Reinsberg Erich

Erich Reinsberg

*11.1.1909 in Oberhemer; ✡ 10.10.1941 in Mauthausen

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater Siegfried Reinsberg *4.1.1881in Vasbeck; ✡ 10.8.1916 in Bzówki, Galizien

Heirat der Eltern 2.6.1905 in Hamburg

Mutter Hedwig Gottschalk *9.3.1881 in Hemer; ✡ 22.6.1915 Dortmund

Geschwister Zwillinge

Liesel Reinsberg *28.10.1913 in Hemer; ✡30.9.1942 in Auschwitz; oo Carl Justus Neumann

Lotte Reinsberg *28.10.1913 in Hemer; oo Hellmut Neumann (*9.11.1913 in Hersfeld); oo Paul Cohen (1911-1967)

Beruf Textil-Kaufmann

Adressen Oberhemer; Berlin; Amsterdam

Heirat 9.1.1936 in Amsterdam Irma Jeanette Reinsberg *28.1.1914 in Quakenbrück; 13.9.2011 in Northbrook, Illinois

Kinder

Weiterer Lebensweg

Nach dem Tod der Mutter werden die Geschwister bei der unverheirateten Tante Ida Gottschalk im Haus der Eltern aufgezogen

Erich auch zeitweise Sophie Waldheim, Schwester des Vaters , die einen Sohn in ähnlichem Alter hatte

Ostern 1915 Einschulung Volksschule Hemer

10.8.1916 Tod des Vaters in Bzówki, Galizien, Infanterist der 5. Kompagnie des Reserve- Infanterie-Regiments 273

Preußische Verlustlisten vom 20.9.1916

Rektoratsschule in Hemer, am 1.4. 1924 zur Realschule umgewandelt

1925 Abschluss mit dem „Einjährigen“ 

1925 Kaufmännische Lehre in Dortmund; gemeldet in Dortmund- Methler, wahrscheinlich bei der Familie der Stiefschwester seiner Mutter Melanie Rosenbaum geb. Gottschalk. Die Familie Rosenbaum betrieb hier ein Textilgeschäft

Bis 1931 Inhaber der Fa. Geschwister Gottschalk

Geschäftsführer eines Ladens eines Onkel in Berlin

3.5.1933 Flucht aus Berlin nach Amsterdam wegen Denunziation als Anhänger der KPD 20.5.1933 in Amsterdam bei Fam. Hamerslag in der Jodenbreestraat; Einreise mit der Bahn über Bentheim/Oldenzaal

auch die Zwillingsschwester gehen nach Amsterdam

Gründung einer Bekleidungsfirma „Gezusters Reinsberg“ Rapenburgerstraat 167  II und III, in der auch seine beiden Schwestern wie auch seine Cousine Irma und spätere Ehefrau als Näherinnen arbeiten.

9.1.1936 Heirat in Amsterdam mit Cousine Irma Reinsberg

Januar 1936 Leekstraat.  Ab 6. Nov. 1937 Volkerakstr. 2 hs

April 1939 Konkurs der Fa. Gezuster Reinsberg; Neugründung als Confectiefabrik Reinsberg, zusammen mit Schwager Carl Justus Neumann an derselben Adresse

Die erste große Razzia in Amsterdam – Februari Groep- Mauthausen

11.2.1941 Schlägerei im Jüdischen Viertel am Waterlooplein; der WA-Opperwachtmeester Hendrik Koot (vergleichbar mit SA) wird tödlich verletzt

Verhaftung von 18 Jungen u a. David „Lard“ Zilverberg Amsterdam *11.04.1916; ✡5.2.1942 Mauthausen; https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/themasites/razzia/david-estella-zilverberg/

12.2.1941 Befehl zur Bildung des Joodse Raad

14.2.1941 Tod des WA-Opperwachtmeester Hendrik Koot

Kurz darauf werfen Unbekannte die Scheiben des Eissalons Koco ein. Er gehört Ernst Cahn und Alfred Kohn, zwei Juden, die aus Deutschland geflüchtet sind. Gäste bilden daraufhin eine Schutztruppe, um den Laden zu beschützen.

19.2.1941 Sturm auf eine Eisdiele durch die deutsche Ordnungspolizei, dieser wird Ammoniakgas ins Gesicht gesprüht. Die Besitzer des Eissalons Koco werden schwer bestraft. Ernst Cahn wird am 3. März 1941 von den Deutschen auf der Waalsdorpervlakte hingerichtet. Alfred Kohn kommt in Auschwitz um

Razzia auf dem J.P. Meijerplein Amsterdam

22. 2.1941 führte die Sicherheitspolizei eine erste Razzia in Amsterdam durch, bei der 425 jüdische Männer verhaftet wurden; allein in der Rapenburgerstraat 21 Juden

Auch Erich Reinsberg wird ins Sammellager Schoorl gebracht .

24. bis zum 27.2.1941 Generalstreik mit Unterstützung der kommunistischen Partei

27.2.1941 Transport der „Februari Groep“ von Schoorl nach Alkmaar

28.2.1941 389 Männer von Alkmaar „zur Sonderbehandlung“ in das KL Buchenwald transportiert

Erich Reinsberg erhält die Buchenwald-Häftlingsnummer 4759; Baracke 17; Arbeitskommando 65, Schachtkommando , dann Ako 44 Maurerkommando zum Bau der SS Kaserne

22.5.1941 von Buchenwald nach Mauthausen

22.Mai 1941 341 niederl. Juden „zur Sonderbehandlung“ in das Konzentrationslager Mauthausen verlegt; bis auf zwei Überlebende wird die gesamte „Februari Groep“ vor allem durch die mörderischen Bedingung im Steinbruch von Mauthausen ermordet; Eugen Kogon beruft sich auf Berichte von Mauthausen-Häftlingen:

„Am zweiten Tag nach Ihrer Ankunft wurden die Juden in den Steinbruch gejagt. Sie durften die 148 Stufen, die in die Tiefe führten, nicht hinuntergehen, sondern mussten im seitlichen Steingeröll hinunterrutschen, was vielen bereits den Tod oder zumindest schwere Verletzungen eintrug. Man legte Ihnen dann die zum Steintragen bestimmten Bretter über die Schultern, und zwei Häftlinge wurden gezwungen, jedem Juden einen überschweren Stein auf das Brett zu heben. Dann ging es im Laufschritt die 148 Stufen aufwärts! Zum Teil fielen die Steine gleich nach hinten, so dass manchem Nachfolgenden die Füße abgeschlagen wurden. Jeder Jude, dem der Stein herunterfiel, wurde entsetzlich geschlagen, der Stein von neuem aufgeladen. Vielen verübten aus Verzweiflung gleich am ersten Tage Selbstmord, indem Sie sich von oben in die Tiefe stürzten. Am dritten Tag öffnete die SS ‘das Todestor’: man trieb die Juden unter furchtbaren Prügeln über die Postenkette, wo sie von den Turmposten mit den Maschinengewehren haufenweise niedergeschossen werden. Tags darauf sprang jeweils nicht mehr bloß einer der Juden in die Tiefe, sondern sie gaben einander die Hand, und der erste zog neun bis zwölf Kameraden hinter sich her in den schrecklichen Tod. Es dauerte nicht sechs, sondern knapp drei Wochen und der Block war judenleer.“

10.10.1941 Tod von Erich Reinsberg in Mauthausen;

offizielle Todesursache „Phlegmone rechter Unterschenkels, allgemeine Sepsis“

Die Fluchten der Irma Reinsberg

Nach Ankündigung der Deportation flieht sie nach Frankreich wird in Bordeaux inhaftiert und kann zweimal aus Transporten entkommen; überlebt als „onderduiker“ in Dordrechtse Biesbosch, wo sie 1944 mit ihrem zweiten Mann Leendert van Der Graaf einen Sohn bekommt. Im Februar 1947 emigriert sie mit Mann und Sohn in die USA

Alija von Lotte Reinsberg-Cohen nach Palästina

5.8.1938 Heirat mit Hellmut Plaut, der am 3.9.1934  mit Arbeiterzertifikat C L/S in Tel Aviv eingereist war

15.8.1939 Einreise von Lotte Reinsberg als Angehörige Zertifikat-Kategorie D

9.11.1913 Antrag von Lotte Reinsberg und Hellmut Plaut auf Einbürgerung in Palästina

14.12.1939 Aufforderung den Reisepass und die Heiratsurkunde zu senden

3.2.1940 Übersendung ihres Reisepasses an das Department of Migration

Erklärung von Hellmut Plaut im Einbürgerungsantrag

Scheidung von Hellmut Plaut

Zweite Ehe mit Paul Cohen

Liesel Reinsberg Neumann

Oktober 1941 Heirat von Schwester Liesel mit dem Compagnon der Geschwister Reinsberg Carl Neumann aus Düsseldorf

August 1942 Schwester Liesel mit Ehemann Carl Neumann bei der Großen Razzia gefangengenommen;

7.8.1942 in Westerbork nur registriert und direkt nach Auschwitz deportiert

30.9.1942 Tod in Auschwitz

Gedenken

7.5.1957 Page of Testimony für Erich Reinsberg  sowie für Schwester Liese und Mann Carl Neumann von Schwester Lotte Cohen

Stolperstein für Erich Reinsberg März 2025 in Hemer

Quellen

Preußische Verlustlisten vom 20.9.1916, Seite 14944

Die jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, der deutschen Marine und der deutschen Schutztruppen, 1914-1918: ein Gedenkbuch, Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Verlag Der Schild, 1932

Walter Poller, Arztschreiber in Buchenwald, Verlag Das Segel, 1960

Eugen Kogon, Der SS-Staat, Der Untergang der holländischen Juden, S.213-215; Kindler 1974

Gedenkstätte Buchenwald (Hrsg.) Buchenwald – Mahnung und Verpflichtung, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1983, Seiten 90, 98, 173/174

Veränderungsmeldungen im KL Buchenwald 1937-1945, Arolsen Signatur 8012500

https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/themasites/razzia

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Reinsberg%20Erich%22%7D

https://www.joodsmonument.nl/nl/page/31943/liese-neumann-reinsberg

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/Februari1941staking.gif

https://www.myheritage.de/profile-298670301-1505671/irma-jeanette-reinsberg#

https://www.joodsmonument.nl/nl/page/159579/erich-reinsberg

https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/themasites/razzia/erich-reinsberg

https://www.joodsmonument.nl/nl/page/379781/verzekeringspolis

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130347017

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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