Hermann Altgenug
*15.11.1924 in Norden; ✡ Außenlager Altenhammer Flossenbürg
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Samson Hermann Altgenug *25.1.1890 in Norden; ✡ 28.7.1942 in Minsk
Mutter Hanne Emanuel *19.11.1901 in Nentershausen; ✡ 28.7.1942 in Minsk
Onkel Jakob Altgenug *29.6.1900 in Norden; ✡ 28.7.1942 in Minsk
Geschwister
Fränzel Altgenug *29.3.1929 in Norden; ✡ 28.7.1942 in Minsk
Weitere Verwandte, Cousins aus Norden
Robert Altgenug *11.5.1912 in Norden; ebenfalls in Neuendorf, nach 1942 in Auschwitz
Gustav Altgenug *12.12.1914 in Norden; zur Hachschara in Paderborn oo Edith Rosenbaum (*1920)
Rolf Altgenug *3.2.1930 in Norden; 1939 mit Kindertransport nach Schweden
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Norden, Sielstraße 1; Frankfurt a. Main; Neuendorf; Bremen, Charlottenstraße 28;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Großvater Hermann betreibt mit seinen Söhnen Josef und Samson in Norden eine Milchwirtschaft mit 30 Kühen
10.11.1938 Onkel Joseph verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen
6.12.1938 Entlassung des Onkels aus dem KL Sachsenhausen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
November 1938 Auflösung der Milchwirtschaft, Verkauf der Kühe an arische Bauern durch die Kreisbauernschaft
17.5.1939 mit den Eltern bei Minderheiten-Volkszählung
Von Frankfurt (Jeschiwa?) zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande. Der Gutshof gehörte zwei US-Bürgern, Erben des 1927 verstorbenen jüdischen Besitzers Hermann Müller, was dem Landwerk eine Zeitlang vor dem Zugriff des NS-Regimes schützte.
Hermann ist in Neuendorf Mitglied der religiösen Gruppe (Chewrah) Noar Agudati
19.12.1940 bis 6.1.1941 aus Neuendorf zu Besuch bei seinen Eltern in Bremen
Judenvertreibung aus Ostfriesland/Oldenburg
Januar 1940 Anordnung der Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940. Zwischen Februar und Mai 1940 verließen 74 Juden die Stadt Norden. Die meisten Juden aus Norden zogen in die nächstgelegenen größeren Städte, so auch die beiden Brüder Joseph und Samson Altgenug mit ihren Familien. Ab 26.2.1940 waren sie in Bremen im „Judenhaus“ Charlottenstraße 28 gemeldet.
Zwischen Februar und Mai 1940 verließen 74 Juden die Stadt Norden
17.2.1940 Großvater Hermann mit allen über 70-jährigen aus Norden ins Altenheim nach Emden eingewiesen, wo er bereits am 13.4.1940 verstirbt
11.4.1940 Tod der Mutter von Noar Agudati -Madrich Josef Schwarz

14.4.1940 Chewra Noar Agudati als Beistand an ihren Madrich Josef Schwarz; Hermann rechts, 2.v. unten
Text in Iwrith: Der Ewige werde Dich im Kreise der anderen Trauernden Jerusalems trösten
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.
from Hamburg
11.11.1941 nach Deportationsbescheid für die Eltern aus Neuendorf nach Bremen, „Judenhaus“ Charlottenstraße 28
Das Ghetto Minsk
18.11.1941 Deportation von Hermann mit den Eltern und Schwester Fränzl und weiteren Verwandten aus Bremen nach Hamburg, von dort in das Ghetto Minsk

Die Hamburger Juden mussten zunächst hunderte von Leichen des ersten Pogroms aus ihrer ersten Unterkunft im sogenannten „Roten Haus“ räumen. Im Sonderghetto I (Hamburger Ghetto) wurden die Juden aus Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt untergebracht, Sonderghetto II (Berlin, Brünn, Hamburg/Bremen und Wien) Leiter des Judenrats: der Hamburger Transportleiter Dr. Franck

Warnschild am „Gross-K-Werk Minsk“, Zwangsarbeit bei Daimler-Benz (Foto 1941)
28. 7. – 1. 8. 1942 Razzia im Ghetto Minsk
28.7. 1942 alle „nicht arbeitsfähigen“ Personen in umgebauten Lastkraftwagen abtransportiert und mit den Abgasen erstickt
29.7.1942 alle Patienten des Krankenhauses an Ort und Stelle erschossen, das Personal und die Ärzte abtransportiert. Bis zum 1. August durchsuchten lokale Polizisten und Deutsche die Häuser nach Verstecken: 3.500 deutsche und 6.500 weißrussische Juden in Minsk bei dieser „Aktion“ ermordet
1.8.1942 Rückkehr der währenddessen in der Fabrik internierten Arbeiter in Ghetto.
21.6.1943 Himmler befiehlt die Auflösung der Ghettos im Osten
14. 9.1943 Transport von 300 jungen Männern sowie 480 Insassen aus dem KL Maly Trostenez nach Majdanek
Deportation von Hermann in das KL Krakau-Plaszow
4.8.1944 Einlieferung aus dem KL Plaszow ins KL Flossenbürg
14.1.1945 Verlegung in das KL Altenhammer, Außenlager des KL Flossenbürg
16. 4. 1945 Häftlinge aus Altenhammer in die Quarantäneblocks im Hauptlager
Tod im April 1945 vermutlich auf einem Todesmarsch in Richtung Dachau
Gedenken
28.11.1994 Pages of Testimony für die Eltern, die Schwester Fränzel und den Großvater von Cousin Rolf Altgenug in Solna, Schweden
Stolpersteine für Hermann und seine Familie in Bremen, Charlottenstraße 28
Oktober 2010 Stolpersteine für Samson, Joseph, Sophie und Jakob Altgenug in Norden
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de830251
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de830253
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de830256
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de830264
https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Minsk
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883