Meier Willi

Willi Meier

*25.11.1882 in Dortmund; ✡ 31.10.1944 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Wilhelm Meier; Pferdehändler; ✡unbekannt

Mutter Emilie Rosenbaum; ✡ unbekannt

Geschwister

Friederike Sara Meier; ✡21.5.1943 in Sobibor; oo Israel Moritz Zacharias

Beruf Rechtsantwalt und Notar; Leiter der Bezirksstelle Dortmund des RVJD

Adressen Dortmund, Arndtstraße, Steinstraße 18

Heirat 2.2.1929 in Dortmund Olga Steinberg *6.9.1890 in Dortmund; ✡ 1.10.1944 in Auschwitz

Kinder

Weiterer Lebensweg

Jura-Studium, Abschluss mit bestandener großer Staatsprüfung

Referendarzeit nach bestandener großer Staatsprüfung vornehmlich im Bezirk des OLG Düsseldorf

November 1910 Zulassung als Rechtsanwalt, eingetragen in die Rechtsanwaltsliste beim Amts-und Landgericht Dortmund

Kanzlei am Königswall 8a in Dortmund

Teilnehmer des Ersten Weltkriegs, Auszeichnung: EK II

Mitglied der RjF-Ortsgruppe Dortmund (Reichsbund jüdischer Frontkämpfer)

7.4.1933 Gesetz über die Zulassung zur Anwaltschaft

Meier als Teilnehmer des ersten WK vom Ausschluss aus der Anwaltschaft verschont

25.8.1933 Entzug der Notariatszulassung.

Der Obmann des Kreises Dortmund des Bundes nationalsozialistischer deutscher Juristen bescheinigte ihm, dass keine Anzeichen für„nationale Unzuverlässigkeit“ vorlägen.

1938 „Reichsbürgergesetz“, Entzug der Anwaltszulassung;

10.11.1938 Antrag auf Zulassung als jüdischer Rechtskonsulent für Dortmund.

10.11.1939 verhaftet im Novemberpogrom in der Steinwache Dortmund

12.11.1938 „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen

25.11.1938 im Nachgang des Antrags schreibt seine Ehefrau Olga:

 „der frühere Rechtsanwalt Willy Meier, sein Gesuch zur dauernden Zulassung als jüdischer Konsulent in Bearbeitung hatte, dieses aber nicht vollenden konnte, da er infolge der Ereignisse vom 9./11. November sich freiwillig an der Steinwache zu Dortmund stellte und bisher nicht zurückgekehrt ist“.

22.12.1938 Willi Meier entlassen aus dem KL Sachsenhausen

17.5.1939 mit Ehefrau Olga in Dortmund bei Minderheitenzählung

15.6. 1939 Erneutes Gesuch um Zulassung als jüdischer Konsulent für Dortmund bleibt erfolglos; er

soll zu der Zeit aber Mitarbeiter des Rechtskonsulenten Gustav Meyer gewesen sein.

Auswanderungsversuche schlagen fehl.

Juni 1941 Antrag auf die Konsulentenstelle des zur Auswanderung anstehenden Dr. Julius Marienthal in Bochum, dieser werde „voraussichtlich noch in diesem Monat die Ausreise nach den Vereinigten Staaten antreten und aus diesem Grund sein Amt als jüdischer Konsulent zuvor niederlegen“. Dieser Antrag wird ebenfalls abschlägig beschieden.

Wiederholte Aufenthalte im Auftrage der RVJD- Bezirksstelle in Bielefeld sind dokumentiert, in der Lützowstraße 10 (12.2.1940-10.4.1940; 15.10.1940 – 30.11.1940; 4.6.1941 – 31.7.1941)

Die Bezirksstelle Dortmund der RVJD

4. Juli 1939 durch die 10. Verordnung zum Reichsbürgergesetz von den nationalsozialistischen

Die 4. Juli 1939 durch die 10. Verordnung zum Reichsbürgergesetz von den nationalsozialistischen Behörden angeordnete Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) war eine Zwangskorporation für alle reichsdeutschen Juden; als letzte selbständige jüdische reichsweite Organisation war sie aus der seit September 1933 bestehenden „Reichsvertretung RVDJ“ hervorgegangen, unterstand aber ab September 1939 den Weisungen des RSHA.

27.5.1941 Anordnung des Reichsinnenministeriums: nur noch JKV (Jüdische Kultusvereinigung) über 1.000 Mitgliedern bleiben bestehen, die anderen werden zu regionale Zweigstellen der RVJD-Bezirksstellen heruntergestuft, in Westfalen blieb nur die JKV Dortmund mit 1222 (Stand 1.6.1942) eigenständig.

Vorsitzender der Verwaltungsstelle Dortmund war bis zu seiner Abberufung im Juli 1941 durch die Berliner RVJD-Zentrale wegen Gehaltskonflikten 1941 Arthur Rosenberg, seine Vorstandskollegen Hermann Cahnstein und Dr. Julius Sondheim schieden ebenfalls aus.

Dr. jur. Max Ostwald wurde kommissarisch die die Geschäftsführung der Bezirksstelle übertragen.

August 1941 Neubildung des Vorstands mit Rechtsanwalt Willi Meier als Vorsitzendem, Stellvertreter Fritz Wolff, Büroangestellter und der frühere Amtsgerichtsrat Dr. Max Rosenbaum.

Arbeitsbereich von Max Rosenbaum war die kleine Fürsorgeabteilung, die er gemeinsam mit die Fürsorgerin Martha Schenkmann betreute, bis er im März 1942 im Zuge des Personalabbaus entlassen wurde.

12.9.1941 in einem Rundschreiben an alle Dortmunder JKV-Mitglieder anlässlich der Pflicht, den „Stern“ zu tragen schreibt Willi Meier:

„Wir erwarten von jedem Juden, dass die durch die Einführung der Kennzeichnung noch mehr als bisher gebotene Pflicht zur größten Zurückhaltung in der Öffentlichkeit geübt wird und dass jeder Jude sich noch mehr als bisher dessen bewusst ist, dass er in allem, besonders aber auch in seinem Verhalten in der Öffentlichkeit, die Verantwortung für unsere Gemeinschaft mit zu tragen hat.“

Mai 1942 der Revisor der Berliner RVJD-Zentrale Kurt Ehrlich schreibt über die Befürchtungen eines Mitarbeiter der JKV Dortmund in seinem Bericht: „dass durch die verstärkte Abwanderung in Dortmund die dortige Stelle eines Tages eingegliedert und Bielefeld unterstellt wird.“

Juli 1942 Im Rahmen einer Neustrukturierung der RVJD Westfalen verliert die JKV Dortmund dann auch ihre Eigenständigkeit, es besteht nur noch die Bezirksstelle Westfalen.

Vertrauensmanns der JKV ist Willi Meier, später auch für den Regierungsbezirk Arnsberg. In dieser Funktion als Vertrauensmann für den Regierungsbezirk Arnsberg folgt ihm – nach Meiers Deportation am 28.6.1943 nach Theresienstadt – Dr. Max Rosenbaum.

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.

26.2.1943 Schreiben derStaatspolizeistelle der Gestapo in Dortmund an ihre Außendienststellen, die Landräte und Oberbürgermeister unter dem Betreff: „Entjudung des Reichsgebietes“:

„Im Zuge der vorgesehenen Entjudung des Reichsgebietes sind mit Wirkung vom 27. Februar 1943 aus dem Regierungsbezirk Arnsberg die im Arbeitseinsatz befindlichen Juden aus dem Arbeitsprozess mit dem Ziele ihrer teilweisen Evakuierung nach dem Osten herausgenommen worden.“

Dazu bereits am 24.2.1943 die JKV Dortmund, Unterzeichner Willi Meier und Adolf Stern, in einem Schreiben an die zur Deportation von der Gestapo vorgesehenen JKV-Mitglieder:

„Auf Anordnung der Geheimen Staatspolizei – Staatspolizeistelle – Dortmund haben Sie zwecks Überprüfung Ihres Arbeitseinsatzes persönlich am Sonnabend, den 27. Februar 1943, vormittags 10 Uhr im jüdischen Gemeindehaus Dortmund, Kampstraße 14, möglichst mit Ihren Arbeitspapieren zu erscheinen. Dieser Aufforderung ist unbedingt nachzukommen. Sie ist ggf. dem Arbeitgeber auf Verlangen vorzulegen. Sollten Sie dieser Aufforderung nicht nachkommen, so haben sie mit den strengsten staatspolizeilichen Maßnahmen zu rechnen.“

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, die meisten Bewohner mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz verbracht

Mai/Juni 1943 in der Bezirkstelle arbeiten und wohnen nur noch Leiter Adolf Stern, Karl

Heumann und die Sekretärin Anneliese Jonas.

28.6.1943 mit Ehefrau Olga auf Transport XI/3 in Personenwagen der 3. Klasse von Bielefeld nach Theresienstadt; zusammen mit den verbliebenen Mitarbeitern der Bezirksstellen Bielefeld und Dortmund (Helga Baruch, Karl Heumann, Adolf Stern, Anneliese Jonas, Hans Freudenthal)

16.10.1944 mit Ehefrau Olga auf Transport Er von Theresienstadt nach Auschwitz

31.10.1944 Tod in Auschwitz

Ende Oktober wurden die Ermordungen mit Gas in Auschwitz-Birkenau gestoppt.

1.11.1944 letzte dokumentierte Ermordung in den Gaskammern; die Krematorien und die Gaskammern im Lager Auschwitz II wurden ab Ende Oktober 1944 auf Befehl Heinrich Himmlers zerstört

Gedenken

Quellen

Jürgen Hartmann, Die Bezirksstelle Westfalen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in Bielefeld 1939-1943, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, 25/2021, S. 68-151. URL

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de929184

https://www.anodo.de/wp-content/uploads/2013/02/Das-Schicksal-der-j%C3%BCdischen-Rechtsanw%C3%A4lte.pdf

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5063298

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5063311

https://www.statistik-des-holocaust.de/XI3-1.jpg

https://www.rosenland-lippe.de/wp-content/uploads/2021/07/Rosenland-25.pdf

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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