Goldschmidt Fritz

Fritz Goldschmidt

*8.9.1913 in Madfeld; ✡ nach dem 1.10.1944 Stutthoff

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Hermann Goldschmidt *13.10.1872 in Madfeld; ✡ 3.4.1935 in Madfeld

Heirat der Eltern 17.4.1896 in Madfeld

Mutter Fanny Mansberg *14.6.1876 in Madfeld; ✡  Mai 1944 in Auschwitz

Geschwister

Mathilde Goldschmidt *18.7.1896 in Madfeld; ✡ 2.1.1945 in Stutthof; oo Sally Wertheim (1887-1941)

Julia Goldschmidt *16.10.1897 in Madfeld; ✡ 4.1.1982 in Essen; oo Gustav Böcker

Lina Goldschmidt *6.1.1899 in Madfeld; ✡ in USA; oo Johann Filz (*17.7.1892 in Aachen, +1968)

Siegfried Goldschmidt *24.10.1900 in Madfeld; ✡ 18.1.1945 in Dachau; oo Ruth Frank (*12.11.1912 in Herne, 3.11.1943 in Auschwitz)

Julius Goldschmidt *31.10.1902 in Madfeld; ✡ 8.12.1924 in Marburg

Arthur Goldschmidt *29.7.1904 in Madfeld; ✡ 30.8.1964 Edersee; oo Martha Gottschalk; oo Ruth Gaenicke

Rosa Goldschmidt *7.6.1906 in Madfeld; ✡ 7.3.1997 in Bothell, USA; oo Richard Berger (1907-1964)

Ernst Goldschmidt *9.9.1907 in Madfeld; ✡ 2.7.1988 in Seattle USA

Betti Goldschmidt *17.4.1909 in Madfeld; ✡ 9.10.1889 in Bremen; oo Michael Herrmann (+1959)

Ludwig Goldschmidt *8.4.1910 in Madfeld; ✡ April 1945 in Bergen-Belsen; oo Ilse Hesse (1922-1943)

Walter Goldschmidt *4.6.1912 in Madfeld; ✡ 19.11.1918 in Madfeld

Hilde Goldschmidt *13.2.1915 in Madfeld; ✡ 10.2.2011 in Arizona; oo Ray Laut (geschieden)

Kurt Goldschmidt *23.7.1917 in Madfeld; ✡ 15.2.1995 in Paramus; Thea Dina Gumpert

Else Goldschmidt *13.3.1919 in Madfeld; ✡ 5.3.1942 in Auschwitz; oo Erich Weinberg (1914-1943)

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Heirat Grete Löwenstein*16.5.1922 in Syke bei Bremen; ✡nach dem 1.10.1944 Stutthoff

Die Schwiegereltern sind die letzten Hofverwalter auf dem Hof Stern/Westerbeck bis 1939

Schwiegervater Siegfried Löwenstein *3.7.1889 Syke; ✡ 28.7.1942 Minsk

Schwiegermutter Dora Stern *12.3.1888 Ostercappeln; ✡ 28.7.1942 in Minsk bei Massenerschiessung

Adressen Madfeld; 30.12.38 nach Gelsenkirchen Theresienstr. 6, in der Mansarde bei Schwester Mathilde Wertheim, heute Kolpingstraße

Hof Stern in Westerbeck

Der erste Hachschara-Hof in Westfalen entstand in der Gemeinde Westerkappeln. Die Umschulungs- und Einsatzlager des RVJD in Bielefeld und Paderborn folgten erst später und bestanden von 1939 bis 1943. Die Brüder Leo (1900-1938) und Rudolf Stern (1898-1957) aus Osterkappeln hatten den Hof Elstroth, Westerbeck mit der Hausnummer 74 in der Gemeinde Westerkappeln mit 20 Hektar Land Ende 1932  bei einer Zwangsversteigerung erworben. In den Jahren 1933 bis 1938 verpachteten sie den Großteil ihres Hofes Stern an den jüdischen Pfadfinderbund „Makkabi Hazair“, der hier eine landwirtschaftliche Ausbildung für die mittlere (14-17 Jahre) und die reguläre Hachschara(>17 Jahre) anbot.

Januar 1934 Beginn der Hachschara; die ersten Chawerim heißen Henry Cohen (Altkarbe), Edgar Adamski (Leipzig) und Markus Lichter (Chemnitz)

1934-1938 arbeiteten und lernten hier 97 „Chaluzim“ (hebräisch für Pioniere) 31 Mädchen und 66 Jungen, im Mittel 19 Jahre alt. Manche blieben nur wenige Tage, andere bis zu eineinhalb Jahren zwei allerdings sogar zweieinhalb Jahre

1937 in Westerbeck auf dem Hof Stern 27 Bewohner gemeldet

Von Juni 1936 bis zum Februar 1938 verließen viele Jugendliche den Hof, zumeist in ihre Heimatorte, 18.2.1938 18 Personen abgemeldet aus Westerbeck. Dieser Exodus markiert wohl das Ende der strukturierten Hachschara-Ausbildung.

März -August 1938 nur noch fünf Chaluzim auf dem Hof gemeldet.

Die Leitung des Hofes lag zuletzt (Mai-November 1938) bei dem aus Syke bei Bremen stammenden Verwalterehepaar Dora und Siegfried Löwenstein, die mit ihrer Tochter Grete auf dem Hof lebten.

9./10. November 1938 in der Pogromnacht überfiel ein SA-Trupp den Hof (Näheres dazu unten)

3.12.1938 Zwangsverkauf des Hofes an den Landwirt Heinrich Pöppelwerth aus Haustenbeck/Lippe

Weiterer Lebensweg

Fritz Goldschmidt zur Hachschara auf den Hof Westerbeck/Stern, Hachscharalager des jüdischen Pfadfinderbundes „Makkabi Hazair“ auf Gut Westerbeck in Westerkappeln

9./10. November 1938 in der Pogromnacht überfiel ein SA-Trupp den Hof Stern. Das Verwalterehepaar Löwenstein wurde brutal misshandelt, das Mobiliar wurde zerstört, Fensterscheiben wurden zerschlagen. Vier junge Männer lebten zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Hof Stern; Schwiegersohn Fritz Goldschmidt, Julius Weinberg, Hans Bensew, Rudi Frank, werden mit Verwalter Siegfried Löwenstein festgenommen und in Westerkappeln inhaftiert. Während Siegfried Löwenstein nach einer Woche auf den Hof zurückkehren konnte, wurden die vier anschließend für einige Wochen ins KZ Buchenwald verschleppt. Nur Rudi Frank kann später nach Santo Domingo flüchten.

10.11.1938 Verhaftung der Brüder Siegfried und Ludwig im Novemberpogrom; Ludwig im Feuerwehrhaus festgesetzt

12.11.1938 Transport der Brüder Siegfried und Ludwig von der Steinwache Dortmund in das KL Sachsenhausen

5.12.1938 Einreiseerlaubnis für Siegfried Goldschmidt in die Dom. Republik, SOSUA Projekt

23.12.1938 die Brüder Siegfried und Ludwig entlassen aus dem KL Sachsenhausen

28.12.1938 Brief von Fritz und Grete Goldschmidt nach der Entlassung

17.5.1939 mit Bruder Ernst in Gelsenkirchen bei Minderheiten-Volkszählung

29.9.1939 Bruder Kurt im Kitchener Camp bei britischem Census

30.12.39 nach Gelsenkirchen Theresienstr. 6

Versuch, mit Hilfe von Fritz Bruder Kurt Goldschmidt nach England auszuwandern, scheitert

27.1.1942 Deportation Gelsenkirchen über Dortmund nach Riga, Ghetto

Ebenfalls diesem Transport die Brüder Arthur und  Siegfried aus Herne mit ihren Familien

29.7.1942 Mutter Fanny auf Transport X/1 ab Dortmund nach Theresienstadt

23.2.1945 Schwester Rosa auf Transport VI/10 aus Bremen ab Hamburg nach Theresienstadt

Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.

2.3.1943 Deportation aus Westfalen über Bielefeld; aus der Familie Goldschmidt sind auf diesem Transport: Else Goldschmidt und Ehemann Erich Weinberg; Ludwig Goldschmidt und Ehefrau Ilse Hesse;

15.5.1944 Deportation der Mutter auf Transport Dz aus Theresienstadt nach Auschwitz

1.8.1944 Bruder Siegfried aus Riga über KL Kauen nach Dachau, Außenlager Kaufering
1.10.1944 Ankunft von Fritz und Ehefrau Grete im KL Stutthof

1944/45 Tod von Fritz und Grete Goldschmidt im KL Stutthof

8.5.1945 Befreiung von Schwester Rosa in Theresienstadt

Gedenken

Stolpersteinverlegung 2009 in Gelsenkirchen

Dora-Löwenstein-Ring in Syke, zu Ehren der Schwiegermutter  

Quellen

Jüdische Einwohner von Westerkappeln seit 1933 mit Belegungsliste Westerbeck, erstellt von der Gemeinde Westerkappeln am 14.11.1946

Personenkarte von Hof Stern in Westercappeln, Westerbeck Nr. 74

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de876213

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862356

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de876487

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de876170

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de876769

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de990346

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5970893

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5017976

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de990346

https://www.statistik-des-holocaust.de/VI10-11.jpg

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Gisbert Strotdrees, Kibbuz Westerbeck (Hof Stern), in: Hachschara als Erinnerungsort, 12.12.2022

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/4

https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/ein-kibbuz-in-westfalen/

https://www.wochenblatt.com/landleben/nachrichten/fluchtpunkt-landwirtschaft-ein-bauernhof-als-rettende-insel-12528911.html

https://archive.org/stream/MitteilJdischerPfadfinder/Nr.%2010%20%281936%29_djvu.txt

https://www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/Gedenkbuch/_Opferbuch_selfdb.asp?form=detail&db=545&id=279

Hessisches Geburtsregister, 1874-1911

Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979

Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest Gedenkbuch 1983

Andrea Niewerth, Gelsenkirchener Juden im Nationalsozialismus. Eine kollektivbiographische Analyse über Verfolgung, Emigration und Deportation, Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen, Essen 2002.

http://www.gelsenzentrum.de/fritz_goldschmidt.htm

„Syke´s bessere Hälfte(n)“ von Gabriele Ullrich. ISBN 3-88 132 605-7, Seite 10-11

Fiktiver Brief von Esther Goldschmidt, bei der Stolpersteinverlegung in Gelsenkirchen 2009

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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