Baumgarten Hanni

Hanni Baumgarten

*13.10.1920 in Erfurt; ✡   2008 in Tel Aviv

 1939 Stadtarchiv Verden

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Salomon Baumgarten *8.7.1879 in Achim; ✡28.3.1925 in Erfurt

Mutter Berta Höxter *4.9.1890 in Ziegenhain; ✡29.5.1929 in Erfurt

Tante Henriette Goldschmidt geb. Baumgarten *14.4.1877 in Achim; ✡in Minsk

Geschwister

Henry Horst Baumgarten *11.11.1924 in Erfurt; 28.1.2005 in Southfield, Michigan

Beruf Schneiderin

Adressen Erfurt; Verden, Große Straße 56

Heirat 1946 Heinz Friedmann *27.2.1919 in Römhild; ✡31.1.2006

Kinder zwei

Weiterer Lebensweg

1929 nach dem Tod der Eltern zu Tante Henriette Goldschmidt nach Verden

1929-1933 Volksschule in Verden

Bruder Horst zu Familie Julius und Amalie Löwenstein

1932 bis 1937 Besuch des Lyzeum, heute Gymnasium am Wall in Verden

1937 muss sie das Lyceum verlassen;

1937 – Nov. 1938 Lehre als Damenschneiderin in Bremen

7.11.1938 Ankunft von Heinz Friedmann mit der Jugendalija in Haifa

Bruder Horst besucht die Nicolaischule

Juni 1939 Bruder Horst zur Jüdischen Gartenbauschule nach Ahlem ab,

September Bruder Horst zur Hachschara nach Dänemark

August 1939 bis Februar 1940 im Landwerk Ahrensdorf

Februar 1940 Wechsel in das Lager Ellguth

10.8.1940 abgemeldet aus Ahrensdorf, zunächst Zugfahrt über Neisse nach München, weiter nach Wien

16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Reiseleiter war Efraim Frank

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

7.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenzen Heinz Fürster und Dr. Gustav Löwenstein, Natanja an

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 jüdische illegale Einwanderer auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Weitere Ereigniss in der Familie

18.11.1941 Tante Henriette Goldschmidt nach Minsk deportiert

5.10.1943 Verhaftung der deutschen Juden im besetzten Dänemark; Bruder Horst auf Transport XXV/1 mit 20 weiteren Chaluzim der Jugendalija in Dänemark, insgesamt 83 in Dänemark Inhaftierten nach Theresienstadt

13.4.45 Vorbereitung auf den Abtransport in einer Kaserne in Theresienstadt

14.4.1945 Elf weiße Busse zur Befreiung der 450 dänischen Inhaftierten mit den „Weißen Bussen“ des schwedischen Roten Kreuzes aus Theresienstadt nach Schweden

1940 Hanni als Näherin in Natanya; im Moschaw einer Cousine in der Landwirtschaft;

Oktober 1941 heftiger Schub einer MAlaria

Wieder nach Natanja, Hausschneiderin

Kadima;

1942 Heirat mit Heinz Friedmann

Zwei KInder, zwei Enkel

Gedenken

28.4.1999 Page of Testimony für Tante Henriette von Hanni Friedmann

17.4.2000 Page of Testimony viele Chawerim aus Ahrensdorf von Hanni Friedmann: Gerda Angress, Günter Bähr, Rolf Baruch, Esther Binder und mehr als 20 weitere Ahrensdorfer

Grabstein auf dem Yarkon Cemetery, Petah Tiqwa,

2022 Stolperstein für Hanni Baumgarten, Große Straße 56, Verden

2015 im Buch Urs Faes, Ein Sommer in Brandenburg, als „Johanna“ beschrieben

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://pogrome1938-niedersachsen.de/category/startseite/page/2/

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9968290

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Manfred de Vries, Mauritius – Insel des Lebens, BtJ-Magazin, April 2019

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561

www.raoulwallenberg.net/general/ruth-kl-uuml-ger-mossad-le/

Rudolf Stern (Chawer aus Dortmund), Meine Aliyah – 13. Oktober 1939 – 29. Januar 1940; unveröffentlichtes Manuskript, 1987

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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1 Kommentar

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    mit gefällt der Eintrag sehr gut. Es müsste nur bitte ein kleiner Fehler korrigiert werden: Unter dem Eintrag Schneiderlehre in Bremen stehen folgende Daten: vom Nov. 1937 bis 1928
    Das verwirrt beim Lesen leider sehr.

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