Plessner Edith

Edith Plessner

*6.8.1919 in Berlin; ✡1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Ernst Plessner *31.3.1889 in Berlin; ✡ 23.3.1943 in Auschwitz

Mutter Rosa Rund *10.2.1890 in Berlin; ✡ ? in Auschwitz

Geschwister

Heinz Plessner *7.8.1921 in Berlin; ✡? in Auschwitz

Günter Plessner *19.3.1927 in Berlin; ✡? in Auschwitz

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Berlin, Prinzregentenstraße 77; Groß Breesen;

Heirat Heinz Baehr *23.10.1923 in Heinsberg

Kinder

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Verhaftung des Vaters Ernst im Novemberpogrom; als „Aktionsjude“ nach Sachsenhausen

20.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen

17.5.1939 Edith Plessner mit den Eltern, Bruder Heinz und Günter in Berlin, Wilmersdorf, Prinzregentenstraße 77 bei Minderheitenzählung

Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

1939 Edith Plessner zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

1939 Bruder Heinz zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager

Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen

Die Grüssau Gruppe

21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner

30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen

Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:

„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“

31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau

Günther Marcuse notiert:

„Im Gegensatz zu früheren Alarmen, denen sofort Reklamationen folgte, verliessen uns heute die Kameraden, die uns in langen Jahren lieb geworden waren. Es sind:

Ehepaare: Wolff (Walter und Hildegard Klein), Löwenstein (Aron und Gertrud Monasch), Ascher (Kurt und Ruth Schwarz mit Rea), Baehr (Heinz und Edith Plessner), Cohn (Alfred „Alco“ und Marlo Levy mit Gideon)

Mädels: Berg (Anneliese), Blume I (Ruth geb. Baehr), Blume II Anneliese), Cohn (Hannelore), Director (Ilse), Frau Berg (Bertha)

Jungens: Blume (Bernhard), Plessner (Heinz), Levy (Ernst), Wolff (Arthur), Ring (Heinz), Krieger (Otto)

(Ruth Blume und Bernhard Blume waren auch ein Ehepaar)

25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.

Fabrikaktion Februar/März 1943

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

22.2.1943 Verhaftung von Heinz und Edith Baehr sowie Bruder Heinz im Arbeitslager Grüssau, die gesamte Grüssau-Gruppe aus Groß Breesen bis auf Walter und Hildegard Wolff mit Sohn Arthur (Theresienstadt)

23.2.1943 Ankunft des Grüssauer Transports in Auschwitz; von 250 Juden aus Grüssau werden nur sechs Männer (Nr. 104027 bis 104032) in das Lager zur Zwangsarbeit übernommen

28.2.43 Schließung des Lagers im Kloster Grüssau

Deportationen der Familie

4.3.1943 beide Eltern und Bruder Günter auf dem 34. Osttransport ab Berlin nach Auschwitz

Gedenken

6.12.2018 Stolpersteine für Heinz Bähr, seine Eltern und fünf weitere Verwandte in Heinsberg, Hochstraße 107

6.7.2019 Stolperstein für die Schwester Maria Anna Bähr

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1134095

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1134126

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1134251

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1134034

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1134146

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212716

Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984

Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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