Winter Mine

Mine Wilhelmine Winter Bochumer Straße 248

*2.6.1914 in Recklinghausen; ✡ 6.1.1985 Tod in Phoenix / Arizona, USA

Wilhelmine Winter, Foto Scheideler, ca 1934
Foto Scheideler ca 1932

Vater Hermann Winter  *10.9.1881 in Mönchengladbach; ✡18.6.1936 in Recklinghausen (Herzinfarkt)

Mutter Rosa Eckstein *1.4.1881 in Friesheim Euskirchen; ✡Oktober 1976 in Milwaukee

Geschwister

Winter Karl *21.06.1909 in Recklinghausen, Elektriker; 26.06.1936 nach Lima, Peru, später USA

Albert Winter *27.11.1910 in Recklinghausen, Metzger 1939 nach Shanghai

Josef Winter *7.12.1911 in Recklinghausen, Gemeindesekretär, 1939 nach Shanghai

Adressen Bochumer Straße 248, ab 1939 Nr. 138

Heirat

1.4.1942 in Buchholz Eduard Edi Trenk *16.11.1898 in Koselup, + 1943 in Auschwitz

Jüd. Adressbuch Shanghai von 1939

Nach 1953 und vor März 1957 Benno Beitowitz *26.8.1906 in Tilsit; Shanghai; ✡ 14.10.1987 Santa Barbara,

Beitowitz war offenbar mit den auch nach Shanghai geflüchteten Brüdern Albert und Josef Winter befreundet.

Scheidung von Benno ??

Vor 1977 oo Hans Wertheim *23.11.1903 in Essen; ✡1.1.1991 in Chicago

Wilhelmine Winter bleibt kinderlos

Weitere Lebensdaten
1925 – 1928 Besuch des Lyceum in Recklinghausen Süd

September 1938 Verkauf des Kurzwarengeschäftes vor dem Pogrom

1939 Umzug zur Bochumer Straße 138

23. 4.1940 Emigration der Mutter nach Lima, Peru 1945 USA

28. 6.1940 abgemeldet nach Neuendorf im Sande, Brandenburg zur landwirtschaftlichen Ausbildung

1.7.1940 – 10.4.1943 Hachschara ins Landwerk Neuendorf mit einer Gruppe zur Vorbereitung auf die Emigration in die Dominkanische Republik

Arbeitet im Hühnerbereich mit ihrer Freundin Ruth Meyersohn.

März 1942 und April 1943 wurden die noch in Neuendorf Verbliebenen gruppenweise deportiert.
Eduard „Edi“ Trenk, der Freund Mine Winters, war auf die Liste für den ersten dieser „Transporte“ im März 1942 gesetzt worden, und sie beschloss, freiwillig mit ihm zu gehen. Martin Gerson riet dem Paar, zuvor zu heiraten, um eventuell zusammenbleiben zu können – und tatsächlich gelang es ihnen noch, sich am 1.4.1942 beim Standesamt Buchholz offiziell trauen zu lassen.

2.4.1942 Verhaftung von 63, besonders älteren, staatenlosen oder zuvor bei der Gestapo auffällig gewordenen Bewohnern des Landwerks Neuendorf; Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder, wo noch 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin hinzustoßen.

3.4.1942 Clara Grunwald schreibt an ihre Freundin:

„Zwei Paare, die sich nicht freuen wollten, von denen aber nur ein Teil betroffen war, haben noch heiraten können, so daß auch der andere Teil mitgehen konnte.“

Nachdem das Ehepaar Trenk schon nach Frankfurt/Oder gebracht worden waren, wurden sie wieder nach Neuendorf zurückgeschickt – weil im Deportationszug kein Platz mehr für sie war.

3.4.1942 Deportation der anderen auf dem XII. Transport von Berlin ins Ghetto Warschau; Abfahrt aus Frankfurt/Oder um Mitternacht; Adam Czerniaków, Vorsitzender des Warschauer Judenrats, verzeichnete in seinem Tagebucheintrag vom 5.4.42: „Um 8 trafen 1025 Deportierte aus Berlin ein.

10.4.1943 Auflösung Hachschara Landwerk Neuendorf

Transportliste Berlin ->Auschwitz 19.4.1943 mit Ruth Meyersohn

10. 4.1943 Berlin Sammellager Große Hamburger Straße, mit Ehemann Eduard Trenk, Thea Schuster aus Recklinghausen *24.7.1923 und Ruth Meyersohn, ihre Freundin in Neuendorf und Auschwitz (siehe Bericht der Mine Winter bei Aschoff)

Außerdem Ingeborg Franke *14.5.1923 in Herne, Vater Salomon 1889 in Recklinghausen geboren

Ruth * 22.7.1923 und Ludwig Libmann *3.1.1925 in Dortmund, Kinder des 1942 von Recklinghausen nach Riga deportierten Max Libmann *1894

19.4.1943, 37. Osttransport Berlin -> Auschwitz mit 688 Deportierten, davon viele aus den aufgelösten Arbeitslagern, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

20.4.1943 Ankunft in Auschwitz

Ihr wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 42010 in den linken Unterarm tätowiert

Edi Trenk nach Buna-Monowitz; Tod noch 1943

Mine Winter arbeitet in Auschwitz mit anderen Frauen in der SS-Wäscherei im Stabsgebäude, dort arbeiten 10 junge Frauen aus Neuendorf, u.a. Mine Winter, Jutta Pelz später Bergt, Ruth Meyersohn-Müller, Sofie Löwenstein, Ruth und Schwester Edith Karliner

Wegen ihrer TBC-Erkrankung in den HKB Häftlingskrankenbau, sie wird dort solidarisch von den Frauen in der SS-Wäscherei mit Nahrung unterstützt.

Lore Weinberg/Shelley berichtet von einem Pneumothorax, „der regelmäßig im Männerlager nachgefüllt wurde“; (Es muss sich um einen Oleothorax, eine mit Öl befüllte und auf diese Weise ruhiggestellte Lungenhälfte gehandelt haben. FJW)

Sofie Löwenstein berichtet:

„Es gab gute Beziehungen zwischen den Mädchen in Stabsgebäude. Nicht nur unter denen desselben Kommandos (Arbeitsgruppe). Es gab zu viele Mädchen, um mit ihnen befreundet zu sein oder sie auch nur zu kennen, aber wenn jemand Hilfe brauchte, waren alle bereit. Mina Trenk zum Beispiel war Tuberkulosepatientin. Sie war schwach und es war wichtig, dass sie genug zu essen bekam. So gaben ihr jeden Tag sieben Mädchen ihr Brot und ihre Margarine. Sie vergaß dies nicht und als sie in den Vereinigten Staaten starb, erwähnte sie diese Mädchen in ihrem Testament.“

18.1.-21./22.1. 1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Todesmarsch der Frauen , Zeichnung von Ella Liebermann

22.1.-27.1.1945 Transport in offenen Kohlewaggons über KL Groß-Rosen und KL Sachsenhausen (jeweils wegen Überfüllung abgewiesen) bis ins KL Ravensbrück; dort zunächst ins „Jugendlager“, März/ April bei Auflösung des „Jugendlagers“ für wenige Tage ins „Frauenlager“

Anfang April 1945 mit einem Personenzug ins Lager Malchow, Außenlager des KL Ravensbrück

15.4.1945 14 weiße Busse des Roten Kreuz holen 500 polnische Frauen ab, in die Schweiz

1.5. 1945 Befehl das Lager zu räumen, Todesmarsch über Plau endet in Lübz.
3. 5.1945 Befreiung durch US-Truppen in Lübz in Mecklenburg

4.5.1945 mit den sich zurückziehenden US-Truppen nach Schwerin

1945 Emigration nach Lima, Peru, zur Mutter und Bruder Karl

Brief aus Peru an die Freundin Ruth Meyersohn 1948

In Peru schwere Darmerkrankung verbunden mit schwerem Augenleiden, späterem Verlust der Sehkraft (vermutlich Morbus Crohn)
1950 in die USA, Milwaukee

1953 Adressbuch Milwaukee Wisconsin

1956 schreibt sie ihre Erinnerungen auf

US-Einbürgerung

12.3.1957 Einbürgerung in Chicago, Adresse 4957 W.End Ave.

Herbst 1968 Treffen mit Jutta Bergt Pelz in Bad Nauheim

Herbst 1968 Besuch in Recklinghausen; Treffen mit ihrer Jugendfreundin Martha Markus- de Vries

6.1.1985 Tod in Phoenix / Arizona, USA

Quellen

https://www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/Gedenkbuch/_Opferbuch_selfdb.asp?form=detail&db=545&id=694

Deportationsliste Berlin-Auschwitz, 37. Osttransport 19./20.4.1943
(Auschwitzmuseum, Sign. D-RF- 3/121/14, Inv.Nr. 149712)

Willi Hagemann, Höhere Mädchenbildung und jüdische Schülerinnen in Recklinghausen von 1866 bis 1938/39, in: Vestische Zeitschrift 90/91 (1991/92), hg. v. Werner Burghardt, S. 231-244, S. 233

Georg Möllers, Biografie der Familie Winter, PDF-Datei Anhang zur biographischen Datei

„Gedenkbuch Opfer und Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933-1945“ – Link: www.recklinghausen.de/gedenkbuch

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Sofie Löwenstein, Auschwitz, in Newsletter Nr. 21 Ashkenas-Haus, Gießen, April 2011

Sofie Löwenstein in: „Auschwitz – The Nazi-Civilization“, Lore Shelley (Hrsg); University Press of America 1992

https://genealogyindexer.org/view/1939Shanghai/23Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979

Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest Gedenkbuch 1983

Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986

Minderheitenzählung Mai 1939

Adressbuch Milwaukee 1953

www.vvn-bda-re.de/pdf/Juden.pdf

Illinois, Nördlicher Distrikt (Östliche Division), Einbürgerungskartei, 1926-1979; Digit. Nr. 005773266

US Sterbeverzeichnis der Sozialversicherung SSDI

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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