Hess Regine

Regine Hess geb. Isaak

*31.7.1923 in Steele, Essen; ✡5.3.1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Abraham Isaak *19.12.1870 in Steele; ✡1.4.1944 Theresienstadt

Mutter Karoline Levano *19.6.1885 in Driburg; ✡Okt. 1944 in Auschwitz

Geschwister

Irmgard Isaak *17.1.1922 in Steele; ✡nach April 1942 Ghetto Izbica

Manfred Isaak *11.11.1925 in Steele; ✡nach April 1942 Ghetto Izbica

Hannelore Isaak *28.5.1930 in Essen; ✡Okt. 1944 in Auschwitz

Beruf

Adressen Essen Steele; Buer-Resse, Gelsenkirchen, Ewaldstraße 42; Herford; Bielefeld

Heirat 22.10.1941 in Gelsenkirchen Herbert Hess *13.1.1913 in Buer- Resse ; ✡ 1943 in Auschwitz

Kinder

Gerson Hess *24.3.1942 in Gelsenkirchen; 5.3.1943 in Auschwitz

Weiterer Lebensweg

1939 Umzug der Familie Hessvon der Ewaldstraße 42 in das Judenhaus Theresienstraße 6

September 1939 Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Bielefeld zunächst Koblenzer Straße 4, ab März 1940 Schloßhofstraße 73 a in einem Ausflugslokal, angegliedert wird ein Altenheim

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld“

8.12.1941 Schwager Ludwig mit Ehefrau Rita und den Kindern Josef (1935), Friederike (1938) und Chana (1941) deportiert über Kassel ins Ghetto Riga.

27.1.1942 Schwiegereltern, Schwager Ernst mit Frau Eva von Gelsenkirchen über Dortmund ins Ghetto Riga

1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

24.3.1942 Geburt von Sohn Gerson in Gelsenkirchen;

8.9.1942 Regine mit Mann und Gerson Hess ins Arbeitseinsatzlager Bielefeld; mit demselben Transport wie Familie Hess drei weiteren jungen Familien aus Gelsenkirchen ins Umschulungslager Bielefeld, Schloßhofstraße: Familien Dessauer, Hess, Levy, Windmann, alle jeweils mit einem 1942 in Gelsenkirchen entbundenem Säugling nach Bielefeld. Vorherige Adresse der Familien Dessauer, Hess, Levy war das Judenhaus, Bahnhofstraße 39

Herbst 1942 Errichtung von Baracken für junge Familien auf dem Gelände.

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz;

Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Herbert nicht eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

Vermutlich wurden Herbert, Regine und Gerson Hess bereits nach Ankunft in die Gaskammer geschickt

3.11.1943 Räumung des Ghetto Riga, Bruder Ludwig und die Eltern nach Auschwitz deportiert

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung;

3. November 1943 Endgültige Auflösung des Ghetto Riga

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, von Riga nach Danzig

1.10.1944 Ankunft von Bruder Ernst und Frau Eva in Stutthof; Ernst ins Außenlager Burggraben, wird aber wieder nach Stutthof zurückgeschickt. Tod von Ernst und Eva in Stutthof

Gedenken

25.6.2020 Stolpersteine für Naphtalie, Recha, Ernst, Eva, Herbert, Gerson und Regina Hess in Buer

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_3.jpg

Ludger Zander Westerholt, Impressionen aus der Geschichte, Von der Reichsfreiheit zur Industriegemeinde, S. 88 -95; Herten 1992,

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-6.jpg

http://www.stolpersteine-gelsenkirchen.de/stolpersteine_familie_naphtalie_hess_gelsenkirchen.htm

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862463

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de999859

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862839

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1194263

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862875

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862791

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862515

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862497

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de844321

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4492515

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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