Siegbert Samuel Usias Grabowski später Schmuel Argow
*1.3.1923 in Breslau; ✡ ?
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Max Meir Grabowski *19.101899 in Kempen ✡April 1945 Todesmarsch
Mutter Lea Brummer *1901 in Raciborz ✡ 8.9.1942 in Auschwitz
Geschwister
Leopold Grabowski (Arie Argov) *22.12.1926 in Breslau; 2011 in Tel Regev, Haifa
Ein weiteres Kind *1930 in Breslau
Beruf Polizist; Fahrer
Adressen Breslau; Ahrensdorf; Neumühle
Heirat Ruth Rita Illner *19.12.1923 in Wien
Kinder ein Sohn, eine Tochter
Weiterer Lebensweg
Ostern 1926 Einschulung
1926-1934 acht Jahre Volksschule
Mitglied im Sportverein Makkabi, später Makkabi Hazair
10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ im KL Buchenwald
4.1.1939 Entlassung des Vaters aus dem KL Buchenwald mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
Berlin,
17.5.1939 in Ahrensdorf bei Minderheiten-Volkszählung
1.3.1938-1940 zur Hachschara ins Landwerk Ahrensdorf, Pfadfinderbund Makkabi HaZair
Sommer 1939 Vorladung zur Musterung beim Kreiswehrersatz-Amt in Jüterbog; als Jude „wehruntauglich“
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Juli -September 1941 Auflösung des Hachscharalagers Ahrensdorf; Verlegung in das Lehrgut Neuendorf im Sande; von Neuendorf aus eingesetzt in verschiedenen Forsteinsatzlagern in der näheren Umgebung von Fürstenwalde u.a. am Maxsee, zuletzt Gut Neumühle bei Straussberg; zuletzt nur noch Ernte- und Einsatzlager
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
Ende März mit 11 Chawerim aus Gut Neumühle nach Neuendorf zurückbeordert
9.4.1943 Verhaftung der Neuendorfer Chawerim
10. 4.1943 Aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße
19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion
Esther Loewy, später Bejarano erinnert sich:
„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“
Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. 20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Ihm wird die Häftlingsnummer 116938 in den linken Unterarm tätowiert.
15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten
18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge;
18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau
Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:
Zofia Posmysz:
„Der letzte Tag in Auschwitz war der 18. Januar. Nach drei Tagen und drei Nächten zu Fuß wurden wir in offenen Güterwagen nach Ravensbrück gebracht.“
Asher Aud:
„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“
Sigmund Kalinski:
„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“
Isidor Philipp berichtet:
„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“
19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Groß Rosen, Buchenwald, Ravensbrück
Isidor Philipp berichtet:
„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“
Siegbert Grabowski ins Außenlager des KL Groß-Rosen Ernsdorf, Reichenbach i. Eulengebirge
27.1.1945 (?) befreit durch die Rote Armee die Rote Armee erreichte Groß Rosen am 5.Mai 1945
Mit der „Bricha“ herausgeschleust über Polen, Odessa und Italien nach Marseille;
er schließt sich hier der illegalen „Haganah“ an
1946 Alija beth von Marseille nach Haifa
Teilnehmer dreier Kriege
1950er Jahre Polizeibeamter
Zuletzt Transportfahrer für seinen Moschaw
Anfang der 1990er Jahre zu Besuch in Ahrensdorf
Weitere Schicksalswege der Familie
Eltern verhaftet in Nizza
7.9.1942 Eltern ab Drancy nach Auschwitz
8.2.1942 Vater Max wird die Häftlingsnummer 177309 in den linken Unterarm tätowiert.
10.2.1945 Vater Max verlegt aus dem KL Groß Rosen ins KL Buchenwald
21.3.1945 Vater Max im Häftlingskrankenbau ambulant ärztlich gesehen
5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von KL Buchenwald (47500 Häftlinge);
6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.
4.11.1944 Ankunft von Bruder Leopold in Haifa
15.12.1946 Einbürgerung des Bruders in Palästina; wohnt bei Onkel A. Brummer in Haifa
Gedenken
12.11.1986 Pages of Testimony für die Eltern von Bruder Leopold Grabowski (Arie Argov)
Grabstein für
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5995671
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de878487
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de878499
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130832658
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212895
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V
Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004
http://www.hachschara-ahrensdorf.de/html/body_anfang.html
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Urs Faes, Ein Sommer in Brandenburg, Suhrkamp 2015