Radinowski Erwin

Erwin Radinowski/Radd

*2.5.1922 in Angerburg, Osterpreußen

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Max Radinowski *28.6.1886 in Johannisburg, Ostpreußen; ✡ 5.2.1943 Auschwitz

Mutter Anna Jaruslawsky *27.5.1884 in Drengfurth,Rastenburg; ✡ 1.12.1941

Tante Lina Radinowski *16.1.1895 in Johannisburg; 1.2.1943 in Auschwitz

Onkel Hermann Radinowski * 2.4.1890 in Johannisburg; ✡18.8.1942 in Riga

Tante Johanne Radinowski geb. Winkler *27.8.1893 in Uszpelken; ✡18.8.1942 in Riga

Geschwister ?

Cousins

Eva Radinowski *16.7.1932 in Tilsit; ✡18.8.1942 in Riga

Lothar Radinowski *8.9.1935 in Kuckerneese; ✡18.8.1942 in Riga

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Angerburg, Königsberger Straße 18, Ostpreußen; Groß Breesen; Berlin Schöneberg, Hohenstaufenstraße 58, III

Heirat 1953 in Sydney Helen Herrad Salomon

Kinder

Max Richard Radd *1958

Ronald Irwin Radd *1960

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 Erwin R. in Berlin, Hohenstaufenstraße 58, III bei Minderheitenzählung

17.5.1939 Eltern Max und Anna in Angerburg, Königsberger Straße 18 bei Minderheitenzählung

17.5.1939 Onkel Hermann mit Frau und den Cousins in Berlin, Keibelstraße 41 bei Minderheitenzählung

Vor 1941 Zuzug der Eltern nach Berlin in dieHohenstaufenstraße 36

Übersee-Gruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

1938 Erwin Radinowski zur Hachschara ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

10.11.- Dez.1938 – interniert im KL Buchenwald, Häftlingsnummer ?

17.5.1939 bei Minderheitenzählung

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager

Emigration auf der SS SLAMAT nach Australien

11.6.1939 erste größere organisierte Emigration von 15 Breesenern ab Rotterdam auf der SS SLAMAT nach Australien; Werner „Töpper“ Angress – zuvor Groß-Breesen – schreibt über die Abreise der Breesener- Australien Gruppe:

„15 Breesener, 13 Jungen und zwei Mädel, wollen morgen mit dem holländischen Schraubenschiff SS «Slamat» nach Australien fahren….15 Breesener, unsere erste, große, geschlossene Gruppe Pitt (Hanf), Herko (Herbert Cohn), Erich (Bacharach), Leo (Schiftan), Klaus (Gasiorowski), Werner (Pelz), Spitz (Herbert Born), Wachsi (Gerhard Wachsmann), Franz (Czollek), Erwin (Radinowski), Fritz, Hans, Herbert (Born), Hanni und Inge (Rosenbaum). Fast alle sind nicht älter als 17 Jahre. Und in Kolombo werden sie Jonny treffen, mit Posche, Bosi und Rudi. … Langsam verlassen wir das Schiff, Bo(Bondy), Prinz (Hermann Neustadt), Dackel (Gerd Tworoger), Floh (Ludwig Fröhlich) und ich (Werner „Töpper“ Angress).“

17.4.1942 Eintritt als „Private“ in die Australian Army; er gibt als Kontakt Hans Schiller an

23.10.1944 Ausmusterung aus der Australian Army, 2th Employment Company

Arbeit auf verschiedenen Ranches

1966 schreibt Frau Herrad für den 23. Groß Breesen Rundbrief, da er selbst mit Arbeit

überlastet ist. Sie haben zwei Söhne, 6 bzw. 8 Jahre alt. Erwin besitzt eine Dairy farm, eine der

größten in dem ganzen Gebiet. Seine Frau dazu:

„Trotzdem ist es heute schwer, sich über Wasser zu halten. Der Preis der Milch ist festgesetzt, unveränderbar; die Kosten für Futter, Arbeiter, Materialien, tierärztliche Dienstleistungen aber werden nicht kontrolliert und steigen laufend. Katastrophen – etwa die Trockenheit im Vorjahr – müssen die Farmer allein durchstehen“.

30.6.1984 „Get together“ in Utica, NY, USA

1985 ist er Leiter einer Reinigungsabteilung an der Technischen Schule in Sydney

22. -26.5.1986 Treffen der überlebenden Groß-Breesener in Shavey Zion, Israel

Das Schicksal der Familie Radinowski

1.12.1941 Tod der  Mutter Anna in Berlin

15.8.1942 Onkel Hermann mit Frau und den Cousins auf dem 18. Osttransport von Berlin nach Riga; 18.8.1942 Ankunft in Riga Skirotawa, Massenerschießung des gesamten Berliner Transportes von 1004 Juden im Hochwald von Bikernieki

3.2.1943 Vater Max mit Bruder Leo R. und der Vermieterin Elsbeth Joseph auf dem 28. Osttransport von Berlin nach Auschwitz

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Volkszählung 1940 der Vereinigten Staaten

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1136709

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1136902

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1136744

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot18.html

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot28.html

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212223

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12669118

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127204880

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130251945

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12114967

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

Artur Wolff, Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert