Nussbaum Selma

Copyright: National Archives of Belgium (Brussels)/Generalstaatsarchiv (Brüssel)

Selma Nussbaum

*20.7.1926 in Gelsenkirchen; ✡11.8.1942 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater Josef Nussbaum *10.6.1888 in Rozniatow; Überlebende

Mutter Ryfka Tanne *30.8.1894 in Rozniatow; ✡14.3.1978 in Tel Aviv, Israel

Onkel/Tanten in Gelsenkirchen

Chaim Nussbaum *9.12.1882 in Rozniatow; ✡1942 Riga; oo Gitel Hoffnung (1890-1942)

Isaak Nussbaum *5.10.1894 in Rozniatow; ✡1959; oo Rosa Tanne (*10.3.1898 Rozniatow; ✡1956)

Samuel Nussbaum *24.2.1896 in Rozniatow;✡ 1942 in Auschwitz; oo Eva Chaja Finger (*16.10.1896 in Duba;✡ 1944 in Stutthof)

Schaindl Nussbaum *28.7.1898 in Rozniatow; ✡ überlebt im Versteck

Geschwister

Margot Nussbaum *17.9.1918 in Gelsenkirchen; ✡12.2.2000; oo 30.12.1947 in Tel Aviv Horst Zwi Holzer (1919-2007)

Cousins

Senta Nussbaum *17.4.1922 in Wanne; Brüssel; ✡ in Auschwitz

Edith Nussbaum *11.4.1932 in Wanne

Helga, Fredi und Thea Feuerstein

Beruf Modistin

Adressen Gelsenkirchen, Kirchstraße 28; Brüssel

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 Selma mit den Eltern und Schwester Margot in Gelsenkirchen, Kirchstraße 28 bei der Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Tante Schaindl mit Ehemann Max Hartmann und den Kindern Betty, Manfred und Siegmund in Gelsenkirchen, Wilhelm-Gustloff-Straße 52  bei der Minderheiten-Volkszählung

26.7.1939 Passausstellung für Schwester Margot in Gelsenkirchen

1939 Flucht mit Schwester Margot nach Belgien

22.2.1940 Einreise von Schwester Margot ab Antwerpen über Marseille in Haifa mit B (III) Studentenzertifikat der Jugendalija, vermittelt durch WIZO (Women‘s International Zionist Organisation, Vorsitzende Henrietta Szold, Jerusalem)

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5.6. 1942 Senta und Cousine Selma Nussbaum auf dem II. Transport ab Mechelen nach Auschwitz

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

August 1940 Beide Eltern offiziell abgemeldet nach „Paraguay“, zunächst Zugfahrt nach Berlin

16.8.1940 mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3.9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau; in Pressburg für eine Woche in einem Lager im Stadtteil Patronka; Josef Nussbaum berichtet bei der Registrierung in Atlith, „The Camp was taken over as store for Heavy Opel trucks.“

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

6.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; Vater Josef Nussbaum gibt als Referenz seinen Schwiegervater Avraham Tanne an, 32 Avodah, Tel Aviv und seinen Schwager David Hauser, 10 Sheinkin Str, Tel Aviv.

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Quellen

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Staatsarchiv Israel; Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://dokin.nl/deceased-children/Senta-Nussbaum-born-17-Apr-1922

https://dokin.nl/surviving-children/Helga-Feuerstein-born-23-Oct-1924

https://dokin.nl/surviving-children/Thea-Feuerstein-born-18-Nov-1921

https://dokin.nl/surviving-children/Fredi-Feuerstein-born-13-Aug-1923

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420127-Gelsenkirchen11.jpg

http://www.gelsenzentrum.de/abschiebung_juden_1938_polenaktion.pdf

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de938034

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de937835

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de937781

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de937932

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de938024

https://beeldbank.kazernedossin.eu/portal/media/search/5cd1c823a7ee4d199d9d3b199696fc505e1d27c3b353402fb5a187e0233e2c310afa099d34fa404c9b77d907a46a5a50/details

http://www.stolpersteine-gelsenkirchen.de/stolpersteine_familie_david_nussbaum.htm

Manfred de Vries, Mauritius – Insel des Lebens, BtJ-Magazin, April 2019

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561

www.raoulwallenberg.net/general/ruth-kl-uuml-ger-mossad-le/

Rudolf Stern (Chawer aus Dortmund), Meine Aliyah – 13. Oktober 1939 – 29. Januar 1940; unveröffentlichtes Manuskript, 1987

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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