Wolff Heinz

Jakob Heinz Wolff

*30.4.1920 in Detmold; ✡23.12.2007 in Beit Jizchak

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Moses Martin Wolff *25.6.1891 in Culm; ✡1942 in Shanghai

Heirat der Eltern 8.8.1919 in Herford

Mutter Sella Paradies *22.8.1883 in Cappel, Detmold; ✡ 24.2.1926 in Herford

Tante Paula Paradies *22.8.1881 in Cappel; ✡ nach 1941im Ghetto Warschau

Cousin der Mutter Max Paradies *27.9.1888 in Lage; ✡1.4.1942

Geschwister

Fritz Wolff*17.4.1923 in Herford; ✡ 13.1.1978 im Kfar Hamaccabi; Auguste Tova Hartogsohn (*7.5.1924 in Emden)

Beruf

Adressen Herford, Gehrenberg 23; Detmold, Krumme Str. 20

Heirat

Goldy Hirsch (1925-2011)

Kinder

Weiterer Lebensweg

24.2.1926 Tod der Mutter

1926 -1927 Ein Jahr bei Verwandten in Thrüringen

1.5.1927 Aufnahme von Heinz im Waisenheim Paderborn

15.4.1929 Aufnahme von Fritz Wolf im Waisenheim/Schule Paderborn (Max Paradies, Cousin der Mutter, war vom 12.9.1896 bis 31.12.1903 auch im Waisenheim; die Schulferien verbrachte er immer bei seiner Tante Paula Paradies, in Cappel, Detmold besuchte. In Detmold bei seiner Tante fühlte er sich zu Hause.

1934-1937 Maurerlehre in Bocholt

2.6.1937 Bruder Fritz abgemeldet aus dem Waisenheim Paderborn nach Berlin, weiter zur Hachschara ins Landwerk Ahrensdorf

10.11.1938 Verhaftung im Novemberpogrom

Sylvester /Neujahr 1938/39 missglückter illegaler Grenzübertritt; Verhaftung; Polizeigefängnis Emden; KL Sachsenhausen

27.1.1939 Bruder Fritz Alija nach Palästina über Genua nach Tel Aviv zusammen Liesel Weinberg; Manfred Carsch, Hans Gattel

9.3.1939 Ankunft von Fritz in Haifa; zunächst in den Moshaw Merhaviya

17.5.1939 Onkel Max Paradies in Dortmund bei Minderheiten-Volkszählung

Alija Beth auf der SS PACIFIC und die Katastrophe der SS PATRIA

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

August 1940 große Gruppe aus Ahrensdorf zur Vorbereitung nach Ellguth/Steinau

16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith;

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

27.1.1942 Onkel Max Paradies deportiert aus Dortmund nach Riga

1.4.1942 Tod von Max Paradies vermutlich in Salaspils

1947 Bruder Fritz Wolf im Kfar HaMaccabi

14.4.1947 Einbürgerung von Fritz Wolf in Palästina mit Ehefrau Auguste und Sohn Yoram

Wolff Jacob

Schicksal der Familie

Tante Paula Paradies führt in Detmold, Lange Str. 33 ein Putzmachergeschäft

1935 (ca.) Geschäftsaufgabe

1.8.1938 Umzug des Vaters von Bad Kissingen nach Frankfurt

10.11.1938 Bruder Heinz verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen

Vater emigriert nach Shanghai;

27.1.1942 Max Paradies deportiert aus Dortmund nach Riga

1.4.1942 Tod von Max Paradies vermutlich in Salaspils

31.3.1942 Tante Paula ins Ghetto Warschau deportiert

1942 Tod des Vaters in Shanghai

Gedenken

Grabstein für Fritz Seev Wolf auf dem Ramat Yokhanan Kfar Hamaccabi Usha Cemetery

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://www.gfcjz-lippe.de/index.php/publikationen/kurzbiografien/16-jacob-wolff

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11206907

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

www.gedenkbuch-detmold.de/

Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V

Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004

http://www.hachschara-ahrensdorf.de/html/body_anfang.html

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Urs Faes, Ein Sommer in Brandenburg, Suhrkamp 2015

https://objekte.jmberlin.de/person/jmb-pers-12574/Herbert+Sonnenfeld?se=Suche&qps=q%3DSonnenfeld

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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