Wolff Walter

Walter Wolff

*28.8.1892 in Karlino, Westpommern; ✡ 1.10.1944 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Louis Wolff *1855 in Rozanki; ✡25.5.1925 Berlin

Mutter Laura Elias; ✡ ?

Bruder

Artur Wolff *28.11.1883 in Karlino; ✡30.5.1921 in Hamburg

Edwin Wolff *18.9.1886 in Karlino; ✡25.1.1953 in Wellington Neuseeland

Beruf Kaufmann

Adressen Karlino; Berlin; Groß Breesen;

Heirat 4.6.1923 in Berlin Hildegard Klein *25.7.1900 in Berlin; ✡ 7.10.1944 in Auschwitz

Schwiegereltern Emil Samuel Klein und Regina Recha Spitz

Schwägerin Margot Klein *19.11.1902 in Berlin; 29.3.1990 in New York; oo Ernst Gladtke

Kinder

Arthur „Abu“ Wolff *13.5.1924 in Berlin; ✡1998 in Sao Paulo; oo Ilse Jacobsberg

Adoptivsohn/ Neffe (Mutter Ilse Klein)

Denny Wolff *1936; Kinderheim Berlin; Theresienstadt; ✡1.10.1944 in Auschwitz

Weiterer Lebensweg

17.11.1916 Walter Wolff im 1.WK als Vizewachtmeister der 12. Batterie des Reserve-Feldartillerieregimentes Nr.25 gemeldet als „leicht verwundet, bei der Truppe“; Träger des EK I

Übersee-Gruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

April 1939 Arthur Wolff zur Hachschara ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz im September 1939 von Inspektor Hildebrandt

17.5.1939 Arthur Wolff in Groß Breesen bei Minderheitenzählung

17.5.1939 Walter und Hildegard Wolff in Berlin, Lefèvrestraße 1 bei Minderheitenzählung

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen; beide Eltern nach Groß Breesen; Walter Wolff übernimmt im Tagesbetrieb de facto viele Funktionen des Inspektors

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager; es wird der Gestapo Breslau unterstellt

Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen

Die Grüssau Gruppe

21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner

30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen

Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:

„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“

31.10.1942 Verbringung der 24 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau

Günther Marcuse notiert:

„Im Gegensatz zu früheren Alarmen, denen sofort Reklamationen folgte, verliessen uns heute die Kameraden, die uns in langen Jahren lieb geworden waren. Es sind:

Ehepaare: Wolff (Walter und Hildegard Klein), Löwenstein (Aron und Gertrud Monasch), Ascher (Kurt und Ruth Schwarz mit Rea), Baehr (Heinz und Edith Plessner), Cohn (Alfred „Alco“ und Marlo Levy mit Gideon)

Mädels: Berg (Anneliese), Blume I (Ruth geb. Baehr), Blume II Anneliese), Cohn (Hannelore), Director (Ilse), Frau Berg (Bertha)

Jungens: Blume (Bernhard), Plessner (Heinz), Levy (Ernst), Wolff (Arthur), Ring (Heinz), Krieger (Otto)

(Ruth Blume und Bernhard Blume waren auch ein Ehepaar)

25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.

Fabrikaktion Februar/März 1943

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

22.2.1943 Verhaftung der Juden im Arbeitslager Grüssau, die gesamte Grüssau-Gruppe aus Groß Breesen bis auf Walter und Hildegard Wolff mit Sohn Arthur (Theresienstadt)

23.2.1943 Ankunft des Grüssauer Transports in Auschwitz; von 250 Juden aus Grüssau werden nur sechs Männer (Nr. 104027 bis 104032) in das Lager zur Zwangsarbeit übernommen

24.2.1943 Walter und Hildegard Wolff mit Sohn Arthur auf dem Transport IX/3 von Breslau nach Theresienstadt; Grund: Privileg von Walter Wolff als Träger des EK 1

28.2.43 Schließung des Lagers im Kloster Grüssau

Fabrikaktion im Arbeitslager Groß Breesen

26.2.1943 Das Tagebuch von Günther Marcuse endet mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3.1943 mit einer Gestapoentscheidung zum Abtransport der „Volljuden“ zu rechnen ist, während die „Halbjuden“ in Groß Breesen verbleiben sollten.

1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen

Deportation in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück

5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.

6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 21 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen.

Theresienstadt, Auschwitz, Buchenwald, Berga, Dachau

28.9.1944 Arthur und Walter Wolff auf dem Transport Ek von Theresienstadt nach Auschwitz

Arthur Wolff wird die Häftlingsnummer B 11795 in den linken Unterarm tätowiert; im September 1944 wurden die Häftlingsnummern B 8204 – B 12 656 vergeben

4.10.1944 Ehefrau Hilde auf dem Transport En von Theresienstadt nach Auschwitz

Verlegung von Sohn Arthur Wolff in das Reichsbahn- Ausbesserungswerk Gleiwitz

1.5.1945 Befreiung des Sohnes Arthur durch die US-Army in Mittenwald

Juni 1946 Auswanderung von Antwerpen nach Sao Paulo

Gedenken

11.5.1955 Pages of Testimony für Walter und Hilde Wolf von Arthur Wolff, Sao Paulo

14.7.1968 Pages of Testimony für Walter und Hilde Wolf und Adoptivsohn Denny von Schwägerin Margot Gladke

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Preußische Verlustlisten vom 17.11.1916 Seite 16353

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10783477

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5135475

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7447069

https://www.gapgeschichte.de/ns_zeit_1945_todesmarsch_texte/01_text.htm

https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/37019-hildegard-wolff

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

Arthur Wolff, Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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