Cohn Hannelore

Hannelore Cohn

*2.7.1922 in Heilsberg, Ermland, Ostpreußen (Lidzbark); ✡ Febr.1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Benno Cohn *16.10.1876 in Flatow; ✡ 1944 in Auschwitz

Mutter Berta Blumenthal *13.5.1884 in Kolmar; ✡ 1944 in Auschwitz

Tante Recha Cohn geb. Cronheim *7.7.1886 in Wirsitz; 8.2.1942 in Riga

Geschwister

Elsbeth Cohn *2.11.1909 ; ✡26.3.2003 in Fort Lauderdale; oo Theo Lamm

Margot Cohn *15.5.1918 ; ✡nach 2011; oo Herbert Waller; Josef Horndrey

Ernst Cohn *25.1.1911; ✡1935 in Heilsberg

Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen Heilsberg, Rudolf-Kiehl-Straße 3; Berlin; Groß Breesen;

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 Hannelore mit den Eltern und Tante in Heilsberg bei Minderheitenzählung

Umzug der Familie nach Berlin

17.3.1943 wohnen die Eltern in Berlin, Reichenberger Straße 120

Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

1939 Hannelore Cohn zur Umschulung ins Lehrgut Groß Breesen

Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager

Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen

Die Grüssau Gruppe

21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner

30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen

Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:

„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“

31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau

Günther Marcuse notiert:

„Im Gegensatz zu früheren Alarmen, denen sofort Reklamationen folgte, verliessen uns heute die Kameraden, die uns in langen Jahren lieb geworden waren. Es sind:

Ehepaare: Wolff (Walter und Hildegard Klein), Löwenstein (Aron und Gertrud Monasch), Ascher (Kurt und Ruth Schwarz mit Rea), Baehr (Heinz und Edith Plessner), Cohn (Alfred „Alco“ und Marlo Levy mit Gideon)

Mädels: Berg (Anneliese), Blume I (Ruth geb. Baehr), Blume II Anneliese), Cohn (Hannelore), Director (Ilse), Frau Berg (Bertha)

Jungens: Blume (Bernhard), Plessner (Heinz), Levy (Ernst), Wolff (Arthur), Ring (Heinz), Krieger (Otto)

(Ruth Blume und Bernhard Blume waren auch ein Ehepaar)

25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.

Fabrikaktion Februar/März 1943

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

22.2.1943 Verhaftung von Hannelore Cohn im Arbeitslager Grüssau, die gesamte Grüssau-Gruppe aus Groß Breesen bis auf Walter und Hildegard Wolff mit Sohn Arthur (Theresienstadt)

23.2.1943 Ankunft des Grüssauer Transports in Auschwitz; von 250 Juden aus Grüssau werden nur sechs Männer (Nr. 104027 bis 104032) in das Lager zur Zwangsarbeit übernommen

28.2.43 Schließung des Lagers im Kloster Grüssau

Fabrikaktion im Arbeitslager Groß Breesen

26.2.1943 Das Tagebuch von Günther Marcuse endet mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3.1943 mit einer Gestapoentscheidung zum Abtransport der „Volljuden“ zu rechnen ist, während die „Halbjuden“ in Groß Breesen verbleiben sollten.

1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen

Deportation in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer)

5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.

6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 21 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen.

Deportation der Familie

5.9.1942 Tante Recha auf dem 19. Osttransportvon Berlin nach Riga;

8.9.1942 Ankunft in Riga Skirotawa; bis auf 80 Männer zum Arbeitseinsatz wird der gesamte Transport im Hochwald von Bikernieki erschossen

17.3.1943 beide Eltern auf dem 4. und letzten  Großen Alterstransport von Berlin nach Theresienstadt, mit vielen bis dahin verschonten Trägern von Kriegsauszeichnungen des 1. WK sowie deren Ehepartner;

ebenfalls auf diesem Transport Arthur Blumenthal, ein Verwandter der Mutter aus Heilsberg

28.10.1944 beide Eltern auf den Transport E v  von Theresienstadt nach Auschwitz

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4966456

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212746

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_gat4.html

Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984

Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert