Sie lebten mit uns in einem Zimmer. Und dieser Polizist, Zielonka, flüsterte mir zu, dass ich ja sagen solle, also sagte ich ja, und wir gingen beide glücklicherweise zu Werk A .“
4.8.1944 Ida Koniecpolska zusammen mit Lola Sultanik aus Ksiaz Wielki von Skarżysko-Kamienna in das von SS-Frauen geführte Außenlager von Buchenwalder HASAG in Leipzig verlegt, Code H.L,
im Stammlager Buchenwald erfolgte nur die Registrierung, keine Aufnahme ins Lager in das KL Buchenwald
Zwangsarbeit bei der HASAG Leipzig, Panzerfaustproduktion
Lola Ahuvia (Sultanik) schreibt:
„Wir verließen Leipzig zu Fuß, eskortiert von SS-Männern mit Hunden, es war verboten, aus der Reihe zu tanzen. Wir liefen kilometerweit, jeden Tag des Tages, und nachts blieben wir in den Schützengräben am Straßenrand, auf der Decke oder auf dem Boden.“
Auf dem Marsch können sich sechs Mädchen (Lola, Rita, Steffi, Genia) unbemerkt absetzen und gehen nach Westen der US Army entgegen. Sie kommen in ein polnisches Lager und machen sich dann nach Buchenwald auf.
Auf der Suche nach Überlebenden Verwandten kommen sie nach Buchenwald; Rita Wasermann schreibt:
„Ich erfuhr von der Gründung des Kibbuz, als ich mit ein paar anderen Freunden, die nach dem Krieg auf der Suche nach Juden freigelassen worden waren, durch Deutschland wanderte. Nach der Befreiung trafen wir Juden, die sagten, dass nicht weit von unserem Standort das Lager Buchenwald sei, und von dort aus wurde der Kibbuz, dem wir beigetreten waren, organisiert. Ich wusste damals nicht einmal, was der Kibbuz bedeutete, also sah ich ihn nur als eine Möglichkeit, nach Israel auszuwandern.“
Kibbuz Buchenwald I auf Hof Egendorf
3.6.1945 eine erste Gruppe von 16 Chaluzim, darunter die zwei Frauen Lola Sultanik und Rita zieht auf den Hof Egendorf bei Blankenhaim, den sie „Kibbuz“ Buchenwald nannten
Kibbuz Buchenwald II auf dem Gehringshof
24.6.1945 Wechsel von 53 Chawerim aus Egendorf auf den Gehringshof in Hattenhof bei Fulda
August 1945 auf der Belegungsliste des Gehringshofs
17.8.1945 auf der Antragsliste für französische Transfervisa nach Marseille
27.8.1945 mit insgesamt 80 Chaluzim – 53 Männer, 27 Frauen – vom Gehringshof mit der Bahn über Baden nach Marseille
4.9.1945 Abfahrt mit 957 Chaluzim auf der SS MATAROA aus Toulon
Kibbuz Buchenwald III in Palästina – Afikim und Netzer Sereni
8.9.1945 Ankunft der 78 Chaluzim in Haifa auf der SS MATAROA mit Arbeiterzertifikat C/L
Nach kurzem Aufenthalt im britischen Internierungscamp Atlith gehen viele in den Kibbuz Afikim.
Die erste Kibbuz-Versammlung in Afikim mit Berichten der Chaluzim wird zur großen Enttäuschung; Rita Wassermann schreibt:
„Zuerst waren sie sehr interessiert, aber die erste Frage war sehr peinlich, sie fragten immer wieder: ‚Warum seid ihr wie Schafe zur Schlachtbank gegangen?‘ „
29.6.1946 „Black Sabbath“, „Operations Agatha und Broadside“ der Briten gegen die Anschläge des PALMACH und der HAGANAH; eine britische Fallschirmjägereinheit stürmt den Kibbuz Afikim, Palmach -und Haganah-Männer unter Kommandant Zwi Tzur (Chera) werden verhaftet und in das britisches Internierungslager Rafah gebracht; zu den 2500 Verhafteten gehören 10 „Buchenwalder“-Chaluzim u.a. Aharon Bacia und Oskar Wasserman. Nach zwei Monaten können die Inhaftierten nach Afikim zurück.
Aharon Bacia berichtet über die Internierung in Rafah :
„Oskar Wasserman, einer der Buchenwalder, erkrankte an einer Lungenentzündung. Seine Temperatur stieg stark an und sie wollten ihn evakuieren, aber Oscar weigerte sich, zu evakuieren. Niemand wie er wird nach Hause zurückkehren, solange seine Freunde zwischen Zäunen gefangen sind. So war die Atmosphäre, so war die Freundschaft, und so waren die Tage.“
9.5.1948 Besetzung der von den Briten geräumten Spohn-Farm durch die Givʿati-Brigade (Namensgebung nach dem Verwalter der Jahre 1894-1917 Matthäus Spohn, arabischer Name „Bir Salim“)
14.5.1948 Unabhängigkeits-Proklamation durch David Ben Gurion, Staatsgründung Israel und Beginn des Unabhängigkeitskriegs
Mai 1948 der Schatzmeister des Kibbuz Buchenwald Jehuda Luksenburg wird bei einem ägyptischen Luftangriff auf den Busbahnhof von Tel Aviv getötet.
Mai/Juni 1948 Mitglieder des Kibbuz erhalten den militärischen Auftrag die benachbarte verlassene Spohn-Farm zu verteidigen
20.6.1948 die erste Gruppe von sechzehn Mitgliedern des Kibbuz Buchenwald, bewaffnet mit tschechischen Gewehren, auf die Spohn-Farm; nach 3 Monaten Kriegsdienst konnten die Verteidiger der Farm ihre Frauen und Kinder nachziehen; später beantragen sie bei der Sochnuth/Jewish Agency, dass ihnen die Farm in Erbpacht zugesprochen wird.
1951 Oskar Wasserman und Peter Giora als Kibbuz-Schatzmeister Nachfolger von Aharon Bacia
Rita Wassermann arbeitet im Kibbuz lange Jahre im Kindergarten
September 1992 Tod im Kibbuz Netzer-Sereni an Krebs
Gedenken
–
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81989940
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81989955
Nurit Cohen Bacia, Die Geschichte eines Ortes, 1948-2009; O-Sonic-Press, 2009
Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994
Abraham Ahuvia (Hrsg), Zeugnisse aus dem Tal der Todesfinsternis, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998
https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald
https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni
https://de.wikipedia.org/wiki/Netzer_Sereni
Home – Deutsch
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
https://www.mappingthelives.org
http://www.dpcamps.org/listDPCampsbyTeamNo.pdf
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947