Mindus Albert

Albert Julius Mindus

4.7.1923 in Emden ✡  25.11.1940 im Hafen von Haifa

Staatsangehörigkeit Deutsch

Religion jüdisch

Vater Israel Mindus *25.3.1890 in Ihrhove; ✡18.8.1942 in Riga

Mutter Henriette Hendel van der Walde *11.6.1892 in Emden; ✡18.8.1942 in Riga

Großvater Abraham Mindus*23.4.1850 in Jemgum; ✡20.9.1919 in Weener

Heirat der Großeltern 8.5.1883 in Ihrhove

Großmutter Geertje de Levie *29.6.1863 in Oude Pekela; ✡17.1.1942 in Lodz

Onkel Samuel Van der Walde *30.9.1904 in Emden; ✡4.11.1965 in RishonLeTzion

Geschwister

Gerda Mindus *21.11.1929 in Emden; ✡18.8.1942 in Riga

Beruf

Adressen Emden; Neuendorf im Sande

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

Novemberpogrom in Emden

Nach Verwüstungen der Wohnungen und Geschäftslokale sowie Zerstörung der Synagoge wurden 300 Juden Männer, Frauen und Kinder verhaftet.

10.11.1938 Entlassung der Frauen, Kinder und Alten

Die arbeitsfähigen Männer mussten zunächst Zwangsarbeiten im Ort verrichten. Auf dem Weg zu ihrem Einsatzort, dem Bootshafen am Wall, wo sie Ausbaggerungsarbeiten verrichten mussten, kamen sie an der zerstörten Synagoge vorbei. Dort zwangen die SA-Männer einen Juden namens Mindus zu erklären, er habe das Feuer gelegt. In den frühen Morgenstunden des 11. November trieb die SA die Juden unter Bewachung von SS und Geheimer Staatspolizei (Gestapo) zum Bahnhof, von wo aus sie als „Aktionsjuden“ in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurden.

10.11.1938 Verhaftet im Novemberpogrom,

„Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer

3.2.1939 entlassen aus Buchenwald

17.5.1939 Albert mit den Eltern und Schwester Gerda in Emden bei Minderheiten-Volkszählung

Die Chewra NOAR AGUDATI ISRAEL in Neuendorf

Juni 1938 Gründung einer Chewra (Gruppe) des orthodoxen Jugendverbandes Noar Agudati Israel im Landwerk Neuendorf; Madrich war Josef „Jossel“ Schwarz  ; erklärte Aufgabe war es, dass jeder Chaluz über zwei Jahre „an der praktischen und theoretischen Ausbildung in allen Zweigen der Landwirtschaft voll teilnimmt und von einem orthodoxen Jugendführer geistig betreut wird“.

1939 Albert Mindus aus Emden zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande

Im April 1940 zählte die Chewra Noar Agudati Israel ca. 30 Mitglieder.

11.4.1940 Tod der Mutter von Noar Agudati -Madrich Josef Schwarz

14.4.1940 Die Chewra Noar Agudati kondoliert Madrich Josef Schwarz

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport –Untergang der Patria

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

August 1940 Albert Mindus abgemeldet aus Neuendorf , offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

16.8.1940 mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung von Albert Mindus im Camp Atlith; er gibt seinen Onkel Samuel Van Der Walde, Petah Tikva als Referenz an

Zunächst ist er auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

25.11.1940 Albert Mindus kommt beim Untergang der SS PATRIA ums Leben

Die Überlebenden der SS PATRIA

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Das Schicksal der Familie

Judenvertreibung aus Ostfriesland/Oldenburg

Januar 1940 Anordnung der Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940.

10.2.1940 Schreiben mit der Anordnung, Emden zu verlassen

Frühjahr 1940 Umzug der Eltern nach Berlin, Rochstraße 1

1940 Schwester Gerda Mindus in das Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge in Frankfurt, Röderbergweg 87;

Der Leiter des Kinderheims Seligmann Hirschberg – Ehemann der Leiterin Goldine Hirschberg und zuvor Lehrer an der jüdischen Schule in Emden – nennt noch fünf weitere Cousins aus Emden, die 1940 aufgenommen wurden:  

Bernard Simcha und Rafael Hirsch von der Walde; Hannah-Ruth, Therese und Meinhard Gossels

15.8.1942 Deportation der Eltern und Schwester Gerda  auf dem 18. Osttransport von Berlin nach Riga Skirotawa

18.8.1942 Massenerschießung des gesamten Transportes von 938 Berliner Juden im Hochwald von Bikernieki

Gedenken

Familie Israel Mindus auf der Ehrentafel des Jüdischen Friedhofes in Emden

30 Pages of Testimony für die Familien Van der Walde, Mindus und Gossels aus Emden von dem Bruder der Mutter Samuel Van der Walde (Shmuel Yaari)

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1122039

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1122142

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1121962

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de931368

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12666647

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127204857

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.platz-der-vergessenen-kinder.de/assets/de/1/Ff_Kinderhaus_HT24.pdf

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Manfred de Vries, Mauritius – Insel des Lebens, BtJ-Magazin, April 2019

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561

www.raoulwallenberg.net/general/ruth-kl-uuml-ger-mossad-le/

Rudolf Stern (Chawer aus Dortmund), Meine Aliyah – 13. Oktober 1939 – 29. Januar 1940; unveröffentlichtes Manuskript, 1987

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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