Frohmann Karola

Karola Frohmann geb. Elter

*23.1.1911 in Bamberg; Überlebende „Verlorener Zug“

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Shraga Meir Elter

Mutter Hanna *1884

Geschwister

Leopold Elter *13.12.1912 in Bamberg; ✡ vor 1945

Beruf Lehrerin, Hauswirtschafterin; Madricha

Adressen Bamberg; Steckelsdorf; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam, Merwedeplein 45; Hummelo

Heirat Adolf Gerson Frohmann *17.10.1912 in Geilenkirchen; ✡16.1.1942 in Mauthausen

Tochter Eva Chawa Frohmann *9.12.1937 in Breslau; Überlebende „Verlorener Zug“

Weiterer Lebensweg

Ehepaar Karola und Adolf als Madrichim in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II.

Träger ist ab 1933 der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘, zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD

Lagerleiter ist Dr. Benjamin Abrahamson, ab 1941 Kurt Silberpfennig

10.11.1938 Verwüstung des Landwerk Steckelsdorf im Novemberpogrom, Verhaftungen und zahlreiche Abtransporte

9.1.1939 Ehemann Adolf flüchtet nach dem Pogrom in Steckelsdorf in die Niederlande

17.5.1939 Karola und Tochter Eva Frohmann noch in Steckelsdorf bei Minderheitenzählung

13.6.1939 Karola und Tochter Eva Frohmann von Breslau nach Gouda, Spieringstraat 1

Juni 1939 Adolf als Religionslehrer im Alijazentrum in Gouda

3.2.1940 Ehepaar Frohmann als Madrichim ins Werkdorp Wieringermeer

Auflösung des Werkdorp und die zweite große Razzia in Amsterdam

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten; Frohmann bei Gastfamilie Levy, Merwedeplein 45

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 Adolf Frohmann misstraut der Zusage, die Werkdorper könnten ins Werkdorp zurück und versucht noch die anderen zu warnen, wird aber dabei selber festgenommen

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

Überleben von Karola und Tochter Eva – der „Verlorene Zug“ von Bergen-Belsen nach Tröbitz

Karola als Hauswirtschaftsleiterin mit Tochter Eva in das Jugendhaus des Judenrates

16.12.1941 mit ihrer Tochter nach Hummelo als Wirtschaftsleiterin in den Kibbuz Laag Keppel

10.4.1943 Festnahme aller Kibbuzbewohner, Verbringung nach Vught

6.6.1943 von Vught in das Judendurchgangslager Westerbork gebracht

15.3.1944 Karola und Tochter Eva von Westerbork als Austauschjuden in das Sternlager von Bergen Belsen

10.4.1945 Evakuierung der Austauschjuden in drei Zügen von Bergen-Belsen mit dem Ziel Theresienstadt

23.4.1945 Ankunft Tröbitz, Fahrt endet an der gesprengten Elsterbrücke „Verlorener Transport“

Befreiung durch die Rote Armee, General Tschukow; In Tröbitz starben noch viele nach der Befreiung an Flecktyphus

Juli 1945 Rückkehr über Mamelis/Vaals in die Niederlande

Gedenken

30.11.2004 Pages of Testimony für ihren Vater Adolf und die Großmutter Hanna Elter von Eva Frohmann Per

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de871438

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de871462

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1629468

https://www.joodsmonument.nl/nl/page/226518/adolph-gerson-frohmann

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130289702

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Frohmann%22%7D

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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