Dr. med. Siegbert Joseph
*18.7.1894 in Chojnice, Westpreußen; +22.12.1944 in Libau
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater unbekannt
Mutter unbekannt
Beruf Arzt, Gynäkologe und Geburtshelfer
Adressen Berlin Tiergarten, Brückenallee 36; Riga, Rupniecibas 15-1, Sadovņikova 22, Krasta 5
Heirat Margarete Rosenhain *14.7.1901 in Bromberg, Bydgoszcz; Pianistin; +8.12.1941, vermutlich in Riga erschossen
Ihr Großvater Julius Rosenhain ist der Urgroßvater von Heinz-Erwin Rosenhain
Weiterer Lebensweg
1919 Gynäkologischer Oberarzt der chirurgischen Abteilung, Krankenhaus Moabit Berlin; Leiter: Prof. Moritz Borchardt (1868-1948)
1925 Leiter der Schwangerenfürsorge des Gesundheitsamtes Bezirk Tiergarten, Turmstraße
1926 und 1929 Veröffentlicht wissenschaftliche Artikel in gynäkologischen Journalen
1927 Chefarzt der abgetrennten gynäkologischen Abteilung; große Popularität in Tiergarten
April/Mai 1933 Entlassung der jüdischen Ärzte des Krankenhaus Moabit
1933 -1939 Gynäkologe im Jüdischen Krankenhaus, Iranische Straße
1937 noch im Reichsmedizinalkalender (Juden mit Doppelpunkt markiert)
1938 Entzug der Approbation
1939 mit Ehefrau in Berlin, Tiergarten bei Deutsche Minderheiten-Volkszählung
August 1939 Flucht nach Riga mit dem Ziel Palästina; erfasst beim Census in Lettland
17.6.1940 Besetzung Riga durch die Rote Armee und Inhaftierung durch die Sowjets
1.7.1941 Eroberung Rigas durch die deutsche Wehrmacht
Juli 1941 Leiter der gynäkologischen Abteilung des Allgemeinkrankenhauses in der ehemaligen jüdischen Frauenklinik »Linas Hazedek« (»Anständige Unterkunft«) im lettischen Teil des Ghetto Riga; hohes Ansehen wegen seines aufopferungsvollen Einsatzes
Poliklinik im Frauen-Ghetto
Wohnt im lettischen Teil des Ghetto Riga; wohl auch im „Linas-Hazedek-Spital“ im kleinen Ghetto
8.12.1941 Ehefrau Grete vermutlich in Riga erschossen
Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 als Arzt im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Leiter der Krankenabteilung im ABA Mühlgraben
30.9.1944 Zwangsarbeiter des ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
1.10.1944 Ankunft Libau, SS-Sonderlager in Lettland, Arbeit im Hafen
22.12.1944 Tod in Libau in durch russische Fliegerbomben zerstörtem Luftschutzbunker
31.12.1944 Beisetzung der 13 Bombenopfer auf dem Jüdischen Friedhof in Libau
Gedenken
30.5.1997 Gedenktafel für die jüdischen Ärzte im Krankenhaus Moabit (seit 2001 geschlossen)
Grab-/Gedenkstein, Jüdischer Teil des Friedhofs Libau, Cenkones iela 18a; Foto Marek Furmanis
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1083928
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Marek Furmanis, Jüdische Begräbnisliste der am 22.12.1944 in Libau umgekommenen
Hirsch Jacobson, Das tragische Schicksal einer Familie in Riga, Stockholm 1992; Yad Vashem Archiv
https://de.wikipedia.org/wiki/Siegbert_Joseph
Fritz Dross, „Ausführer und Vollstrecker des Gesetzeswillens“ – die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie im Nationalsozialismus; Zeitschrift Geburtshilfe und Frauenheilkunde S01, 2016
https://www.gedenktafeln-in-berlin.de/nc/gedenktafeln/gedenktafel-anzeige/tid/juedische-aerzte-im/
List of names of Jewish residents of Latvia, the result of research by the Center for Judaic Studies at the University of Latvia under the supervision of Prof. Ruvin Ferber and with the cooperation of the Latvia State Historical Archives, 2002
Resident registration book, including the names of Jews, 5 Krasta Street in Riga, 1929 – 1944
Record Group: M.43 – Archives in Latvia
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020