*8.6.1922 in Magdeburg; ✡ nach Juli 1939 in Polen
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Samuel Sigi Nemlich *4.1893 in Rozniatow; nach Nov. 1938
Heirat der Eltern am 15.4.1921 in Magdeburg
Mutter Anna Chaje Mania Silberschein; *17.1.1903 in Kolomea; ✡ nach Juli 1939 in Polen
Geschwister
Jakob Jack Nemlich *15.7.1925 in Magdeburg; ✡ nach Juli 1939 in Polen
Leopold Arie Nemlich *14.7.1926 in Magdeburg; ✡ nach Juli 1939 in Polen
Beruf „Schlosserlehrling“, landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Magdeburg, Tischlerkrugstraße 11 a; Hamburg, Klosterallee 9; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Vater Samuel betreibt mit Bernard Herz eine Großhandlung für Kurz- und Galanteriewaren „ Posamentierwaren“
Schlosserlehre Hachschara in Hamburg
19.5.1937 Mai 1937 Beginn eines Kurses in der Schlosserei Lehrwerkstatt der jüdischen Gemeinde Hamburg in Harvestehude; in der Klosterallee bestand ab Mai 1937 ein Wohnheim für Teilnehmer der Mittleren-Hachschara; der Jüdische Religionsverband betrieb hier eine Schlosserei mit 60 Ausbildungsplätzen;
24.6.1938 nach Halberstadt
Die erste Polenaktion 28.10.1938
27.10.1938 Vater Samuel mit über 100 anderen aus dem Osten stammenden Magdeburger Juden
verhaftet und im Polizeigefängnis festgesetzt.
28.10.1938 Abschiebung des Vaters Samuel Nemlich von Magdeburg nach Zbaszyn.
Nachdem seine Frau Reisegeld nach Zbaszyn geschickt hat, kann er zu Verwandten nach Rozniatow reisen
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
1938/39 Isidor Nemlich zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
17.5.1939 Isidor Nemlich in Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung
11.7. 1939 Isidor mit der Mutter und beiden Brüdern trotz deutscher Staatsangehörigkeit nach Polen ausgewandert; die Umzugsliste enthält u.a.:
“3 Bände 5 Bücher Mose, 1 kleine Bibelrolle, 10 Festtagsgebetbücher und 20 Gebetbücher”
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
Nach dem Einmarsch der Deutschen wird die Familie in das Ghetto Lemberg eingewiesen
1943 Auflösung des Ghetto Lemberg
Tod in Polen vor 1945, keine weiteren Daten
Gedenken
27.3.1957 Pages of Testimony für die Familie Nemlich vom Bruder der Mutter Zwi Silberstein
Stolpersteine für Isidor Nemlich und seine Familie in Magdeburg
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12666076
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Stadtarchiv Magdeburg; Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg;
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020