Friedler Gedale

Gustav Gedale Friedler

*1.10.1889 in Rozniatow; Händler; ✡1953 in Israel

Staatsangehörigkeit polnisch

Vater Pinkus Jakob Friedler *1860 in Folwari;

Heirat der Eltern

Mutter Esther Lehrer in Folwari;

Geschwister

Leo Friedler * 15.11.1891 in Rozniatow; oo Chana Anna Berger

Beruf Händler

Adressen Oberhausen, Ellenbogenstr. 10, Steinbrinkstraße 254

Heirat 17.3.1919 Henny Kaufmann *3.7.1894 in Rozniatow; 1955 Israel

Kinder

Marie Friedler * 8.7.1920 in Oberhausen; 1938 nach England; oo Löwenstein

Samuel Friedler *19.2.1922 in Oberhausen; Hachschara in Steckelsdorf ; 13.7.1942 deportiert

Alexander Friedler *3.7.1925; +30.9.1942 in Auschwitz

Jakob Friedler *24.9.1929 in Oberhausen-Sterkrade; überlebt in England

Sally Friedler *26.9.1930 in Oberhausen, Sterkrade, überlebt in England

Weiterer Lebensweg

Bruder Leo Friedler wohnt bis zu 9.11.1934 in Recklinghausen Süd, Bochumer Straße 171

9./10.11.1938 SA-dringt in Oberhausen in die Wohnung ein und erzwingt mit gezogener Pistole die Herausgabe der Thorarolle, die dann auf der Straße angezündet wird.

Kleines Warenhaus in Oberhausen Sterkrade

10.11.1938 Novemberpogrom, Gustav Friedler in „Schutzhaft“

Gescheiterte Schleuseraktion  in Goch

Der Lebensmittelhändler Wilhelm Reintjens (geboren 08.12.1903 in Hassum) half gemeinsam mit seinem Bruder Johann Reintjens und den jüdischen Eheleuten Max und Feige Goldstein (geboren 22.12.1885 bzw. 16.03.1884) mehreren jüdischen Mitbürgern zur Flucht in die Niederlande. Gegen Geldzahlungen brachte Reintjens auswanderungswillige Juden vom Bahnhof Goch aus auf einem Lastwagen zum grenznahen Bauernhof seiner Eltern in Hassum im Kreis Kleve, wo er sie versteckt hielt. Von dort brachte er sie schließlich über die niederländische Grenze. Dies gelang ihm in den Fällen der Eheleute Wellner, der Familie Reichmann, des Salomon Chaim wie der Ehefrau Julius Chaim, die alle aus Duisburg stammten. In den Fällen der Eheleute Schulim und Lea Rechtschaffen aus Duisburg, Gedale Friedler aus Oberhausen und des Jakob Zwick aus Leipzig scheiterte der Grenzübertritt am 13.10.1939 durch Festnahme an der niederländischen Grenze. Wilhelm Reintjens wurde am 2.11.1939 in Haft genommen, Schulim Rechtschaffen wie Jakob Zwick am 4.12.1939 in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert, Lea Rechtschaffen in das Konzentrationslager Ravensbrück. Reintjens wurde infolge nach Sachsenhausen und Dachau deportiert. Schulim Rechtschaffen wie Jakob Zwick starben im Konzentrationslager. Die Eheleute Goldstein wurden als nicht „haft- und lagerfähig“ betrachtet und am 6.2.1940 aus der Schutzhaft entlassen. Ebenso Gedale Friedler, der nachweisen konnte, dass für ihn bald die Möglichkeit der legalen Auswanderung bestand.

Die Alija beth auf der SS PACIFIC – Sonderhachschara 7

16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

18.8.1940 Abmeldung  von Gedale Friedler nach Palästina

30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz seinen Bruder Leo Friedler in Haifa Herzlstreet 17 an

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Flucht der Kinder in die Niederlande; Flucht mit der SS Bodegraven

10.1.1939 Flucht der Söhne Alexander Jakob und Sally in die Niederlande;

10.1.1939 Noorderhuis, Toldijk D 155, Ruinen (Hoogeveen)

15.2.1939 Mutter in Amsterdam, Zwanenburgwal 52/2

4.8.1939 Quarantaine Amsterdam, Zeeburgerdijk 321, Amsterdam

6.8.1939 Samuel ins Burgerweeshuis, St. Luciensteeg/ Kalverstraat 92, Amsterdam; christliche Einrichtung, die einen Flügel für die jüdischen Flüchtlingskinder zur Verfügung stellt

19.9.1939 Bruder Alexander ins Jungen-Waisenhaus, Amstel 21, Amsterdam

10.5.1940 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich

14.5.1940 Kurzfristige Auflösung des jüdischen Gebäudeflügels im Burgerweeshuis durch „Tante Truus“ Gertrud Wijsmuller-Meijer; frühmorgens aus den Betten geholt, 13.30 Uhr Transport in fünf Bussen nach Ijmuiden

14.5.1940, 19.30 Uhr Flucht von 74 jüdischen Kindern und 190 Erwachsenen auf der SS BODEGRAVEN von Ijmuiden nach England; auf See Beschuss durch zwei deutsche Kampfflugzeuge

19.5.1940 Ankunft in Liverpool, zunächst nach Wigan von Jakob und Sally

Zwei große Privathäuser in Withington bei Manchester werden zu Hostels, jeweils für 25 Jungen und 25 Mädchen

7.5.1942 Alexander mit der Mutter in Amsterdam, Korte Houtstraat 7-III

11.7.1942 Bruder Samuel aus dem Hachschara Lager Steckelsdorf nach Auschwitz deportiert

15.7.1942 Alexander in Westerbork registriert und unmittelbar weiter nach Auschwitz deportiert

30.9.1942 Alexanders Tod in Auschwitz

Befreiung der Austauschjuden in Tröbitz

11.1.1944 Mutter aus Westerbork ins Sternlager von Bergen-Belsen besitzt „Palästina-Zertifikat“

10.4.1945 Deportation der Austausch

23.4.1945 Mutter Henny auf dem „Verlorenen Zug nach Theresienstadt in Tröbitz befreit

29.10.1949 Mutter aus Amsterdam zu den Kindern nach England

Gedenken

13.1.1909 Stolpersteine für die Eltern und alle fünf Geschwister auf der Steinbrinkstraße 254 in Oberhausen

21.12.1998 Pages of Testimony für Alexander und Samuel Friedler von Bruder Jakob

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de870565

https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Projekte/Widerstandskarte/wilhelm-reintjens-verhalf-juden-zur-flucht/DE-2086/lido/dc00020448

Jakob Friedler, A long way around, the story of a youth unusually spent (unpublished 1991)

Jakob Friedler, Die leisen Abschiede – Geschichte einer Flucht, 1994

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Kaufmann%201894%22%7D

www.dokin.nl/publications/het-parool-children-of-tante-truus-english/

www.dokin.nl/surviving_children/sally-friedler-born-26-sep-1930/

www.dokin.nl/surviving_children/jakob-friedler-born-24-sep-1928/

www.dokin.nl/deceased-children/Alexander-Friedler-born-3-Jul-1925

https://collections.arolsen-archives.org/archive/130289449/?p=1&s=Friedler%201925&doc_id=130289449

https://collections.arolsen-archives.org/archive/130289454/?p=1&s=Friedler%20Henny&doc_id=130289454

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420711-Magdeburg8.jpg

http://richard.tom-goebel.de/jugend-in-oberhausen-osterfeld/stahlhelm-und-sa-in-oberhausen

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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