Kurt Ascher
*5.8.1920 in Parchim; ✡1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Emil Ascher *10.5.1887 in Neustadt; ✡ Minsk 1942
Heirat der Eltern 1920 in Parchim
Mutter Gertrud Rosenbaum *14.9.1885 in Hannover; ✡ Minsk 1942
Großeltern Hirsch Ascher und Therese Meyer
Großeltern Gustav und Fanny Rosenbaum
Halbbruder Max Ascher * 20.4.1915 in Parchim; aus der ersten Ehe der Mutter mit Max Ascher, 1914 kriegsgefallenener Bruder des Emil Ascher
Bruder Rolf Ascher *17.12. 1921 in Parchim; ✡ Minsk 1942
Beruf Gärtner
Adressen Parchim, Lindenstraße 33; Neustadt-Glewe; Hamburg, Tornquiststraße 88; Ahlem, Harenberger Landstraße 46; Groß Breesen
Heirat 1942 in Trebnitz Ruth Schwarz *25.6.1918 in Berlin; ✡1943 in Auschwitz
Kinder
Reha Ascher *9.10.1942 in Berlin; ✡1943 in Auschwitz
Weiterer Lebensweg
10.10.1914 Tod des Vaters von Halbbruder Max, Wehrmann des Reserve-Infanterieregiments 90, III: Bataillon, Schwerin, 10. Kompagnie
20.4.1915 Halbbruder Max erst nach dem Tod seines Vaters geboren in Parchim
1915 Eröffnung des Kaufhauses „Hirsch Ascher“ in Parchim durch die Großmutter und Vater Emil
Kurt mit Bruder Rolf auf dem Friedrich-Franz-Gymnasium
1935 Zwangsversteigerung von Geschäft und Immobilie
Oktober 1935 Eintritt von Kurt in die Israelitische Gartenbauschule in Hannover Ahlem als Gärtner-Lehrling
1.7.1936 Umzug der Familie nach Hamburg, Tornquiststraße 88
Juni 1937 Kurt Ascher als Gärtner-Lehrling der Israelitischen Gartenbauschule in Hannover Ahlem
10.11.1938 Vater Emil und Bruder Max verhaftet im Novemberpogrom; Gefängnis Fuhlsbüttel,
17.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen
17.5.1939 Kurt Ascher in Hannover Ahlem, Israelitische Gartenbauschule bei Minderheitenzählung
17.5.1939 Ruth Schwarz in Groß Breesen bei Minderheitenzählung
Juni 1939 Emigration des Bruders Max von Neapel auf der SS HUSIMI MARU nach Shanghai
15.-31.10.1947 Halbbruder Max auf der USS GENERAL GORDON von Shanghai nach San Francisco
Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen
Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)
1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.
Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.
10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.
Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.
1939 Kurt Ascher als Ausbilder/„Madrich“ ins Lehrgut Groß Breesen
Weihnachten 1940 kurzzeitig zu Besuch bei den Eltern in Hamburg gemeldet
31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager
Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen
6.10.1942 Das Schloss (Hauptgebäude) in Groß Breesen muss von den Juden für „arische“ Arbeitskräfte freigeräumt werden, Unterbringung im „Schafferhaus“; Ehepaar Ascher bewohnt Raum 6 im 1. Stock (Zeichnung von Günther Marcuse)
Die Grüssau Gruppe
21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner
30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen
Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:
„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“
31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau
Günther Marcuse notiert:
„Im Gegensatz zu früheren Alarmen, denen sofort Reklamationen folgte, verliessen uns heute die Kameraden, die uns in langen Jahren lieb geworden waren. Es sind:
Ehepaare: Wolff (Walter und Hildegard Klein), Löwenstein (Aron und Gertrud Monasch), Ascher (Kurt und Ruth Schwarz mit Rea), Baehr (Heinz und Edith Plessner), Cohn (Alfred „Alco“ und Marlo Levy mit Gideon)
Mädels: Berg (Anneliese), Blume I (Ruth geb. Baehr), Blume II (Anneliese), Cohn (Hannelore), Director (Ilse), Frau Berg (Bertha)
Jungens: Blume (Bernhard), Plessner (Heinz), Levy (Ernst), Wolff (Arthur), Ring (Heinz), Krieger (Otto)
(Ruth Blume und Bernhard Blume waren auch ein Ehepaar.)
25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.
Fabrikaktion Februar/März 1943
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“
Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
22.2.1943 Verhaftung von Kurt, Ruth mit Tochter Reha im Arbeitslager Grüssau, die gesamte Grüssau-Gruppe aus Groß Breesen mit des AusnahmeWalter und Hildegard Wolff mit Sohn Arthur (Theresienstadt)
23.2.1943 Ankunft des Grüssauer Transports in Auschwitz; von 250 Juden aus Grüssau werden nur sechs Männer (Nr. 104027 bis 104032) in das Lager zur Zwangsarbeit übernommen
28.2.43 Schließung des Lagers im Kloster Grüssau
Deportation der Familie nach Minsk
8.11.1941 die Eltern Emil und Gertrud mit Bruder Rolf deportiert von Hamburg nach Minsk
Gedenken
Roman von Helmut Kant „Das Impressum“, 1972
Stolpersteine für Kurt Ascher und seine Familie in Hamburg Heußweg 10
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.stolpersteine-hamburg.de/?MAIN_ID=7&BIO_ID=2004
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de834297
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de834252
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de834274
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de834317
Hermann Kant, Das Impressum, Roman, 1972
Parchimer Zeitung vom 18.7.1935.
Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html
Passenger Lists of Vessels Arriving at San Francisco, CA, 1893-1953 (National Archives Microfilm Publication M1410, roll 393, line number 8, record id 004894246_00245_7); Digital Folder Number 004894246, Image Number 00245
Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984
Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991
Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966
https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater