Wolff Caroline

Caroline Lea Wolff

*5.2.1921 in Aurich;

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Daniel Samuel Wolff *18.10.1895 in Aurich; ✡September 1944 in Auschwitz

Heirat der Eltern 19. 2. 1920 in Emden

Mutter Henny Hartogsohn *29.8.1891 in Emden; ✡Okt. 1944 in Auschwitz

Großeltern Asher Elias Hartogsohn und Sara, geb. Hartogsohn

Onkel Hermann Wolff *29.10.1893 in Aurich; ✡21.1.1945 in Buchenwald

Geschwister

Senta Wolff *26.8.1922 in Aurich; April 1942 nach Zamosc; ✡ vor 1945, unbekannt

Ernst Wolff *19.2.1924 in Aurich; Überlebender

Helmut Wolff *8.5.1929 in Aurich; ✡Okt. 1944 in Auschwitz

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Aurich, Fockenbollwerkstraße 16

Heirat in Israel nach 1941 Abraham Alfred Rotfeld *15.10.1920 in Urspringen,✡1992

Kinder zwei

Weiterer Lebensweg

1926 nach Wolfratshausen

1. 5.1935-14.5.1936 Caroline Wolff nach Frankfurt

1936 Caroline Wolff nach Elberfeld

1933 Onkel Hermann flüchtet mit seiner Familie aus Aurich nach Haren, Meerweg 58

29.4.1936 Umzug der Familie in die Wallstraße 56, zur Miete, obere Etage, sieben Räume

1935-1939 Senta Wolff als Hausmädchen bei den Kaufmannsfamilien Sternberg und Knurr

10.11.1938 Vater Daniel im Novemberpogrom verhaftet, aber bereits am 11. November morgens wieder freigelassen

Frühjahr 1939 Caroline Wolff zur Hachschara ins Landwerk Steckelsdorf

17.5.1939 Caroline Wolf im Landwerk Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung

Vater Daniel wird zur Zwangsarbeit verpflichtet

Januar 1940 Anordnung der Gestapo Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940;

Bruder Helmut wird in das jüdische Kinderheim in Köln geschickt

Frühjahr 1940 Umzug der Eltern nach Dortmund, Märkische Straße 70, dann Ostenhellweg 41; Rückkehr des Bruders Helmut von Köln nach Dortmund

Alija Beth auf der SS PACiFIC – der „Paraguay-Transport“ oder Sonderhachschara Nr 7

10.8.1940 abgemeldet aus Steckelsdorf, offiziell abgemeldet nach „Paraguay“; zunächst Zugfahrt nach Berlin

16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith;

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Ebenfalls an Bord der SS PACIFIC umgeladen auf die SS PATRIA  Alfred Rotfeld *1920 in Urspringen; am 7.10.1941 aus Atlit entlassen

Heirat mit Abraham Alfred Rotfeld (*15.10.1920-1992)

Wohnort Masarot Jitchak, Kibbuz Beérot Yitzhak, Israel

Bruder Ernst nach Haren Niederlande, Auschwitz, Schwarzheide

Dez.1938 Bruder Ernst zu Onkel Herrmann Wolff nach Haren ein erhaltener Brief der Mutter Henny belegt, dass für Ernst ein Platz in einem Hachschara- Lehrgut gesucht wird als Vorbereitung auf die Alija nach Palästina.

28.11.1942 Ernst mit der Familie Hermann Wolff in das Judendurchgangslager Westerbork

18.1.1944 Ernst mit der Familie Hermann Wolff auf Transport nach Theresienstadt

16.5.1944 Bruder Ernst auf dem Transport Ea von Theresienstadt nach Ausschwitz.

Juli 1944 Verlegung in das Außenlager des KL Sachsenhausen in Schwarzheide, Sachsen; Schwarzheide bestand vom 5.7. 1944 bis 18.4. 1945

18.4.- 8.5.1945 Todesmarsch von Schwarzheide nach Theresienstadt, ausführlich beschrieben bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/KZ-Au%C3%9Fenlager_Schwarzheide)

Schwester Senta im  jüdischen Umschulungslager Gehringshof

17.5.1939 Senta Wolff noch in Aurich bei Minderheiten-Volkszählung

1939/1940 Senta Wolff zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda;

Senta vermutlich zusammen mit ihrem Cousin James Hartogsohn aus Emden

 Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen.

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nungen in „Jü­di­sches Arbeitseinsatzlager“ oder „Forst-und Ernte­ein­satz­lager“; der Einsatz erfolgte auf Weisung lokaler Behörden/Arbeitsämter.

Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager  z.B von Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Landwerk Neuendorf und Steckelsdorf oder in Westfalen die Arbeitseinsatzlager Paderborn und Bielefeld.

Die Auflösung des Gehringshofs erfolgte im Verlauf des Sommers 1941 auf Druck der Behörden. Die letzten Chaluzim zumeist Madrichim wurden am 5. Oktober 1941 abgemeldet.

Sommer 1941 Senta geht nach Dortmund, wohnt aber nicht bei ihren Eltern.

Der Zamosc-Transport

27.4.1942 Senta Wolff von der Gestapo Dortmund aus der Wohnung geholt

28.4.1942 Deportation in die Turnhalle des Sportvereins „Eintracht“ in Dortmund

30.4.1942 Deportation mit 791 Juden vom Sammellager zum Dortmunder Südbahnhof am Heiligen Weg deportiert nach Zamosc

3.5.1942 Ankunft in Zamosc

Tod von Senta Wolff nach dem 3.5.1942, Ort und Datum des Todes unbekannt

1942 Eltern nach Theresienstadt

29.7.1942 die Eltern Henny und Daniel mit Bruder Helmut von Dortmund auf Transport X/1 nach Theresienstadt

18.1.1944 Bruder Ernst mit der Familie Hermann Wollff von Westerbork auf Transport nach Theresienstadt; ein Wiedersehen mit den Eltern für vier Monate

16.5.1944 Bruder Ernst auf dem Transport Ea von Theresienstadt nach Ausschwitz

28.9.1944 Vater Daniel auf Transport Ek von Theresienstadt nach Auschwitz

6.10.1942 Mutter Henny und Bruder Helmut auf Transport Eo von Theresienstadt nach Auschwitz

Gedenken

2010 Stolpersteine für die Familie Hermann Wolff in Haren, Waterhuizerweg 26

27.1.2015 Stolpersteine für die Familie Daniel Wolff in Aurich

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.joodsmonument.nl/nl/page/603196/hermann-wolff

Ralf Piorr / Peter Witte (Hg.) Ohne Rückkehr. Die Deportation der Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nach Zamość im April 1942; Klartext, Essen 2012

https://de.wikipedia.org/wiki/KZ-Au%C3%9Fenlager_Schwarzheide

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de995144

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de993493

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de993656

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://www.statistik-des-holocaust.de/X1-4.jpg

https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/37015-henny-wolff/

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5135551

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/130402906

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

https://www.groningen4045.nl/stolpersteine/ernst-wolff-en-hilde-pander

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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