Walter Goldmann
*17.10.1919 in Berlin; ✡ 10.9.2001 in Kiriat Bialik
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Fritz Goldmann *1.12.1888 in Berlin; ✡?
Heirat der Eltern 12.5.1917 in Berlin
Mutter Berta Leissner *18.6.1891; ✡ ?
Geschwister keine
Adressen Berlin; Duisburg, Grabenstraße 11 (heute 27); Ellguth
Heirat Leah Reuben *1917; ✡1997 in Kiriat Bialik
Kinder zwei
Weiterer Lebensweg
1922 Umzug der Familie nach Duisburg, Grabenstraße 11; Eröffnung einer Möbelhandlung
1934 Besuch des Mercator-Gymnasium in Duisburg; er verlässt die Schule nach einem tätlichem Angriff.
Zeitzeuge Wenz aus Duisburg erinnert sich:
„Ich bin 1928 im Haus Grabenstraße 11 III geboren. Familie Goldmann wohnte in der 2. Etage. Mein Vater hatte in der Gneisenaustraße ein Friseurgeschäft. Wenn meine Mutter auch dort arbeitete, wurde ich zu Goldmanns in ‚Verwahrung’ gebracht. Meist passte Frau Gebhardt, die Hausgehilfin, auf mich auf. Frau Goldmann verwöhnte mich mit Leckereien. 1934 zogen wir in die Gneisenaustraße. Danach hatten wir nur wenig Kontakt mit Goldmanns.
Als meine Mutter vom Pogrom, der sogenannten ‚Kristallnacht’ am 9. November 1938, erfuhr, nahm sie mich an der Hand und wir gingen zur Grabenstraße. Von weitem sahen wir bereits, dass die Gardinen aus dem Fenster heraushingen und Möbel zerstört auf der Straße lagen. Mutter blieb stehen. Sie wollte nicht mit mir in den Strudel hineingeraten. Von Goldmanns haben wir nichts mehr gehört.“
1939 beide Eltern in Duisburg, Grabenstraße 11 bei der Minderheitenzählung
Das Lehrgut Ellguth
Walter Goldmann zur Hachschara nach Ellguth
Die Eröffnung des Lehrgutes Ellguth in Steinau bei Falkenberg/Klein-Schnellendorf erfolgte in Trägerschaft des Hechaluz am 19.12.1937. Die Leitung wurde Edgar und Elly Freund von der „Jüdischen Jugendhilfe Berlin“ übertragen. Zur Eröffnung kam als Madrich für die Landwirtschaft Georg Josephsthal, zuvor Generalsekretär des Hechaluz und im Merkas des Habonim. Seine Frau Senta übernahm die Milchwirtschaft des Gutes. Als landwirtschaftlicher Inspektor wurde der Nichtjude Bless eingestellt. Bis zu 100 Chaluzim wurden hier ausgebildet.
Im August 1938 mussten Georg und Senta Josephthal, im September das Ehepaar Freund nach Warnungen vor der Gestapo das Gut verlassen. Nachfolger wird Fritz Wolff.
Polenaktion
28.10.1938 Bei der „Polenaktion“ wurden auch aus Ellguth wie in anderen Hachscharalagern polnischstämmige Chaluzim abgeschoben. Diese konnten aber oftmals illegal wieder zurückkehren.
Novemberpogrom
10. 11.1938 zwei Jugendliche aus Breslau mit Motorrad berichten über die Pogromexzesse. 10.11.1938 nachmittags erscheint ein örtlicher Polizist, um Waffen zu suchen
10.11.1938 Mob aus Bauern und SA überfällt das Gut, alle Bewohner werden auf LKW in das Polizeigefängnis Oppeln gebracht; die erwachsenen Männer werden nach Buchenwald transportiert, Frauen und Jungen wieder entlassen.
Nach der Entlassung flüchten einige wie Erich Heumann in die Niederlande ins Werkdorp
Januar 1939 Wiedereröffnung des Lagers Ellguth durch den BACHAD mit 40 Chaluzim; Die Leitung übernahm Armin Duschinski aus Wien.
17.5.1939 Walter Goldmann bei Minderheiten-Volkszählung mit 84 Juden in Falkenberg, Klein Schnellendorf
Alija beth auf der SS HILDA – Sonderhachschara 2
12.10.1939 Bahnfahrt von 31 Chaluzim aus Ellguth ab Breslau nach Wien; die zweite Hälfte des Transportes kam von Berlin über Frankfurt und Passau nach Wien.
14.10. 1939 Ankunft in Wien, über die Schwarzmeerroute Bratislava, Budapest, Belgrad, Bukarest
6.11.1939 Ankunft in Sulina, Schwarzmeer-Hafen
26.11.1939 Abfahrt mit 729 Passagieren auf der SS HILDA
15.1.1940 hinter den Dardanellen von britischer Marine gestoppt und geentert
22.1.1940 Ankunft vor der Dreimeilen-Zone vor Haifa
24.1.1940 Britische Mandatsbehörden verweigern die Landung
29.1.1940 Ankunft Haifa nach Abschluß von Verhandlungen zwischen Sochnut (Jewish Agency) und britischer Mandatsregierung
29.1.1940 mit Bussen in das Internierungslager nach Athlit verbracht
18.2.1940 Entlassung der Frauen aus dem Lager
24.2.1940 Registrierung von Walter Goldmann in Athlit; er gibt als Referenz seinen Vater Fritz Goldmann an , als Gemeindeältesten niemand (Dokument D/1257/40/CHU);
29.7.1940 Entlassung der Männer aus dem Lager Athlit
Duisburg -Riga
November 1941 Deportationsbefehl der Gestapo
Verbringung von Duisburg in das Sammellager Viehhallen Schlachthof Düsseldorf

11.12.1941 Deportation der Eltern mit 1007 Juden aus Düsseldorf nach Riga
13.12.1941 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga;
1950 Walter Goldmann in Kiriat Haim, Israel
Gedenken
19.11.1955 Pages of Testimony für die Eltern von Walter Goldmann

Stolpersteine für die Eltern in Duisburg, Grabenstraße 27
Grabstein für Walter Goldmann Zur Shalom Cemetery (Qiryat Yam) Helka: Tet-Vav, Line: 2, Place:29
Quellen
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561
www.raoulwallenberg.net/general/ruth-kl-uuml-ger-mossad-le/
Rudolf Stern (Chawer aus Dortmund), Meine Aliyah – 13. Oktober 1939 – 29. Januar 1940; unveröffentliches Manuskript, 1987
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_rhl_411211.html
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/12
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008