Coppel Werner

Werner Izchak Coppel

*22.2.1925 in Moers; ✡ 26.2.2016 in Montgomery, Ohio

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Karl Coppel *17.11.1881 in Osterath; ✡Tod in Riga

Mutter Gudula Jonas *2.1.1894 in Walberberg, Bonn; ✡ Tod in Riga

Geschwister

Günter Coppel *23.8.1930 in Moers; ✡nach dem 17.12.1941 in Riga

Beruf

Adressen

Heirat 5.3.1946 in Berlin Trudy Irmtraut Ester Silbermann *12.8.1921 in Gleiwitz; ✡11.3.2013

Kinder

Ronald Coppel *25.1.1948

Weiterer Lebensweg

Vater Karl im 1. Weltkrieg Infanterist der 3. Kompagnie des Reserve-Infanterie-Regiment 57 zweimal leicht verwundet gemeldet, am 10.9.1917 Korrektur als „in (französische) Gefangenschaft“ gemeldet

Moritz Coppel aus Moers, Unteroffizier der 5. Kompagnie des II: Bataillon des Infanterieregiments Nr. 56 (Wesel) bereits am 1.11.1914 als „gefallen“ gemeldet

Gustav Coppel Reservist der 5. Kompagnie des II. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 56 (Wesel) ebenfalls am 1.11.1914 als „“schwer verwundet“ gemeldet

Preußische Verlustlisten vom 1.11.1914, 4.7.1916, 16.7.1917 und 10.9.1917, Seiten 2131, 13213, 19644 und 20504

1931-1939 8 Jahre Jüdische Volksschule Am Neumarkt in Moers

1938 Bar Mitzwa in der Moerser Synagoge

1939-1940 einige Monate in einer Moerser Ziegelei

17.5.1939 mit den Eltern bei Minderheiten-Volkszählung

30.3.1940 zur Hachschara in Havelberg/Mark, Umschulungslager des Hechaluz

Coppels Chronik für den IRO Antrag

Wechsel von Havelberg nach Ellguth

27.5.1941 von Ellguth nach Auflösung nach Neuendorf

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

31.7. 1941 Auflösung des Hachscharalagers Havelberg;

1941 letzter Besuch bei den Eltern in Moers im Judenhaus Uerdinger Straße

Okt. 1942 Auflösung Ahrensdorf; Verlegung in das Lehrgut Neuendorf im Sande;

11.12.1941 Eltern und Bruder Günther von Düsseldorf nach Riga deportiert

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

1943 eingesetzt als Waldarbeiter in den Forsteinsatzlagern Berkenbrück und März April Gut Wulkow bei Hangelsberg Peter Kirschstein, Ralf Löwenstein, Werner Koppel, Günter Schäfer

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

13.3.1943 Beschwerde der Preußischen Forstverwaltung Berkenbrück

10. 4.1943 Aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße

19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejerano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. Schimschon und Esther hatten sich getrennt, sie hatte inzwischen ein Auge auf Eli Heymann geworfen, an dessen Seite sie den Transport in die Hölle überstand.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Auschwitz-Häftlingsnummer  117013

Artur Posnanski erzählt:

„Ich erinnere mich, dass Werner Coppel einmal ein weißes Bettlaken von seier langjährigen Chawerah Chana erhielt. Das war eine Seltenheit. Dieses Laken wurde zu Kultgegenstand!“

Die Evakuierung von Auschwitz

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner  30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; 56 000 Häftlinge; aus dem KL Monowitz ca. 10000 Häftlinge auf dem Todesmarsch über 42 km von Monowitz nach Nikolai

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

Übernachtung in einer Ziegelei in Nikolai. weitere 25 km bis nach Gleiwitz

19. 1.1945 Ankunft im Eisenbahnknotenpunkt Gleiwitz. Von Gleiwitz werden ca 9000 in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück

Werner Coppel gelingt bei Gleiwitz die Flucht. Er kann sich bis zum Eintreffen der „Roten Armee“ in den Wäldern verstecken. In Gleiwitz trifft er die Krankenschwester Trude Silbermann.

August 1945 geht er mit Trudy Silbermann nach Berlin untergebracht im Jüdischen Durchgangslager Berlin-Wittenau; sie helfen beim Aufbau der kleinen Synagoge.

5.3.1946 lassen sie sich von dem in Berlin überlebenden Rabbi Martin Riesenberger trauen – die erste Trauung in der Synagoge. Als Riesenberger ihn ermuntert, sich von den aus Verstecken geholten rituellen Dingen etwas zu nehmen, sucht er sich einen Tallis (Gebetsschal) aus. Riesenberger (der „Rote Rabbi“) wird von den neuen Machthabern in der SBZ zum Rabbi zum Obersten Rabbi der späteren DDR ernannt.

20.- 27.7.1949 mit Frau und Sohn auf US Marinetransporter von Bremerhaven nach New York;

Zieladresse ist die Schwiegermutter Elis. Silbermann in Cincinnati

1954 Einbürgerung in Ohio

Engagiert in jüdischen Organisationen; erfolgreicher Geschäftsmann

2000 zur 700 Jahr-Feier mit Frau Trudy in Moers (Foto Hans-Helmut Eickschen)

26.2.2016 Tod in Montgomery, Ohio

Gedenken

30.10.1979Pages of Testimony für seine Eltern und Bruder Günther von Werner Coppel

Foto Billion Graves

Grabstein für Werner und Trudy Coppel auf dem United Jewish Aka Cemeteries Montgomery

Quellen

Sunday Star News 20.4.1997

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

Artur Posnanski, Ein Nach-Auschwitz-Bericht, autobiografischer Bericht für die UNO, 1985; in: Träume und Hoffnungen Heft 5, Ahrensdorf, undatiert

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de903397

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006377

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de903397

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411211-8.jpg

Preußische Verlustlisten vom 1.11.1914, 4.7.1916, 16.7.1917 und 10.9.1917, Seiten 2131, 13213, 19644 und 20504

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

Bericht Jizchak Koppel für Julian Hirszhaut auf polnisch, 1945

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=IE2928045

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

https://www.spiegel.de/geschichte/esther-bejarano-ist-tot-erinnungen-an-den-sommer-1945-a-06923ddf-6dc0-4c75-8136-011be044df7a

https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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