Müntz Leo

Leo Leib Yehuda Minc, Leon Müntz

*22.11.1899 in Blendow, Krakau; ✡ 30.10.1981 in Jerusalem

Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos

Vater Moses Meyer Minc *1860 in Grodjec; ✡1943 Ghetto Lodz

Mutter Sara Krygier ; ✡1943 Ghetto Lodz

Geschwister unbekannt

Beruf Möbelhändler

Adressen Castrop, Mittelfeldstr. 246; Bochum-Gerthe, Lothringer Straße 26; zuletzt Kortumstraße 60; Paris 10. 9 Rue de Paradis; Aix-les-Bains

Heirat 7.4.1925 in Bochum Bertha Rothbaum *18.2.1903 in Dolina; ✡ 10.11.1972 in Paris

Schwägerin Lea Lustmann geb. Rotbaum *10.5.1888 in Krechowice; ✡ in Polen vor dem 8.5.1945

Schwager Chaim Karl Lustmann *8.2.1883 in Perechinsko /Galizien; ✡ in Polen vor dem 8.5.1945

Leo, Bertha, Siegfried (Siggy/Sidney) Alwin und Anne Rosa Müntz;
Foto © Privatarchiv Fam. Müntz / Levy / Sigal / Kohlengräberland

Kinder

Siegfried (Siggy/Sidney) Müntz *11.3.1926 in Bövinghausen; ✡26.7.2007 in Leeds; oo 1955 Sonia Rose Frieze

Alwin Müntz *11.9.1927 in Gerthe; ✡19.3.2016 in Leeds; oo 1958 Barbara Pearl Fox

Anne Rosa Müntz *4.7.1932 in Bochum; ✡10.11.2013 in Paris; oo 1955 Viktor Klagsbald

Neffe Max Lustmann *8.5.1923 in Bochum; 1939 nach England; ✡3.12.2001 in Israel

Weiterer Lebensweg

1919 Zuzug nach Bochum;

7.4.1925 Heirat in Bochum Bertha Rothbaum, bis dato bei ihren Eltern in Bochum Roonstraße 87 b, wo auch die verschwägerte Familie von Lea Lustmann-Rothbaum wohnt

1926 in Castrop-Bövinghausen Mittelfeldstr. 246, heute Castroper Hellweg in Bochum-Gerthe

1.4.1926 Eingemeindung des westlichen Teils von Bövinghausen zu Gerthe

1.8.1929 Eingemeindung von Gerthe zu Bochum

Das Möbelgeschäft und Wohnung befinden sich auf der Lothringer Straße 26 bzw. 30

1.4.1933 Möbelgeschäft Müntz von Boykottaktion und Schmierereien betroffen

10.11.1935 Verleumderischer Hetzbrief der „Deutschen Christen“ aus Gerthe gegen die Betreuung von Tochter Anne Rosa im Kindergarten der evgl. Frauenhilfe Gerthe

März 1938 Verlegung des Möbelgeschäfts in Bochum Gerthe, Lothringer Straße7

März 1938 Umzug von Gerthe in die Kortumstraße 60, hier hatte Schwager Chaim Karl Lustmann Wohnungen

10.11.1938 Geschäftslokal in Gerthe von SA verwüstet, Scheiben eingeschlagen

Leo Müntz in der Wohnung Kortumstraße 60 bewusstlos geprügelt und verhaftet; 3 Wochen in Polizeihaft

14.11.1938 Verhaftung der Ehefrau wegen „Beleidigung der Gestapo“ als „Mörder“

Unterbringung der Kinder für 6 Wochen in einem katholischen Kinderheim.

14.12.1938 Siegfried und Alwin Müntz nach England mit dem Kindertransport Berlin-Bielefeld-Hoek v. Holland-Harwich

Ende Dezember Entlassung von Leo Müntz

Ende Jauar/Anfang Februar 1939 Entlassung von Bertha Müntz aus Polizeihaft

Leo Müntz als Postadresse für Susi Schmerler, deren Eltern in Zbaszyn interniert sind;
Foto © Jüdisches Museum Berlin / Nachlass der Familie Schmerler üb. Hubert Schneider

17.5.1939 in Bochum mit Ehefrau Berta und Tochter Anne Rosa bei Minderheiten-Volkszählung

Juni 1939 Emigration nach Brüssel

10.5.1940 Einmarsch der Deutschen Wehrmacht nach Belgien; Zwangsregistrierung

August 1942 Einsetzen der Massentransport von Mechelen nach Auschwitz; Flucht nach Grenoble, Südfrankreich;

Mitte 1943 Tochter Anne Rosa mit weiteren Kindern unter 12 Jahren von Fluchthelfern der „OSE“ („OEuvre de Secours aux Enfants“) illegal in die Schweiz

Leo und Bertha überleben in der Illegalität.

Nach 1945 Umzug nach Aix-les-Bains; Eröffnung eines Restaurants

9.12.1949 Brief von Leo Müntz aus Paris an Siegbert Vollmann, Jüdische Gemeinde Bochum

1978 Umsiedlung nach Israel

30.10.1981 Tod in Jerusalem

Gedenken

14.6.2022 Stolpersteine für die Familie Müntz in Bochum Gerthe Lothringer Straße 30 im Beisein von 16 Nachkommen von Leo und Bertha

Kommentar

Es bleibt die Frage, wieso Leo Müntz als polnischer Jude nicht bei der ersten Polenaktion am 28.Oktober 1938 nach Zbaszyn ausgewiesen wurde. Vermutlich war ihm bereits in den Jahren 1933/1934 die in den 1920er Jahren erworbene deutsche Staatsbürgerschaft auf der Grundlage des „Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft“ vom 14. Juli 1933 aberkannt worden.

Als Staatenloser konnte er nicht nach Polen abgeschoben werden, sodass er ungewollt die Chance erhielt, seine Söhne mit Kindertransport nach England zu schicken und sich selbst zusammen mit seiner Frau und Tochter durch Emigration nach Frankreich retten konnte.

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Lebenserinnerungen von Alwin Müntz, Interview seiner Enkeltochter

www.kohlengraeberland.de/leo-bertha-muentz-und-ihre-kinder/

Hubert Schneider (Hrsg.) Das Tagebuch der Susi Schmerler, eines jüdischen Mädchens aus Bochum, LIT-Verlag, 2018

Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010

Hubert Schneider, Leben nach dem Überleben; LIT-Verlag 2014

Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000

Manfred Keller/Gisela Wilbertz (Hg.), Spuren im Stein. Ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, Essen 1997

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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