Grünfeld Zyslo

Zyslo Grünfeld

*15.6.1919 in Wielun; ✡ ?

Staatsangehörigkeit polnisch

Religion jüdisch

Vater Josek David Grynfeld *1877; ✡ 1942 im Ghetto Lodz

Mutter Ester Eisner *1878; ✡ 1943/44 in Auschwitz

Brüder

Szlama Grynfeld *12.5.1905 in Dzialoszyn, Wielun; ✡ ?

Leib Grynfeld*10.2.1917 in Wielun bei Lodz; ✡ ?

Beruf Arbeiter

Adressen Wielun; Lodz, Adolf-Hitler-Straße 114, 3 Flat 2, Riemer Gasse und Cranach Strasse 17; Hattenhof Nr. 36;

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

Erste Aktion und Kriegsverbrechen des 2.Weltkriegs – „Jagdeinsatz Rot in Gegend Wielun“

1.9.1939 in den frühen Morgenstunden – noch vor Beschuss der Westerplatte! – Bombenangriff auf Wielun in drei Wellen mit Stukas der deutschen Luftwaffe; die militärisch unbedeutende Kleinstadt Wieluń größtenteils zerstört wurde. Es sollen 127- 1200 (?) Bewohner umgekommen sein.

2.9.1939 Luftaufnahme von Wielun

1.9.1939 Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen

8.9.1939 Besetzung von Lodz (700 000 Einwohner, davon 233 000 Juden)

Die Familie wird ins Ghetto Wielun eingewiesen

Das Ghetto Litzmannstadt/Lodz

2.11.1939 Reichspropagandaminister Joseph Goebbels nach dem Besuch von Lodz:

„In Lodz herrschen noch tolle Zustände. Die Judenplage wird allmählich unerträglich. … Warum nur muss dieser Dreckhaufen eine deutsche Stadt werden! Es ist ja eine Sisyphosarbeit, Lodz germanisieren zu wollen. Und wir hätten diese Stadt so gut als Abladeplatz benützen können.“

Februar 1940 Einrichtung des Ghetto

April 1940 Umbenennung in Litzmannstadt (preußischer General und NSDAP-Reichstagsabgeordneter Karl Litzmann)

Zwischen Herbst 1941 und Mitte August 1942 ca. 20.000 Juden aus den ‚liquidierten‘ Provinz-Ghettos des „Warthegau“ wie Wielun zur Bahnstation Baloty, deutscher Name „Radegast“

12.12.1941 mit beiden Eltern auf der Bewohnerliste im Ghetto Lodz 3 Flat 2, Riemer Gasse

Zwangsarbeit der Brüder in der Rüstungsproduktion, u.a. Uniformen, Munition

Bruder Szlama Grynfeld als Lehrer im Ghetto angestellt

16.8.1942 Liquidierung des Ghetto Wielun, die letzten 88 Juden werden ins Ghetto Litzmannstadt deportiert

8.9.1944 Deportation der Brüder ab Bahnstation Baloty-Radegast in das KL Auschwitz durch das Reichssicherheitshauptamt als „Transportjude“ oder „Durchgangsjude“; sie sollten über Auschwitz ins Deutsche Reich zur Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie weitergeschickt werden.

Zyslo Grünfeldbekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer B 9456 in den linken Unterarm tätowiert, konsekutiv mit Bruder Leib und Zyslo Grynfeld, alle drei werden in Buchenwald befreit.

Für Männer gab es in Auschwitz drei Serien: mit der allgemeinen Nummernserie von 1 – 202499 wurden von Mai 1940 bis zum 18. Januar 1945 Häftlinge erfasst; „A“- und „B“-Serie wurden ab Mai 1944 für sog. „Transportjuden oder Durchgangsjuden“ eingeführt: die „A“-Serie erfasste von Mai bis August 1944 20.000 Häftlinge, die „B“-Serie vom 31. Juli bis Anfang November 1944 14.479 Häftlinge.

Konzentrationslager Buchenwald

23.1.1945 Ankunft vom KL Auschwitz im KL Buchenwald, Unterbringung der drei Grynfelds in Baracke 63 im Kleinen Lager

Zyslo Grünfeld bekommt Häftlingsnummer 120136; konsekutiv mit Bruder Leib Grünfeld (120135)

Kein Arbeitskommando notiert, vermutlich Gustloff-Werke

5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);

6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.

6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt

7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen

10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.

Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau

11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision

Kibbuz Buchenwald I auf Hof Egendorf

3.6.1945 eine erste Gruppe von 16 Chaluzim zieht auf den Hof Egendorf bei Blankenhaim, den sie „Kibbuz“ Buchenwald nannten

Anfang Juni Gründungsfeier und Benennung in „Kibbuz Buchenwald“; Rabbi Schacter teilt mit, dass gemäß dem Potsdamer Abkommen das Land Thüringen von der US-Army der russischen Militärverwaltung unterstellt werden würde.

Kibbuz Buchenwald II auf dem Gehringshof

Die Versammlung der Chaluzim wählt einen sechsköpfigen Rat: Tydor wird Leiter des Gehringshofs, Elias Grynbaum Leiter des Farmkomitees.

15.7.1945 Eliaha Dobkin (stellvertretender Leiter der Alijah-Abteilung der Jewish Agency) im Kibbuz zu Besuch mit der Ankündigung, dass das Palästina-Büro in Paris in 6 Wochen 79 Zertifikate aus Vorkriegsbeständen zur Verfügung stellt. Da im Kibbuz Buchenwald nur 60 Personen für ein Zertifikat in Betracht kommen, reist Simcha Dymant mit seinem Freund Arthur Posnanski zur Hechaluz-Zentrale in Bergen Belsen, um dort 20 Chaluzim zur Alija auszuwählen.

25.7.1945 Konferenz mit 94 Vertretern jüdischer Überlebender, Kibbuz-Gruppen aus den DP Lagern in St. Ottilien, US-DP-Lager, ehemaliges Benediktinerkloster bei München, davon 5 Vertreter des Kibbuz Buchenwald:

Yehezkel Tydor, Alex GrynbaumSimcha Dymant, Paltiel Rosenfrucht (Ben Haim) und Leib Grynfeld

Piese Zimche, Herbert Growald, Manci Ferenc/Ohnhaus, Shlomo Schiff, Bella Staub, Guste Zisner, Anna Adler, Esther Loewy, Margot Edel, Rivka Kuperberg

August/September Errichtung des Nebenlagers in Gersfeld nach Beschlagnahme des Hofes durch Leutnant Finkelstein von der US-Militärverwaltung in Fulda

25.8.1945 Ankunft der Beth-Jakov Gruppe (Mädchenschulorganisation Beth Jakob“ =Haus Jakob) von 12 Frauen und zwei MAPAI-Jungen aus Bergen Belsen um

Rita Rivka Englard, Rachel Schnitzer

 (Icchak Jucker, Piese Zimche, Aharon Geppner und Rita Rivka Englard)

27.8. 1945 Die drei Grynfeld-Brüder, insgesamt 80 Chaluzim der Gründergruppe – 53 Männer, 27 Frauen – vom Gehringshof über Baden nach Marseille

Nach der Abreise befanden sich noch 40 Chaluzim auf dem Gehringshof und in Gersfeld

4.9.1945 Abfahrt der SS MATAROA aus Marseille

Judith Baumel schreibt:

„Auf See beschlossen die Freunde auf Wunsch von Rabbi Marcus, eine Zeitung mit dem Titel „Echo of the Waves“ herauszugeben. Szlama Grynfeld und Abraham Gottlieb bereiteten zwei Artikel vor, berichteten über die Ereignisse auf dem Schiff und fügten sogar einen humorvollen Auszug des „Jokers“ des Kibbuz – Elimelech Wiener – hinzu. Um die Ausgabe vor Rosch ha-Schana vorzubereiten, wurde die Zeitung spät in der Nacht während eines Sturms auf See gedruckt.“

8.9.1945 Zsylo Grünfeld Ankunft in Haifa auf der SS MATAROA mit Szlama und Leib Grynfeld

Kibbuz Buchenwald III in Palästina

8.9.1945 Ankunft der 78 Chaluzim in Haifa auf der SS MATAROA mit Arbeiterzertifikat C/L

Nach kurzem Aufenthalt im britischen Internierungscamp Atlith gehen viele in den Kibbuz Afikim

Keine weiteren Daten

Gedenken

Quellen

Zeugnisse aus dem Tal des Todes, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998

Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994

https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81989953

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5284384

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6029183

https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni

https://de.wikipedia.org/wiki/Netzer_Sereni

Home – Deutsch

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://www.mappingthelives.org

http://www.dpcamps.org/listDPCampsbyTeamNo.pdf

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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