Löwenstein Aron

Aron Löwenstein

*13.10.1889 in Wangerin, Regenwalde, Pommern; ✡1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Ludwig Löwenstein *1852; ✡ ?

Heirat der Eltern 1888 in Zempelburg

Mutter Julie Cohn *1861; ✡ 14.12.1924 in Stettin

Geschwister

Seelig Löwenstein *22.1.1884 in Wangerin; ✡ nach Febr. 1940 Piaski

Rosa Löwenstein 20.2.1890 in Wangerin; ✡?; oo Rabbi Dr. Heinrich Gescheit

Daniel Löwenstein 4.6.1893 in Wangerin; ✡?; oo Paula Weichselbaum

Flora Löwenstein *19.4.1895 in Wangerin; ✡?; oo Siegfried Ehrenwert; Überlebende

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Wangerin; Stettin, Klosterhofstraße 26; Groß Breesen;

Heirat Gertrud Monasch *8.1.1901 in Breslau

Kinder

Weiterer Lebensweg

26.3.1937 Bruder Daniel mit Frau und Kinder eingereist in Haifa

17.5.1939 Aron Löwenstein in Stettin, Klosterhofstraße 26 bei Minderheitenzählung

17.5.1939 Gertrude Monasch in Breslau, Zimmerstraße 14 bei Minderheitenzählung

5.8.1942- Juli 1945 Schwester Flora mit Ehemann in Theresienstadt

Die Deportation der Juden aus Stettin am 13.2.1940

Am 12. Februar 1940 erhielten die Stettiner Juden den Befehl, sich binnen nur sieben Stunden für den Abtransport bereitzuhalten. Anschließend wurden sie in das Ghetto Lublin deportiert. Die Umstände, unter denen diese erste Massenverschleppung von Juden aus dem »Altreich« erfolgte, waren furchtbar. Elsa Meyring selbst berichtete später von der Deportationsaktion, die die Juden Stettins völlig unvorbereitet traf. Bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt wurden etwa 1100 Juden, darunter viele Kinder und ältere Menschen, in einer mehrere Tage dauernden Fahrt in ungeheizten Waggons in den Bezirk Lublin gebracht, wo sie vom Ankunftsbahnhof aus auf Gewaltmärsche in die ihnen zugewiesenen Aufenthaltsorte getrieben wurden. Bereits auf der Zugfahrt und den Märschen starben die ersten Menschen, während andere Erfrierungen und Verletzungen erlitten, die später zum Tode führen sollten.

Die Deportation der Juden aus Stettin am 13.2.1940 und Schneidemühl am 21.2.1940

13.2.1940 Deportation von Bruder Seelig mit  1107 Stettiner Juden nach Lublin. Die dänische Zeitung „Politiken“ berichtet am 17.2.1940:

„In den Nachtstunden des 12. zum 13. Februar wurden in Stettin sämtliche Juden abtransportiert… Zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen des 13. Februar wurden die Juden mit Frauen und Kindern ohne Rücksicht auf ihr Alter und ihren Gesundheitszustand durch je zwei Posten der SS und der SA aus ihren Wohnungen geholt und zum Güterbahnhof Stettin gebracht, von wo aus der Abtransport nach Ostpolen in den frühen Morgenstunden des Dienstag erfolgte. Auch die Insassen der beiden jüdischen Altersheime in Stettin, ca. 82 Personen, darunter Frauen und Männer über 90 Jahre, wurden deportiert. Soweit sie nicht mehr zu gehen imstande waren, wurden sie auf Tragbahren zum Güterbahnhof gebracht… Bereits auf der Durchfahrt durch Schneidemühl – etwa 24 Stunden nach dem Abtransport – mussten die ersten Leichen aus dem Deportationszug entfernt werden. Es handelte sich zunächst um eine Frauenleiche, der später die Leichen von zwei Kindern folgten. Einige andere Personen lagen im Sterben, wie Zurufe aus den Wagenfenstern des Zuges an den Stationsvorsteher des Bahnhofs besagten.“

Februar 1940 viele Juden aus Schönlanke in das provisorische Gefängnis in Schneidemühl

21.2.1940 Deportation einiger Familien aus Schneidemühl in das am 1.4.40 neu eröffnete „Jüdische Arbeitsheim“ Radinkendorf bei Beeskow, das viele der 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl ausgewiesenen Juden aufnehmen musste.

Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.

1939/1940 Aron Löwenstein ins Lehrgut Groß Breesen

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager

Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen

6.10.1942 Das Schloss (Hauptgebäude) in Groß Breesen muss von den Juden für „arische“ Arbeitskräfte freigeräumt werden, Unterbringung im „Schafferhaus“; Ehepaar Ascher bewohnt Raum 6 im 1. Stock (Zeichnung von Günther Marcuse)

Die Grüssau Gruppe

21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner

30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen

Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:

„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“

31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau

Günther Marcuse notiert:

„Im Gegensatz zu früheren Alarmen, denen sofort Reklamationen folgte, verliessen uns heute die Kameraden, die uns in langen Jahren lieb geworden waren. Es sind:

Ehepaare: Wolff (Walter und Hildegard Klein), Löwenstein (Aron und Gertrud Monasch), Ascher (Kurt und Ruth Schwarz mit Rea), Baehr (Heinz und Edith Plessner), Cohn (Alfred „Alco“ und Marlo Levy mit Gideon)

Mädels: Berg (Anneliese), Blume I (Ruth geb. Baehr), Blume II (Anneliese), Cohn (Hannelore), Director (Ilse), Frau Berg (Bertha)

Jungens: Blume (Bernhard), Plessner (Heinz), Levy (Ernst), Wolff (Arthur), Ring (Heinz), Krieger (Otto)

(Ruth Blume und Bernhard Blume waren auch ein Ehepaar.)

Tagebuch Günter Marcuse

25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.

Fabrikaktion Februar/März 1943

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

22.2.1943 Verhaftung von Aron und Gertrud Löwenstein im Arbeitslager Grüssau, die gesamte Grüssau-Gruppe aus Groß Breesen bis auf Walter und Hildegard Wolff mit Sohn Arthur (Theresienstadt)

23.2.1943 Ankunft des Grüssauer Transports in Auschwitz; von 250 Juden aus Grüssau werden nur sechs Männer (Nr. 104027 bis 104032) in das Lager zur Zwangsarbeit übernommen

28.2.43 Schließung des Lagers im Kloster Grüssau

Gedenken

2.3.1956 Pages of Testimony für Aron und Selig von Bruder Daniel Löwenstein

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/127200291

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_at31-40.html

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de919222

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984

Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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