Direktor Ruth

Ruth Ruti Direktor

*21.5.1925 in Berlin; ✡ ?

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater unbekannt; Ruth wohl unehelich

Mutter Jenny Direktor *15.11.1907 in Gumbinnen; deportiert nach Lublin

Weitere Familieangehörige, Bezug unsicher

Rosalie Direktor *17.4.1882 in Gumbinnen; ✡22.10.1942 Massenerschießung in Riga

Albert Abraham Direktor *19.8.1895; ✡6.10.1944 Auschwitz

Rosa Rowelski *8.1.1892; ✡6.10.1944 Auschwitz

Horst Jezechiel Direktor *23.10.1924: 15.2.1948 in Tel Aviv

Arie Leib Leo Direktor *1.9.1927; 4.7.2003 Israel

Dagobert Direktor *19.2.1934 in Goldap; ✡ 6.10.1944 Auschwitz

Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin; Pflegeschülerin

Adressen Berlin; Königsberg; Eindhoven; Schweden

Heirat  –

Kinder

Weiterer Lebensweg

28.11.1938 Flucht aus Königsberg in die Niederlande

28.11.1938 Quarantine Amsterdam, Zeeburgerdijk 321, Amsterdam

10.1.1939 Noorderhuis, Toldijk D 155, Ruinen (Hoogeveen)

1.6.1939 Bondshuis N.P.B., Amersfoortsestraat 91, Soesterberg

1.6.1939 „Onze Bliscap“, Haarweg C213, Amerongen

Vacationhome CIW, Baarnschweg 58, den Dolder

2.10.1939 Huis ten Vijver, Dwarsweg 3, Scheveningen

21.11.1939 Loosdrecht, Jeugalijah „het Paviljoen“, Loosdrecht

Deutsche Minderheitenzählung

17.5.1939 Marta Lehmann geb. Direktor (*1898) mit Ehemann Bernhard (*1888) und Sohn Herbert (*1925) in Königsberg

17.5.1939 Cousin (?) Walter Direktor (*15.12.1925 in Gumbinnen) in Tilsit Schwedenfelderberg 4

Het Paviljoen Loosdrechtse Rade

Im Jahre 1939 eröffnete die Jeugdalijah in Amsterdam das Hachschara Zentrum „Het Paviljoen Loosdrechtse Rade“, nachdem das Waisenhaus Vondelhof in Amsterdam diese Funktion verloren hatte. 99 Jugendliche fanden hier Zuflucht. Ab 1939 bis zur Schließung am 16.10.1940 bestand parallel der Jugendalija Hof von Moerkerken in Mijnsheerenland für unter 14-Jährige.

Nachdem Einmarsch der Wehrmacht am 10. Mai 1940 wurde das Lager kurzfristig nach Alkmaar evakuiert.

21.11.1939 Ruth Direktor das Heim der Jugendalijah in Loosdrecht, „het Paviljoen“

Die Jeugdalijah Gruppe im Sommer 1942; Ruth Direktor zweite Reihe von oben, ganz rechts

Onderduiker

7.7.1942 Aufforderung an die Amsterdamer Juden, sich freiwillig zum „Arbeitseinsatz“ zu melden.

14./15.7.1942 Razzia in Amsterdam; Registrierung in Westerbork und Deportation nach Auschwitz

15.7.-15.8.1942 von den Madrichim Schuschu Simon und Menachem Pinkhof werden Verstecke für alle Jugendlichen gesucht.

12.8.1942 Erica Blüth erfährt beim Joodse Raad und übermittelt mit Codewort per Telefon, dass auch die Chaluzim aus Loosdrecht ins Kamp Westerbork gebracht werden sollen.  Die Madrichim Menachem Pinkhof und Schuschu Simon sowie Miriam Waterman beschließen, die 30 Jugendlichen mit Hilfe des Netzwerks von Joop Westerweel in Verstecken untertauchen zu lassen.

13.8.1942 Ankündigung von Pinkhof und Simon, dass alle Chaluzim im Verstecke gebracht werden. Die ersten werden noch am selben Abend weggebracht.

Der gescheiterte Grenzübertritt

Ruth Direktor und Thea Perlmutter aus Wien entschließen sich aus dem Versteck heraus zur Flucht über die nahe Grenze bei Eindhoven: auch Lotte Wahrhaftig soll von Bouke Koning und Joop Westerweel über die grüne Grenze nach Belgien gebracht werden, wird aber zunächst von Koning zurückgestellt.

11.3.1944 Koning und Joop Westerweel werden aber verhaftet, als sie sich der Grenze nähern um die ihnen folgenden Ruth Direktor und Thea Perlmutter über die Grenze zu bringen. Thea und Ruth laufen zum Treffpunkt zurück und werden mit den dort Wartenden verhaftet.

 Bouke Koning überlebt die KL Vught, Sachsenhausen, Groß-Rosen Dora, Ravensbrück und wurde am 2.5.1945 im Außenlager Malchow von der Roten Armee befreit. Joop Westerweel wird am 11.8.1944 im KL Vught hingerichtet.

16.3.1944 Ruth Direktor mit Thea Perlmutter als Strafgefangene in das Judendurchgangslager Westerbork, eingesperrt in der zusätzlich bewachten Strafbaracke 67

28.3.1944 von Westerbork in das KL Vught, dort arbeitet bei Philips in Eindhoven

„PHILIPS Deportation“

3.6.1944 mit 496 Philips-Gefangenen auf der Transportliste vom KL Vught nach Auschwitz „PHILIPS Deportation“

Lilly Klafter aus Amsterdam berichtet:

„They told us that we were being sent East, to work.  They put us on passenger trains in good condition.  We didn’t know where we were going.  Two days later we reached the camp [Auschwitz-Birkenau]… They got us off the trains with screams and deadly blows.  They stood us in a line… they brought us to the „sauna“.  We smelled something dreadful, and asked the veteran inmates what the strange smell was.  „That’s scorched human flesh.“  We didn’t believe our ears.  What did that mean? „Yes, here, human beings are burned.“  When they brought us to the „sauna“, we saw chimneys belching out thick smoke…“

Nach etwa sieben Wochen wird die Gruppe der „Philips-Facharbeiterinnen“ verlegt nach Reichenbach in die Telefunken-Fabrik

Februar 1945 nach Bombenangriff auf die Telefunken-Fabrik Verlegung in das Frauenlager Langenbilau I; Arbeit in der Radiofabrik bei Hagenuk I und II, (Hanseatische Apparatebau Gesellschaft, vormals Neufeldt & Kunke, Kiel)

Februar 1945 Todesmarsch über vier Tage in das Lager nach Treutenau in Tschechien

wegen des Heranrückens der Roten Armee durch tiefen Schnee, über das Eulengebirge

Februar 1945 Weitertransport in Güterwaggons in das Frauenlager Frettholzweg in Hausberge, Porta Westfalica; 1000 Frauen in den unterirdischen Hammerwerken zur Philips-Röhrenproduktion im oberen Stollenteil (Stöhr 1, 9 Stockwerke, knapp 9000 qm)

Lore Mainzer berichtet:

Als es kein Material mehr gab, brachte man uns nach einem Monat über ein Lager bei Helmstedt in die Lüneburger Heide. Zehn Tage lang saßen wir im Zug, um danach in Hamburg Tankfallen (Panzersperren) zu graben.“

26.4.und 2.5.1945 Bernadotte-Aktion für nicht-skandinavische Häftlinge; Transport von 2800 Frauen mit vom Roten Kreuz bereitgestellten Zügen aus den Außenlagern des KZ Neuengamme nach Padborg in Dänemark an der dänisch-deutschen Grenze; kurz danach weiter nach Schweden zur Rehabilitation

Gedenken

Quellen

Mirjam Pinkhof, De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Rade, 1998

http://www.dokin.nl/surviving_children/ruth-direktor-born-21-jul-1925/

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de852175

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1022857

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130279841

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/350571

https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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