Windmüller Max
*17.2.1920 in Emden; ✡ 21.4.1945 in Cham
Buchenwald – Häftlingsnummer 54573
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Moritz Windmüller *12.2.1878 in Emden; Schlachter; ✡ 2.5.1937 in Groningen
Mutter Jette Seligmann *23.3.1892 in Emden; *15.12.1942 inAuschwitz
Geschwister
Salomon Windmüller *12.10.10 in Emden; oo Ruth Kornblum *1907; beide mit Sohn Maurice Tod 31.3.1943 in Auschwitz
Isaac Windmüller *23.10.1915 in Emden; 1939 Emigration; ✡1999 in Israel
Ruth Windmüller *2.1.1923 in Emden; ✡1.5.2000 in Yakum, Israel
Emil Windmüller *19.4.1924 in Emden; ✡25.2.1972 im Kibbutz Yakum
Beruf Landarbeiter
Adressen Emden; Brummen, Weerselo, Assen; Paris, Avenue de Versailles 155
Heirat –
Braut Metta Lande *13.10.1924 in Wien; überlebt; ✡23.4.2017 in Ramat Gan
Kinder–
Weiterer Lebensweg
1926-1933 Jüdische Volksschule in Emden
1933 Flucht der Familie Windmüller über Delfzijl nach Beilen, dann Groningen
1937 Schwester Ruth auf der SS Galilea nach Haifa
9./10.11.1938 Verhaftung im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ im KL Dachau (unsicher)
6.12.1938 Entlassung aus dem KL Dachau
in den Niederlanden aktiv in der Hachschara-Bewegung, Jugend-Aliyah
2 Jahre Ausbildung in der Landwirtschaft auf einem Bauernhof bei Assen (Außenstelle der Deventer-Vereniging) zur Vorbereitung auf die Emigration nach Palästina
19.7.1939 geht er in Antwerpen mit seinem Bruder Isaak an Bord der SS DORA, Ziel Palästina.
Der Mossad-Agent Shmarya Zameret hatte im Juli 1939 in Holland den Dampfer DORA unbemerkt mit fast 500 geflohenen Juden aus Deuschland und Österreich beladen können.
Max, obwohl bereits an Bord, verzichtet auf die Passage, da er von
Ru Rudolf Cohen, dem Chef der Deventer Vereniging tot Vakopleiding (Ausbildung für Palästina-Pioniere),
gedrängt wird zu bleiben, um sich weiter für die gemeinsame Sache einzusetzen
Auf der Farm der Jugend-Alija in Loosdrecht, „Loosdrechtsche Raade“ lernt Max seine spätere Verlobte Metta Lande aus Wien kennen.
10.4.1940 Überfall der Wehrmacht auf die Niederlande
16. 8 1942 dreißig jüdische Jugendliche aus dem Heim der Deventer Vereniging in Loosdrecht können untertauchen, kurz bevor sie in das Judendurchgangslager Westerbork gebracht werden sollen.
12.8.1943 Internierung im Camp Westerbork
14.8.1943 Flucht aus Westerbork in einem Wäschewagen
18.8.1943 im Camp Westerbork als vermisst gemeldet
Schließt sich der Gruppe um Joop Westerweel an; von den insgesamt 716 in den Niederlanden „auf Hachscharah“ lebenden jungen Juden überlebten 393 durch das Engagement der Westerweel-Gruppe
Lebt dann verdeckt mit gefälschtem Pass unter dem Namen Cornelius Adringa
Aktiv bei der Schleusung von über 100 Juden aus Holland ab Toulouse über die Pyrenäen nach Spanien
April 1944 Verhaftung von Kurt Reilinger, Ernst Hirsch, Alfred Fraenkel und Susi Hermann infolge eines Verrates verhaftet in Paris, Mitglieder der Gruppe um Max Windmüller (Deckname Cor); Max Windmüller muss die Funktionen von Kurt Reilinger übernehmen
18. Juli 1944 geheimes Treffen der jüdischen Résistance zur Vorbereitung der Befreiung der Inhaftierten in der Rue Erlanger, Paris von der Gestapo gestürmt, infolge des Verrats durch den Doppelagenten Karl Rebh
Max Windmüller und andere Gruppenmitglieder wie André Amar, Henri Pohoryles, Ernst Appenzeller, César Chamy und Maurice Loebenberg, wurden verhaftet. Der Haftbefehl lautete auf Hochverrat, Feindbegünstigung und Spionage. Metta Lande (*13.10.1924 in Wien), Freundin von Windmüller war bei dem Treffen zufällig nicht anwesend.
Max Windmüller zunächst als politischer Nichtjude unter seinem Decknamen arrestiert. Die Verhafteten wurden in das Gestapo-Hauptquartier in die Rue de la Pompe verbracht, verhört und auch gefoltert, Loebenberg starb in der Folge. Die Gruppe wird über das Gefängnis Fresnes in das Lager Drancy gebracht. Von der Gruppe um Cor waren in Fresnes inhaftiert:
Kurt Reilinger (Nanno),
Paula Kaufmann,
Alfred Fraenkel (Tzippy),
Ernst Hirsch (Willy),
Ernst Ascher, Gert Sperber, Paul Wolf,
aus der französischen Gruppe u.a. René Kapel, Jacques Lazarus.
25.8.1944 vom BDS Paris mit seinem Freund Paul Wolff nach Buchenwald deportiert, Häftlingsnummer 54573; Unterbringung in Block 57 mit den aus Paris Deportierten Ernst Ascher, Ernst Hirsch, Paul Wolff, Gerd Sperber, Alfred Fränkel, Max Windmüller, Kurt Reilinger
16.9.1944 250 Häftlinge, überwiegend Franzosen und Russen, von Buchenwald in das Buchenwald-Außenlager Eisen- und Hüttenwerke AG Bochum an der Castroper Straße 228 , dort wurden Panzerplatten hergestellt.
Die Unterkünfte des KZ Außenlagers der Eisen- und Hüttenwerke AG Bochum lagen innerhalb der Werksmauern zwischen der Castroper Straße, der Karl-Lange-Straße und der in das Werk führenden Bahnlinie. Die genaue Lage dieser Unterkünfte unbekannt.
Die Bewachung des Lagers übernahm die zum Außendienst nach Bochum abkommandierte SS-Wache des KZ Buchenwald. Lagerkommandant war SS-Oberscharführer Johann Schmidt.
Max Windmüller „Stubenältester“ über den Schlafsaal mit 16 Mitgefangenen. Als er sich weigert, strenger durchzugreifen, muß er besonders schwere Arbeiten verrichten.
4.11.1944 schwerster Bombenangriff auf Bochum mit Zerstörung der gesamten Innenstadt, die E&H-Werke bleiben weitgehend verschont
18.3.1945 wurden die beiden Bochumer Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, das AL Bochumer Verein und das AL Eisen- und Hüttenwerke AG geräumt
18.3.1945 Auflösung des Außenlagers Brüllstraße, Rücktransport von 1361 Häftlingen nach Buchenwald; angeschlossen werden 632 Männer aus den E&W-Werken.
21. März 1945 Ankunft von 1942 Häftlingen im KL Buchenwald; Unterbringung im Wald in Zelten, dann Baracke 51 im „Kleinen Lager“
5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge)
6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.
6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt
3105 Juden in offenen und geschlossenen Güterwagen nach Flossenbürg abtransportiert, darunter auch Paul Wolff und Max Windmüller; ab Flossenbürg Todesmarsch zu Fuß Richtung Dachau
21.4.1945 bei Winklarn in der Oberpfalz hockt Max sich auf die Knie, um aus einer Pfütze zu trinken. Er kann nicht mehr aufstehen. Der Schuss der SS-Begleitmannschaft trifft ihn von hinten. Er ist sofort tot. Sein Freund Paul Wolff ist bei ihm und legt später Zeugnis ab.
21.4.1945 erschossen auf dem Todesmarsch in Winklarn nahe Neunburg vorm Walde
Gedenken
1947 Westerweel Monument bei Haifa
8.11.1998 die frühere Judenstraße wird von der Stadt Emden in Max-Windmüller-Straße umbenannt
2010 Film über Max Windmüller Deckname Cor – die dramatische Geschichte des Max Windmüller
Oktober 2012 Sieben Stolpersteine in Emden für Max, die Eltern und Geschwister
2015 Max-Windmüller-Gymnasium Emden
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de991732
http://www.mwg-emden.de/?Max_Windm%FCller
Mirjam Pinkhof (Hrsg.), De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Raade, 1998
https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/934198#Windm.C3.BCller_in_Frankreich
https://fr.wikipedia.org/wiki/Metta_Lande
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/151364/max-windm%C3%BCller#intro
https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/7421601?s=54573&t=222836&p=1
https://digitalcollections.its-arolsen.org/050302/place/zoom/324852/430673
https://digitalcollections.its-arolsen.org/0503/place/view/324852
https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/934198
ttps://www.nordmedia.de/pages/service/produktionsspiegel/subpages/deckname_cor/index.html
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997
Ein Bochumer Konzentrationslager – Geschichte des Buchenwald-Außenlagers des Bochumer Vereins. Aufsätze, Fotos, Dokumente, hrsg. v. VVN-BdA (Kreisvereinigung Bochum), Bochum 2019, 112 S., ISBN: 978-3-931999-25-4
Hubert Schneider, Ungarische Juden als Zwangsarbeiter in Bochum, in: Jan Erik Schulte (Hrsg) Konzentrationslager in Rheinland und Westfalen 1933-1945, Paderborn 2004
Rolf Abrahamsohn, Was machen wir, wenn der Krieg zu Ende ist? Klartext, 2010