Gottlieb Lazlo

Lazlo Ladislaus Gottlieb

*13.11.1919 in Pest, Budapest; ✡28.10.1941 in Mauthausen

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Alfred Gottlieb *1885 in Pest ; ✡1939 in Wien

Mutter Margarete Ehrenfreund *4.2.1900 in Budapest; ✡ 1944 in Stutthof

Partner der Mutter Sandor Hirschmann *21.5.1899 in Pest

Großvater  Josef Ehrenfreund

Geschwister

Iren Gottlieb *8.5.1924 in Wien; ✡ 1944 in Stutthof

Beruf Chemiker, Landwirtschaftlicher Volontär

Adressen Wien Große Mohrengasse 20 ; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam, Jekerstraat 5 II

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

12.10.1916 Vater Alfred als kriegsgefangen gemeldet in den Österreichischen Verlustlisten

Vor 1924 Umzug der Familie von Budapest nach Wien

17.5.1939 — bei der Minderheitenzählung

„Anschluss“ Österreichs 1938

Nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der Wehrmacht erfolgte am 13. März 1938 der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich

Aktion „Arbeitsscheu Reich“ ASR in Wien

Die erste Welle vom 21. bis 30. April 1938 ist wenig bekannt; hierbei wurden 1500 bis 2000 Personen verschleppt, evtl. auch der Vater Alfred

4.12.1938 Sandor Hirschmann stellt einen Antrag bei der Isr. Kultusgemeinde Wien, Fürsorge-Zentrale auf Unterstützung zur Emigration für seine „Gefährtin“ Margarete Gottlieb sowie deren Kinder Lazlo und Iren

Werkdorp Nieuwe Sluis

8.3.1939 Lazlo Gottlieb von Wien zur Hachschara ins Werkdorp Wieringen

Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)

Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.

Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs

Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.

Auflösung des Werkdorp

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;

11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer

1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes

Lazlo Gottlieb abgemeldet nach Amsterdam in die Wohngemeinschaft Jekerstraat 5 mit 11 weiteren Werkdorpern: ab dem 27.3.1941 hier wohnten u.a.:

Josef Abrahams, Kurt Acker, Heinz Dessauer, Hans Ollendorf, Ary Wachtel

Zweite große Razzia in Amsterdam

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

Von Dezember 1940 bis August 1941 war SS-Untersturmführer Hans Stöver Kommandant des Camp Schoorl

Der Werkdorper Bernard Natt,, ein Cousin von Lotte Brück, beschreibt die Razzia des 11. Juni 1941:

„Am Mittwochabend, dem 11. Juni 1941, besuchte ich mit Lotti in der Stadsschouwburg eine Aufführung von Griegs Oper „Per Gynt“. Es war eine schöne, angenehme Aufführung. Es war auch das letzte Mal, dass ich mit Lotti ausgegangen bin. Auf dem Heimweg trafen wir einige Freunde vom Werkdorp. Sie waren sehr aufgebracht und teilten uns mit, dass unsere Mitbewohner des Werkdorps noch am selben Abend von der Gestapo festgenommen worden seien.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

Theresienstadt – Auschwitz – Stutthof

1.10.1042 Mutter und Schwester Iren von Wien nach Theresienstadt – Auschwitz – Stutthof

16.4.1944 Mutter und Schwester Iren von Theresienstadt nach Auschwitz

20.7. 1944 Mutter und Schwester Iren von Auschwitz in das KL Stutthof

Gedenken

Quellen

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Gottlieb%201919%22%7D

www.werkdorpwieringermeer.nl/en/ladislaus-gottlieb/

www.joodsmonument.nl/en/page/323669/laszlo-gottlieb

https://www.mappingthelives.org

Österreich, Wien, jüdische Auswanderungsanträge, 1938-1939

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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