Berkowicz Hans

Hans Berkowicz später Chanan Yavor

*8.11.1911 in Köln; ✡ 23.5.1979

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Eduard Berkowicz *24.11.1883 in Posen; ✡ 22.10.1953

Heirat der Eltern in Köln 22.12.1910

Mutter Frieda Mayer *16.11.1884; ✡ 7.12.1946 im Kwuzat Schiller Rehovot

2.Ehe des Vaters 4.11.1950 mit Oentje Roelofje Bergema

Schwester

Rachel Berkowicz *1920 in Köln; ✡9.1.1972 im Kwuzat Schiller Rehovot; oo Shlomo Golan (Guillen)

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Köln; Westerkappeln;  

Heirat Hilde Pnina Schorr *23.5.1921in Teplice-Sanor, CSR ; 5.8.1990

Kinder

Die Hachschara Bewegung

In den ersten acht Jahren der Nazi-Diktatur bis zum Beginn des Russland-Feldzuges 1941 wurden Auswanderungsaktivitäten jüdischer Organisationen nicht nur geduldet, sondern sogar gefordert.

Am 25. August 1933 wurde nach dreimonatigen Verhandlungen zwischen der Jewish Agency, der Zionistischen Vereinigung für Deutschland und dem deutschen Reichsministerium für Wirtschaft zur Erleichterung der Emigration und Förderung des deutschen Exports eine entsprechende Vereinbarung geschlossen.

Im gesamten „Deutschen Reich“ entstanden überwiegend landwirtschaftliche Ausbildungsstätten für jüdische Mädchen und Jungen, sogenannte Hachschara-Stätten (Hachschara hebräisch für Ertüchtigung).

So bestanden 1935 31 Hachschara-Lehrbetriebe für Landwirtschaft und Gärtnerei in Deutschland, in denen sich die „Chaluzim“ (hebräisch für Pioniere) durch Erlernen eines landwirtschaftlichen Berufs für ihre Auswanderung nach Palästina (Alija) vorbereiteten.

Der entsprechende Nachweis durch die jüdische Dachorganisation Hechaluz bildete die Voraussetzung für die Ausstellung eines Einreisevisums durch die britischen Behörden auf der Basis eines sogenannten „Arbeiterzertifikats der Kategorie C“. Von den ab 1933 nach Palästina auswandernden deutschen Juden gehörten „etwa 36 % zur »Mittelstandseinwanderung«, über das Kapitalisten-Zertifikat (Kategorie A), die 1000 Palästina Pfund mitbringen mussten. Etwa 32 % der Einwanderer waren Arbeiter der Kategorie C.

Zwischen 1933 und 1938 konnten mehr als 18.000 jüdische Jugendliche aus Deutschland emigrieren, überwiegend zur Alija nach Palästina. Das war etwa jeder vierte aus der Generation der 6- bis 25-jährigen.

Hof Stern in Westerbeck

Der erste Hachschara-Hof in Westfalen entstand in der Gemeinde Westerkappeln. Die Umschulungs- und Einsatzlager des RVJD in Bielefeld und Paderborn folgten erst später und bestanden von 1939 bis 1943. Die Brüder Leo (1900-1938) und Rudolf Stern (1898-1957) aus Osterkappeln hatten den Hof Elstroth, Westerbeck mit der Hausnummer 74 in der Gemeinde Westerkappeln mit 20 Hektar Land Ende 1932  bei einer Zwangsversteigerung erworben. In den Jahren 1933 bis 1938 verpachteten sie den Großteil ihres Hofes Stern an den jüdischen Pfadfinderbund „Makkabi Hazair“, der hier eine landwirtschaftliche Ausbildung für die mittlere (14-17 Jahre) und die reguläre Hachschara(>17 Jahre) anbot.

Januar 1934 Beginn der Hachschara; die ersten Chawerim heißen Henry Cohen (Barmen), Edgar Ambursky (Leipzig) und Markus Lichter (Chemnitz)

1934-1938 arbeiteten und lernten hier 97 „Chaluzim“ (hebräisch für Pioniere) 31 Mädchen und 66 Jungen, im Mittel 19 Jahre alt. Manche blieben nur wenige Tage, andere bis zu eineinhalb Jahren zwei allerdings sogar zweieinhalb Jahre

1937 in Westerbeck auf dem Hof Stern 27 Bewohner gemeldet

Von Juni 1936 bis zum Februar 1938 verließen viele Jugendliche den Hof, zumeist in ihre Heimatorte, 18.2.1938 18 Personen abgemeldet aus Westerbeck. Dieser Exodus markiert wohl das Ende der strukturierten Hachschara-Ausbildung.

März -August 1938 nur noch fünf Chaluzim auf dem Hof gemeldet.

Die Leitung des Hofes lag zuletzt (Mai-November 1938) bei dem aus Syke bei Bremen stammenden Ehepaar Dora und Siegfried Löwenstein, die mit ihrer Tochter Grete auf dem Hof lebten.

9./10. November 1938 in der Pogromnacht überfiel ein SA-Trupp den Hof. Das Verwalterehepaar Löwenstein wurde brutal misshandelt, das Mobiliar wurde zerstört, Fensterscheiben wurden zerschlagen. Vier junge Männer lebten zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Hof Stern: Fritz Goldschmidt, Schwiegersohn des Verwalterehepaares Löwenstein,  Julius Weinberg, Hans Bensew, Rudi Frank, werden mit Verwalter Siegfried Löwenstein festgenommen und in Westerkappeln inhaftiert. Während Löwenstein nach einer Woche auf den Hof zurückkehren konnte, wurden die vier anschließend für einige Wochen ins KZ Buchenwald verschleppt. Nur Rudi Frank kann später nach Santo Domingo flüchten.

3.12.1938 Zwangsverkauf des Hofes an den Landwirt Heinrich Pöppelwerth aus Haustenbeck/Lippe

Weiterer Lebensweg

Hans Berkowicz zur Hachschara auf den Hof Westerbeck/Stern,Hachscharalager des jüdischen Pfadfinderbundes „Makkabi Hazair“ auf Gut Westerbeck in Westerkappeln

abgemeldet aus Westerkappeln;

14.9.1939 Einreise von Hans Berkowicz in Palästina

28.3.1939 Einreise von Hilde Schorr mit Kapitalisten-Zertifikat A(1) in Tel Aviv

11.3.1946 Einbürgerung in Palästina

Karriere als israelitischer Diplomat

Präsidentin Golda Meir, Pnina und Chanan Yavor (Hans Berkowicz)
März 1969 wurde Golda Meir als Nachfolgerin des verstorbenen Levi Eshkol zur Ministerpräsidentin gewählt

Konsul, Minister, Botschafter für Israel in Ghana, Liberia, Nigeria und Vertreter in den United Nations

1958-1960 zunächst Konsul dann Botschafter für Israel in Akkra, Ghana

1960-1963 Botschafter für Israel in Nigeria

16.8.1963 Botschafter für Israel in Conakri, Guinea

Konsul, Minister, Botschafter für Israel in Ghana, Liberia, Nigeria und in den United Nations

Schicksal der Eltern

1935 Flucht der Eltern aus Köln nach Amsterdam

Vater betreibt einen Tabakwarenladen auf der Jodenbresstraat 18

18.2.1942 „Politie Rapport“ Diebstahl der Winterjacke von Eduard Berkowicz in Amsterdam

9.10.1942 „Politie Rapport“ Einbruch in den Tabakwarenladen von Eduard Berkowicz in Amsterdam

20.6.1943 in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork

11.1.1944 Bergen-Belsen-Transport als Austauschjuden mit Palästina-Verklaring

Die Eltern sind Überlebende von Theresienstadt

Gedenken

Chanan Yavor Prize for the best paper in development economics

Quellen

Jüdische Einwohner von Westerkappeln seit 1933 mit Belegungsliste Westerbeck, erstellt von der Gemeinde Westerkappeln am 14.11.1946

Personenkarte von Hof Stern in Westercappeln, Westerbeck Nr. 74

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/130258563

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Berkowicz%22%7D

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Gisbert Strotdrees, Kibbuz Westerbeck (Hof Stern), in: Hachschara als Erinnerungsort, 12.12.2022

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/4

https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/ein-kibbuz-in-westfalen/

https://www.wochenblatt.com/landleben/nachrichten/fluchtpunkt-landwirtschaft-ein-bauernhof-als-rettende-insel-12528911.html

https://archive.org/stream/MitteilJdischerPfadfinder/Nr.%2010%20%281936%29_djvu.txt

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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1 Kommentar

  1. Es ist ein Trauerspiel wie Bürger aus Schmallenberg (meiner Geburtsstadt) mit
    Herrn Frankenthal umgegangen sind und dieser Holthaus der dafür sorgte, dass die gesamte Familie Frankenthal nach Ausschwitz verbracht wurde und dann bis auf die zwei Brüder Frankenthal in Ausschwitz ermordet wurden. Die einzige Familie König Inhaber des Cafe König müssten eigentlich mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet werden denn sie haben dafür gesorgt, dass H. F. Gegenstände aus seiner Wohnung zurück erhielten. Einen Sohn von Holthaus habe ich mal persönlich kennen gelernt als er nämlich dreckig grinsend einem vor ihm stehenden (Mitglied der Phadfindergruppe) einen solchen Stoss versetzte, dass der hier durch einen Zahn verlor. Fazit: Was soll aus so einem Typen bei dem Vater anderes werden!!!!!

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