Werner Eliahu Flanter
*25.8.1919 in Dortmund; ✡ 2007 in Kfar Saba, Israel
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Fritz Nahum Flanter *21.5.1889 in Posen; ✡ 1943 in Auschwitz
Stiefmutter Cäcilie Bloch *16.3.1903 in Sulzheim; ✡ 1943 in Auschwitz
Stiefmutter Janette Cohen
Großeltern Jakob Flanter und Jenni Goldner
Onkel Georg Flanter *14.5.1886 in Posen; ✡in Riga; oo Dorothea Schrimmer
Geschwister
Harry Flanter
Ernst Flanter *22.4.1931 in Dortmund; Mutter Janette Cohen
Beruf –
Adressen Dortmund, Weissenburger Straße, Taubenstraße 4
Heirat Erika Nurit Stieglitz *18.5.1923 in Wien
Kinder zwei
Weiterer Lebensweg
Vater Fritz war Friedhofsgärtner, Beamter der jüdischen Gemeinde Dortmund
zur Hachschara ins Lehrgut Schocken, Gut Winkel bei Spreenhagen
17.5.1939 erfasst in Beeskow-Storkow, Spreenhagen bei Minderheitenzählung
Harry Flanter Brother Kibbutz Asholot Yaakov
Alija beth auf der SS PACIFIC, Sonderhachschara 7
10.8.1940 zunächst Zugfahrt nach Berlin
16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank
30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS. Die spätere Ehefrau Erika Stieglitz befand sich auf der SS ATLANTIC
Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.
3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden
4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt Bruder Harry Flanter, Kibbutz Asholot Yaakov als Referenz an
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
Onkel Georg und Tante Dorothea 1942 nach Riga
27.1.1942 Onkel Georg und Tante Dorothea deportiert von Dortmund nach Riga
Fabrikaktion in Westfalen
Anfang März 1943 reichsweite Fabrikation besonders in Berlin, Breslau und Westfalen; die 300 überwiegend in kriegswichtigen Betrieben Zwangsarbeit verrichtenden Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg wurden im Saal der Gastwirtschaft Gerold am Brackeler Hellweg war in Dortmund als Sammelstelle interniert. In der Nacht vom 1./2.3.43 war die Gaststätte Zur Börse am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs zugleich Zwischenstation für Juden aus einen Koppelzug, der von Stuttgart kommend über Trier durch das Ruhrgebiet geführt wurde und bereits 212 Menschen aus Württemberg, Baden und dem Rheinland aufgenommen hatte. Am 2.3.43 fuhr dieser Zug mit nunmehr über 500 Juden vom Dortmunder Südbahnhof aus weiter in Richtung Bielefeld, wo etwa 250 Menschen für den Transport im Saal der Eintracht am Klosterplatz gesammelt wurden.
2.3.1943 Vater FRitz mit Cäcilie und Friedrich 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz
3.3.1943 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz;
Gedenken
19.4.1999 Pages of Testimony für seine Eltern von Werner Flanter Grabstein auf dem Friedhof in Kfar Saba, Israel
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_9.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420127_Dortmund8.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de258104
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de866315
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de866317
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de866316
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de866314
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9968607
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316